75 Jahre in der SPD

Renate Pries: „Ein leuchtendes Vorbild für die Sozialdemokratie“

Kai Doering27. Juli 2021
Ehrung für 75 Jahre SPD-Mitgliedschaft: Renate Pries mit Matthias Miersch (l.)
Ehrung für 75 Jahre SPD-Mitgliedschaft: Renate Pries mit Matthias Miersch (l.)
Wenige Wochen nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Renate Pries Mitglied der SPD – und ist es bis heute. Gerade wurde sie für ihre 75-jährige Mitgliedschaft geehrt. Mit den Erfahrungen der Nazi-Zeit im Kopf, blickt Pries mit Sorge in die Zukunft.

Als Renate Pries in die SPD eintrat, musste ihr Vater die Mitgliedschaft genehmigen. Eine Formsache zwar, denn der war selbst seit vielen Jahren Sozialdemokrat. Doch eine Selbstverständlichkeit war der Parteieintritt von Renate Pries dennoch nicht: Er fand am 1. August 1945 statt. Sie war damals 14 Jahre alt. Zuvor hatte ein geheimes Treffen von Sozialdemokrat*innen in Hemmingen bei Hannover stattgefunden, wo Pries mit ihrer Familie wohnte. „Das waren nette Leute“, erinnert sich die heute 91-Jährige. Der Parteieintritt war die Folge.

Sorge um die Demokratie

Was es bedeuten kann, Sozialdemokrat*in zu sein, hatte Renate Pries da bereits erfahren: Ihr Vater, in der Weimarer Republik Bürgermeister von Hemmingen-Westerfeld, hatte während der Nazi-Zeit in „Schutzhaft“ gesessen. „Das Volk wurde damals verblendet“, sagt Renate Pries. An die Schmäh-Witze auf die Nazis, die sie sich damals auf der Straße erzählt hätten, erinnert sie sich noch heute. „Wenn uns damals jemand angeschwärzt hätte, wären wir abgeholt worden.“

Mit den Erfahrungen von damals im Kopf macht sich Renate Pries große Sorgen, wenn sie sich die aktuellen politischen Entwicklungen ansieht. „Heimtückisch“ agiere die AfD. Erschreckend seien auch die zahlreichen rechtsextremen Vorfälle in Polizei und Bundeswehr. Dass die CDU wie gerade in Thüringen dem nichts entgegensetzt, schmerzt Pries sehr. „Am Ende ist wieder nur Verlass auf die SPD.“

Hoffnung auf eine gute Bundestagswahl

Als „leuchtendes Vorbild für die Sozialdemokratie“ bezeichnet so auch Matthias Miersch die 91-jährige Pries. „Aufgrund ihrer Erfahrungen als Kind während der NS Zeit hat sie sich ihr ganzes Leben für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität eingesetzt.“ Vor einigen Tagen hat Miersch sie für ihre 75-jährige SPD-Mitgliedschaft auszeichnet. Die Corona-Pandemie ließ es nicht eher zu. Pries, die bereits zum 70-jährigen Parteijubiläum die Willy-Brandt-Medaille erhalten hat, freute sich über den Besuch im heimischen Garten.

Mit Spannung blick sie nun auf den September. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen im Wahlkampf findet sie schlimm. „Das war früher anders.“ Doch trotz aller Sorgen wegen der politischen Gesamtlage sagt Renate Pries: „Ich hoffe, dass es eine gute Wahl gibt im September.“ Wo sie ihr Kreuz machen wird, steht bereits fest.

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