Rechtsextremismus

Seehofer gibt Blockade auf: Rassismus-Studie kommt nun doch

Vera Rosigkeit20. Oktober 2020
Untersuchungen zu Rassismus innerhalb der Polizei sollten kein Tabu sein – gerade für die vielen verfassungstreuen Polizist*innen.
Untersuchungen zu Rassismus innerhalb der Polizei sollten kein Tabu mehr sein
Untersuchungen zu Rassismus innerhalb der Polizei sollten kein Tabu sein – gerade für die vielen verfassungstreuen Polizist*innen.
Untersuchungen zu Rassismus innerhalb der Polizei sollten kein Tabu sein – gerade für die vielen verfassungstreuen Polizist*innen.
Nun also doch: Bundesinnenminister Horst Seehofer stimmt einer Rassismus-Studie in der Polizei zu. Bereits am Montag hatte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz verkündet: „Eine Studie hätte längst in Auftrag gegeben sein müssen.“ Was geplant ist.

Nach langer Blockadehaltung scheint Bundesinnenminister Horst Seehofer seinen Widerstand gegenüber einer Rassismus-Studie in der Polizei aufgegeben zu haben. Dabei gab es in der aktuellen Vergangeheit mehr als genug Gründe, über rechtsextreme Netzwerke und sogenanntes „Racial Profiling“ in der Polizei aufzuklären.

Am Dienstag Mittag verkündeten Nachrichtenagenturen, dass Seehofer nun doch einer Rassismus-Studie in der Polizei zustimme. Vorausgegangen war ein Interview mit Vizeklanzler und SPD-Finanzminister Olaf Scholz im COSMO-Podcast „Machiavelli“ des WDR. Auf die Frage, ob es eine Studie geben werde, antwortete Scholz dort am Montag: „Davon bin ich ziemlich überzeugt“.

Er sei zuversichtlich, „dass wir eine Lösung hinkriegen“, erklärte Scholz. Vermutungen darüber, warum sich Seehofer bislang geweigert habe, eine solche Studie in Auftrag zu geben, wollte Scholz nicht äußern, machte aber klar, dass es einen Weg geben müsse, der deutlich mache, dass die große „Mehrheit der Polizistinnen und Polizisten, die gute Arbeit leisten, sich nicht mit gemeint fühlen, wenn man dafür sorgt, dass man rausfindet, dass es auch Dinge gibt, die ziemlich schlecht laufen“, so der Kanzlerkandidat der SPD. Und fügte hinzu: „Eine Studie hätte längst in Auftrag gegeben sein müssen.“

Was geplant ist

„In der Studie zum Polizeialltag sollen neben Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in der Polizei auch Gewalt und Hass gegen Polizist*innen untersucht werden“, betont Dirk Wiese, Vize-Fraktionschef der SPD im Bundestag am Dienstag. Darüber hinaus soll eine weitere Studie über Alltagsrassismus in der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen die Entwicklung und Verbreitung von Diskriminierung erforschen, fügt er auf Twitter hinzu. „Es sei eine sehr gute Entscheidung, denn wir dürfen unsere Polizist*innen nicht alleine lassen.“

SPD-Innenminister vornweg

SPD-Innenminister der Länder hatten bereits zuvor angekündigt, dass sie für Studien zum Thema Rassismus bei der Polizei nicht länger auf Seehofer warten und „notfalls auch allein“ handeln wollten. Das hatte Thüringens Innenminster Georg Maier (SPD) bereits im September klar gemacht und eine eigene Studie der SPD-regierten Bundesländer in Aussicht gestellt. Auch Niedersachens Innenminister Boris Pistorius forderte eine Extremismusstudie. Sie sollte auch langfristig untersuchen, wie demokratiefest die Beamten sind. „Offensichtlich gibt es immer wieder Glutnester antidemokratischen Verhaltens, die wir schnell erkennen und ersticken müssen", erklärte Pistorius gegenüber dem NDR im Oktober.

GdP über „Rassismusuntersuchung“

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt den am Dienstag bekanntgewordenen Kompromiss der Regierungsparteien in der Diskussion über eine sogenannte Rassismus-Studie. So könne geklärt werden, „welche Ursachen es für extremistisches Handeln und Denken gibt, warum sich Vorurteile gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen womöglich verfestigen und der Eine den hohen Belastungen im Dienstalltag standhalte, und der Andere offenbar weniger widerstandsfähiger ist“, betonte GdP-Vize Jörg Radek. Eine nachhaltige Studie müsse klare, nachvollziehbare Lösungsansätze vorhalten, fügte er hinzu.

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Kommentare

Kein Dienst am Vaterland...

...ist es wenn Seehofer und einige der Länder-Innenminister meinen, es gelte die Ehre der PolizistInnen ausgerechnet vor denjenigen zu schützen die (nicht nur !) aus traurigen aktuellen Anlässen und aus guten Gründen eine zielgerichtete Untersuchung nach rassistischen und antisemit. Tendenzen und Netzwerken innerhalb unserer Sicherheitsbehörden fordern !!!
Es zeugt von falsch verstandenem Amtsverständnis und von der Angst vor Transparenz, wenn von Seehofer und einigen Amtskollegen posaunt wird, es sei ja bei der Polizei auch nur der Spiegel der Gesellschaft zu erwarten !
Hallo !? Gerade als Innenminister sollte man doch erkannt haben, dass an Arbeitende in Sicherheitsbehörden die Menschen, Staat und Demokratie schützen sollen, höhere Anforderungen an Demokratiefestigkeit und Schutz v. Menschenwürde zu stellen sind, als an den sehr diffusen Querschnitt unserer Gesamtbevölkerung !
Dass u.a.die Personalnot in unseren Sicherheitsbehörden möglicherw. dazu geführt hat, dass bei Rekrutierung und Transparenz nicht mehr so genau hingeschaut wird ist richtig, ab. eine andere Baustelle !
Dümmlich mutet es an, wenn diese Politiker im Vorfeld der Studie erkl. es gebe gar kein Problem !

Racial Profiling

Vor Jahrzehnten berichteten mir schon meine dunkelhäutigen Freund und Bekannte von permanenten Kontrollen durch die Polizei, und nun soll das was Neues . zu Untersuchendes sein ?
Auf rechtsradikale Umtriebe bei der Polizei soll der Verfassungsschutz achten, eine Behörde in der genau dieses Phänomen wahrscheinlich noch verbreiteter ist ?
Aufklärung rechtsradikaler Umtriebe bei der Polizei, der Bundeswehr und anderer Behörden ist seit langem notwendig, aber dazu braucht es eine wirklich von diesen Behörden unabhängige Institution. Ist das zu schaffen ?
Der Olaf Scholz sollte leiser treten, denn er war der Chef des Hamburger Oberpolizisten Dudde dessen unverhältnismäßige Einsätz (gegen Schwarze, Weiße, Demos) dessöfteren von den Gerichten im Nachgang als rechtswidrig bezeichnet wurden.