Corona-Pandemie

Reise-Rückkehrer*innen: Wer übernimmt die Kosten für Corona-Tests?

Karin Billanitsch05. August 2020
Wer aus dem Urlaub zurückkehrt, soll ich kostenlos auf der Corona-Virus testen lassen können. Wer am Ende die Kosten übernimmt, ist jedoch unklar.
Wer aus dem Urlaub zurückkehrt, soll ich kostenlos auf der Corona-Virus testen lassen können. Wer am Ende die Kosten übernimmt, ist jedoch unklar.
Wer aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehrt, kann sich konstenlos auf das Coronavirus testen lassen. Wer am Ende dafür bezahlt, ist bisher nicht geklärt.

Seit dem 1. August kann sich jeder, der aus dem Ausland nach Deutschland einreist, kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Dem Test müssen sich Rückkehrende innerhalb von 72 Stunden nach der Einreise unterziehen, damit er kostenlos für sie ist. Darauf weist das Bundesgesundheitsministerium hin. Es gibt mittlerweile Teststationen an Flughäfen und Bahnhöfen, aber es ist auch möglich zu einem niedergelassenen Arzt zu gehen.

Verpflichtende Tests angekündigt

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat darüber hinaus eine Test-Pflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten angekündigt. Die Verordnung soll im Laufe dieser Woche kommen.

Allerdings sorgt die Frage, wer für die Kosten eines Corona-Tests aufkommen soll, nun erneut für Diskussionen. Denn mit den angekündigten Reihentests steigt der Gesamtaufwand. Bisher gilt: Die Kosten für freiwilligen Tests für Reiserückkehrer übernimmt der Bund für gesetzlich Versicherte und privat versicherte Bürger*innen, „durch einen erhöhten Zuschuss zur Krankenversicherung“, wie es auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums heißt. Das Geld wird aber erst einmal aus den Reserven der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entnommen. Eine Höhe des Zuschusses wird nicht genannt.

Geplant ist laut dem Verordnungsentwurf, dass auch bei der Testpflicht die Gesetzliche Krankenversicherung die Kosten übernehmen soll, berichtet der „Spiegel“. Nach Schätzungen belaufen sich die Laborkosten für einen Test auf rund 50 Euro.

SPD-Fraktion: GKV soll Kosten nicht allein tragen

Die SPD-Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas und Dirk Wiese begrüßen eine erweiterte Testpflicht für Reisende aus Risikogebieten grundsätzlich. Sie fordern, „die zur Verfügung stehenden Testkapazitäten stärker als bisher zu nutzen”. Von 1,2 Millionen möglichen Tests pro Woche würden demnach derzeit nur rund 500.000 genutzt.

„Der Zugang zu einem Corona-Test muss vereinfacht werden. Testzentren in den Ländern und Kommunen sollten wieder hochgefahren werden“, fordern Bas und Wiese. Allerdings sagen die SPD-Politiker mit Blick auf die Kosten: „Auch muss klar sein, dass die Kosten nicht allein die Gesetzlichen Krankenversicherungen tragen.“

GKV-Spitzenverband: „Staatliche Finanzierung gefragt“

Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband, erinnert in einem Statement daran, dass der Staat für den Bevölkerungsschutz zuständig ist: „Wenn jetzt jedoch alle Urlaubsrückkehrer ohne Symptome getestet werden sollen, ist eine staatliche Finanzierung gefragt. Die Politik auf Bundes- wie auf Landesebene war sich einig, die Grenzen offen zu halten und der Bevölkerung so weit wie möglich Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Sollte die Politik jetzt als Folge dieser Reisefreiheit eine flächendeckende Testung aller heimkommenden Menschen für notwendig erachten, darf sie die Finanzierung nicht den GKV-Beitragszahlenden auferlegen.“

Schon rückwirkend zum 14. Mai waren die Corona-Tests ausgeweitet worden für Menschen, die keine Symptome aufweisen. Möglich wurden mit dieser neuen Regelung zum Beispiel umfassende Tests auf Anordnung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, wenn Menschen Kontakt zu Infizierten hatten sowie bei Ausbrüchen in Kitas oder Schulen. Auch Reihentests in Krankenhäusern und Pflegeheimen fallen unter die Regelung. Das zahlt die GKV – auch für Privatversicherte.

Landkreistag: „Machbarkeit im Auge behalten“

Der Deutsche Landkreistag (DLT) hält die angekündigten Tests von Urlaubsrückkehrern zwar auch aus Sicht der verantwortlichen Landkreise für „dringend erforderlich“. Aber DLT-Hauptgeschäftsführer Hans-Günter Henneke merkt dazu kritisch an: „Testungen an Flughäfen, Häfen und womöglich an Autobahnen flächendeckend durchzuführen, kann nicht Aufgabe der Gesundheitsämter sein.” Er sorgt sich um die Mehrbelastung bei den Ämtern: Schon jetzt gebe es bereits in vielen Gesundheitsämtern eine deutlich angestiegene Zahl an Nachverfolgungen von Kontaktpersonen. Er fordert Bundesminister Spahn und die Gesundheitsminister der Länder auf, bei ihren Überlegungen die „Machbarkeit im Auge“ zu behalten.

