Sozen-Wirtschaft

Warum die Politik jetzt die Wirtschaft mit viel Geld stützen muss

Gustav Horn11. November 2020
Hotels sind wie viele andere Wirtschaftsbetriebe auch vom November-Lockdown besonders betroffen
Hotels sind wie viele andere Wirtschaftsbetriebe auch vom November-Lockdown besonders betroffen
Wer investiert, spart. Klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner. Denn nur wer investiert, kann künftigen Wohlstand sichern. Und damit kann der aus den großzügigen Überbrückungshilfen entstandene Schuldenberg zurückgeführt werden.

Der Herbst zieht auf und Corona ist zurück. Der zweite Lockdown ist verhängt, und es entstehen schon wieder Belastungen für unsere Wirtschaft. Die Bundesregierung hat mit erneuten und großzügigen Überbrückungshilfen rasch regiert. Doch damit erheben sich weitere Sorgen aus ganz anderer Richtung. Ist der mit den Hilfen schnell wachsende Schuldenberg für unsere Volkswirtschaft überhaupt noch tragbar? Große Teile der Union, der FDP und auch der AfD zweifeln daran und mahnen immer dringlicher zur Sparsamkeit. Doch diese Angst ist unbegründet. Die richtige Antwort ist nämlich klar und eindeutig. Die Wirtschaftspolitik muss derzeit die Wirtschaft mit viel Geld stützen.

Denkfehler konservativer und rechter Parteien

Es mag sich auf den ersten Blick sogar widersprüchlich anhören, aber gerade wenn man die Schulden wieder los werden und sparen will, sind höhere Ausgaben die Staates, die die Konjunktur am Laufen halten oder erst wieder in Gang bringen, unerläßlich. Sparen heißt schließlich, dass man Werte, möglichst um Zinsen vermehrt, in die Zukunft überträgt. Für den einzelnen Haushalt oder für das einzelne Unternehmen ist offenkundig, wie das geht. Man gibt sein Einkommen oder seine Einnahmen nicht vollständig aus, sondern legt einen Teilbetrag in einer mehr oder weniger rentierlichen Anlage zwecks Abruf in der Zukunft an.

Eine beliebter Denkfehler der konservativen und rechten Parteien ist nun, dass das, was für alle, private wie öffentliche Haushalte und Unternehmen gilt, auch insgesamt für eine Volkswirtschaft gilt. Sie muss Geld sparen, indem sie nicht alles ausgibt, was sie einnimmt. Sie legt das Geld vielmehr irgendwie an oder zahlt Schulden zurück. Genau dies geht so einfach nicht. Denn gesamtwirtschaftlich gesehen, können nicht alle gleich sein. Wo es Sparer gibt, da muss es nämlich auch Schuldner geben, die bereit sind, die Ersparnisse zu nehmen und sie dann mit Zinsen zurückzuzahlen. Ohne Schuldner gäbe es keine Ersparnisse, weil es keine Anlagemöglichkeiten gäbe. Es bestehen also gleichzeitig zwei gegenläufige wirtschaftliche Funktionen in einer Volkswirtschaft. Die einen sparen und die anderen verschulden sich. Deshalb kann man nicht eine Seite dieses Prozesses verallgemeinern. Gäbe es kein Ausland, würde sich Ersparnisse und Verschuldung  in einer Volkswirtschaft immer ausgleichen. Eine Volkswirtschaft als Ganzes kann also gar nicht sparen, jedenfalls nicht im landläufigen Sinn.

SPD für Investitionspolitik

Aber anders. Eine Volkswirtschaft kann sehr wohl rentabel Werte in die Zukunft übertragen. Hierfür sind aber nicht die Sparer, sondern die Schuldner maßgeblich. Es kommt allerdings darauf an, wie sie das geliehene Geld verwenden. Nutzen sie es für Investitionen, dann erzeugen sie Werte für die Zukunft. Unternehmen, die sich neue Maschinen kaufen oder neue Software installieren, um damit effizienter oder mehr produzieren zu können, sind ein Beispiel. Ein zweites ist der Staat, der seine öffentliche Infrastruktur modernisiert und auf diese Weise mehr und nachhaltigere private Produktion möglich macht. Auch er erzeugt einen Mehrwert für die Zukunft. Erst auf diesem indirekten Weg über Investitionen führen Ersparnisse zum gesamtwirtschaftlichen Werterhalt oder zu Wertsteigerungen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Kredite für Investitionen und nicht für Konsum ohne Zukunftswirkung verwendet werden.

