Interview mit Christoph Strässer

„Die Rechtfertigung von Folter ist völlig inakzeptabel“

Sarah Schönewolf11. Dezember 2014
Die Veröffentlichung des CIA-Folterberichts hat die Welt erschüttert. Das Ausmaß der systematischen Folter hätte der Glaubwürdigkeit der westlichen Wertegemeinschaft schweren Schaden zugefügt, sagt Christoph Strässer, der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte, im Interview.

Wie bewerten Sie die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes? Stellt er einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung dar?

Ich begrüße es sehr, dass mit dem Bericht des Geheimdienstausschusses der Prozess der Auseinandersetzung mit den Fehlern der Vergangenheit begonnen wurde. Ob damit die notwendige Aufarbeitung tatsächlich erfolgt, muss noch abgewartet werden.

Christoph Strässer ist Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe.
Christoph Strässer ist Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe.

Kann von der jetzigen Offenlegung eine positive Signalwirkung über die USA hinaus ausgehen?

Mir fällt es schwer, hierin etwas Positives zu sehen – das Folterverbot gilt absolut. Dass diese Form der schlimmen Menschenrechtsverletzung auch nicht durch den Kampf gegen den Terror gerechtfertigt ist, wissen alle Staaten, die die Anti-Folterkonvention der Vereinten Nationen unterzeichnet und ratifiziert haben.

Wie sind die Äußerungen des früheren US-Präsidenten George W. Bush zu deuten, der die Mitarbeiter der CIA als „gute Patrioten“ lobt?

Der Versuch der Rechtfertigung von Folter ist völlig inakzeptabel. Wenn man bedenkt, welchen Schaden dem Ansehen der USA zugefügt wurde, kann man wohl kaum von Patriotismus sprechen.

Welche Auswirkungen wird die Veröffentlichung des Berichts für die Akzeptanz der USA als Vertreter von westlichen Werten haben?

Der systematische Einsatz von Folter im Kampf gegen den Terror hat nicht nur dem Ansehen der USA, sondern auch der Glaubwürdigkeit der internationalen Menschenrechtspolitik insgesamt sowie unserem gemeinsamen Werteverständnis schweren Schaden zugefügt. Ob und wie die USA ihre Glaubwürdigkeit wiederherstellen können, hängt davon ab, welche Konsequenzen nun gezogen werden. Dazu zählt auch, dass die politisch Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

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Kommentare

Unsere Glaubwürdigkeit steht ebenfalls auf dem Spiel

Nicht nur die Glaubwürdigkeit der USA steht auf dem Spiel, sondern auch die unsere. Dazu zählt nämlich auch, daß auch Deutschland die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht, sobald sie den Fuß auf Deutschen Boden setzen und daß die Drohnen-Einsatzzentrale in Ramstein und der NSA-Horchposten in Darmstadt geschlossen werden. Fritz Koch, Ffm.

man geht buchstaeblich ueber Leichen

Die US-Praesentation von Folter als eine Bereinigungsaktion stimmt nicht weil der NobelFriedensPreisTraeger noch ganz fleissig weitermacht mit GeheimKriegen,Dronenkriegen,weltweiten Liquidationen ohne Gericht,Kriegsdrohungen,Sanktionen,Korruption,NSA-Einsatz fuer Spionage und Kriegsvorbereitungen wie Ukraine,Syrien,usw.Wann erfolgt die längst überfällige Unterzeichnung des Statutes des Internationalen Strafgerichtshofes??
Die Einstellung von Amerikanern ist :“American Dream“,es muss Amerika gutgehen,egal wie,ob mit Krieg,ob mit (Betriebs)Spionage,ob mit Betrug,ob mit der Stelle des Dollars in der Finanzwelt,ob mit Kriegsdrohung,ob mit Sanktionen,ob mit Korruption,ob mit Spekulation auf Kosten der Anderen,ob mit Finanzbetrug (Wirtschaftskrise 2008),ob mit Machtmissbrauch (Kuba+Israel),ob mit Kriegsverbrechen in Konflikten,wenn der Kampf nicht gewonnen werden kann werden garantiert chemische Waffen+WMD eingesetzt.Alles ist erlaubt um den Lebensstil der Amerikaner aufrechtzuerhalten,man geht buchstaeblich ueber Leichen.Das ist in der ganzen USA-Gesellschaft eingekoerpert,in das korrupte politische System mit seinem Lobbying durchgesichert,wird doziert in den Universitaeten.Das ist auch der Grund fuer eine starke Armee,weil geht es nicht gutwillig,dann kommt die Gewalt.In dieser Situation auf eine Entschuldigung zu hoffen heisst blind sein,EU muss Massnahmen treffen+die Situation neu bewerten,erwachsen+selbststaendig werden