Horst Köhler geht. Offenbar fühlt er sich beleidigt von hämischen Kommentaren im konservativen Lager und in seiner Amtsehre gekränkt. Also macht er den "Lafontaine", der der Namensgeber ist
für diese Form der Beweglichkeit. Ein Verantwortungsflüchtling mehr. Keine Erklärung ist das allerdings für
seine in Afghanistan mitgeteilte und aus dem Hut gezauberte neue Sicherheitsdoktrin, mit der die Bundeswehr die Aufgabe erhalten sollte, unsere
wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Vielleicht nur ein Lapsus oder ein Versprecher, wie ihm manche Kommentatoren nahe legten. Aber statt sich zu erklären, nun der Rücktritt.
Damit legt er der Kanzlerin und CDU-Vorsitzenden einen riesigen Brocken vor den Schreibtisch, die so entschieden für seine ja nicht unumstrittene zweite Amtszeit gekämpft hatte.
Die schwarz-gelbe Liebesheirat erfährt einen weiteren Stoß.
Sie kann daran scheitern. Umso mehr als der
liberale Partner gerade eine programmatische Abmagerungskur macht, nach der er fast nicht wieder zu erkennen sein wird. Mit dieser FDP, die da als Kaiser ohne Kleider durch die
Manege taumelt, war sie ja nicht angetreten. Und jetzt Köhler. Der hatte in letzter Zeit den Koalitionären offenbar zu oft auf die Füße getreten, als dass sie die Chance vergeben hätten, ihn auf
seine Afghanistan-Doktrin festzunageln. Köhler als eine Art wilhelminischer Kanonenboot-Rambo. Damit sah er sich als jemand abgemalt, der in der Tat als Bundespräsident unmöglich wäre. In soweit
ist sein Abgang konsequent. Die tektonischen Folgen für die CDU und die Kanzlerin wird er wohl bedacht haben.
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