Neben den Laborkosten entsteht allerhand weiterer Aufwand: Die Abstriche müssen genommen werden, es braucht genügend Personal und die Betriebskosten steigen. Die Anordnung von den Reihen-Tests, die es bislang gibt, und die Nachverfolgung von Infektionsketten liegen in der Zuständigkeit der Gesundheitsämter. Auch Krankenhausärzte und Hausärzte können – je nach Lage der Dinge – Tests anordnen.

EU-weite Variante?

Am Montag hat der Bundesgesundheitsminister noch eine weitere Variante ins Spiel gebracht: „Ich würde mir wünschen, dass die Europäische Union, dass wir gemeinsam in Europa ganz grundsätzlich sagen: Wer aus Drittstaaten, aus Risikogebieten einreist, der muss vor Abreise einen Test machen, der negativ ist”, sagte der CDU-Politiker im ARD-Morgenmagazin.

Wer nicht verreist ist, sich aber vorsorglich testen lassen möchte, der muss einen Corona-Test weiter selbst bezahlen. Außer in Bayern, dessen Bewohner sich kostenlos testen lassen können. Die Kosten trägt der dort Freistaat.

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Kommentare

Aggressive Realitätsverweigerung überall

Also direkt bevor man ins Flugzeug steigt soll man einen negativen Test mitbringen. War es nicht so das nach frühestens 2 Tagen eine Infektion feststellbar ist ? Ist es dann nicht erforderlich sich 2 Tage vor Abreise testen zu lassen und sodann bis zum isolierten Abflug in Quarantäne zu verbleiben ?

Schon merkwürdig, wie unterschiedlich sich SARS2 je nach politischem Wunsch verhält. BLM-Großdemos sind offenbar keine so hohe Ansteckungsquelle wie deutlich kleinere Kundgebungen zur Einforderung der entzogenen Grundrechte, Je mehr man sich überwachen läßt, desto "schneller" kommt das Testergebnis (steht als Behauptung in der Werbung für die Placebo-App), Urlaubsreisen scheinen andere Inkubationszeiten zu haben als der sonst vorgetragene Verlauf....

Eine klare Linie scheint es nicht zu geben.

Sie vermischen zwei Themen

Das eine ist das Thema Flugreisen, das andere die Demonstrationen – und dann vergleichen sie auch noch zwei völlig unterschiedliche Demonstrationen mit unterschiedlichen Teilnehmerzahlen, thematischer Ausrichtung und behaupten darüber hinaus, dass bei den BLM-Demos das Infektionsrisiko keine Rolle gespielt hat. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich die Mühe macht das Thema differenziert zu beterachten - der Hygieneschutz wurde nämlich bei beiden Demos unterschiedlich gut beachtet.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/reaktionen-nach-silent-demo-in-berlin...
Davon ab: Bleiben Sie doch einfach beim Thema des Artikels – Infektionsschutz bei Flugreisen haben mit Demonstrationsrecht und Infektionsschutz dort wenig zu tun.

Beste Grüße
Die Redaktion

Das Thema ist der Umgang mit SARS 2 nach Situation

Im Artikel wird offenbar, das die Handhabung der Testerei von bisherigen Vorgaben schon wieder abweicht.
So wie es unverständlich ist, das Türkeireisen plötzlich wieder sicher sind, nachdem entsprechende Verhandlungen stattfanden, so unverständlich ist es, das es keine einheitliche Handhabung gibt. Wenn ich mich recht erinnere müssen sich Reisende in die frisch freigegebene Türkei nun selber vor Ort um einen Test bemühen bevor sie zurückreisen dürfen.

Ich finde es hochgradig problematisch das der Umgang mit SARS 2 für viele Teilbereiche des eingeschränkten Lebens erkennbar unterschiedlich gehandhabt wird und rein funktional betrachtet von den bisherigen Behauptungen über den Krankheitsverlauf individuelle Abweichungen vorgegeben werden.

Das grundlegende Thema ist die Handhabung der Infektionsschutzmaßnahmen und da fallen Abweichungen und Maßnahmen, die dem behaupteten Krankheitsverlauf nicht entsprechen eben auf.

Wenn es so gehandhabt wird wie hier vorgetragen können Reisende das Virus weiter einschleppen. die Inkubationsquarantäne vor der Rückreise ist daher analog zu den bisherigen Behauptungen über SARS 2 an sich unerläßlich.

das sind so Frage, die

allzuleicht zu beantworten sind:
Wer übernimmt die Kosten für Corona-Tests? Die Steuerzahler, die sich Urlaubsreisen nicht leisten können.