Deshalb tritt die SPD für eine gesamtwirtschaftliche Investitionspolitik ein. Sowohl die privaten als auch die öffentlichen Investitionen sollen spürbar ausgedehnt werden. Dies geschieht nicht nur, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Zeiten der Corona Krise zu stabilisieren, sondern auch, um den künftigen Wohlstand zu mehren. Aus diesem erhöhten Wohlstand lassen sich dann, ohne dass sich einzelne im Vergleich zur Gegenwart einschränken müssen, die derzeit ohnehin geringen Kreditkosten begleichen und der Schuldenstand langsam wieder zurückführen.

Einfach nur Geld zurücklegen wie von Konservativen und Neoliberalen gefordert, ist zu simpel gedacht und schadet der Wirtschaft nur. Denn Sparen ohne Investitionen schränkt nicht nur die gerade in der Krise dringend benötigte Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen ein, es läßt auch keinen künftigen Wohlstand entstehen. Solche Vorschläge schaden Wachstum und Beschäftigung. Gesamtwirtschaftliches Sparen ist folglich untrennbar mit Investitionen verbunden. Nur wer investiert, spart und sichert damit wirtschaftlichen Wohlstand.

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Kommentare

Blindes Verschenken ist aber auch falsch

Statt Großkonzernen wie Bertelsmann Media Group, die bereits digitale Geschäftsmodelle am Laufen haben im Umfeld um die Umwandlung der Landesmedienanstalten zu staatlichen Zensurbehörden noch "Fördermittel zur digitalen Transformation" in die Taschen zu spülen sollte man überdenken, wer wirklich Unterstützung wegen der flächendeckenden durch die Corona-politik angerichteten Schäden benötigt und wer auch so weiter existiert.

Volkswagen und BMW kann es gar nicht soooo schlecht gehen wenn sie üppige Dividenden ausschütten können bzw sich hierzulande Werksschließungen per Kurzarbeitergeld bezahlen lassen und ausländische Werke währenddessen die Produktionszahlen vervielfachen.

Statt erst zu zerstören und dann verspätet bis zu spät Teile der politisch gewollten Verluste eventuell auszugleichen könnte wie in vielen Artikeln (auch in dieser Onlinepräsenz) dargestellt eine Transformation der Wirtschaft mit erarbeitet werden.

Da fehlt es leider in der Politik massiv an fachlichem und technischem Sachverstand, eher werden Sackgassentechnologien wie unrecyclebare Li-Ion-Autos gefördert und als alleiniges Allheilmittel hingestellt als fertig entwickelte neue Energieträger zu nutzen.

Gießskanne zeigt Orientierungslosigkeit !

Wer soll das verstehen ? Vor Corona wurde systemrelevante Infrastruktur in vielen Bereichen auch mit Ansage von O. Scholz geradezu kaputt gespart (wo gibt es in Deutschland eigentlich keinen systemgefährdenden Personalmangel?) und jetzt wo auch deshalb die Gesellschaft mehr und mehr den Bach runter geht, soll mit überholten Rezepten (Ankurbelung Massenkonsum) und Gießskanneförderung (Bsp. gefloppte Mwst.senkung) sowie Küchenpsychologie, das alte schädliche, gegenüber Lebensgrundlagen und Individuum rücksichtslose, asoziale Auslaufmodell "Neoliberale Marktwirtschaft " unverändert wieder angekurbelt werden, und das auch noch durch Überschuldung der jungen und kommenden Generation. Oder wer zahlt sonst die Rechnung für die Fehlentwicklungen ??? Steuergerechtigkeit, Verursacherprinzip? Ach ja, da kommen ja noch die durch politische Klima- und Naturignoranz verursachten Folgekosten !!!
Der Klimafolgen bedingte Shutdown steht schon vor der Tür ! Wer zahlt das eigentlich alles? Unsere Kinder und Enkel ? Wer schützt die profitferne Kultur ? Was hält künftig unsere Gesellschaft zusammen ???