Porträt

Petra Köpping: Eine Frau, die Ostdeutschland versteht

Kai Doering20. Juni 2019
Sachsens Integrationsstaatsministerin Petra Köpping
Eklären, was die Menschen in Ostdeutschland bewegt: Sachsens Integrationsstaatsministerin Petra Köpping
Seit 2014 ist Petra Köpping Integrationsstaatsministerin in Sachsen. 30 Jahre nach dem Mauerfall wirbt sie für mehr Verständnis für die Situation in Ostdeutschland und fordert eine gesamtdeutsche Aufarbeitung der Nachwendezeit. Was treibt sie an?

Am Montag, nachdem Petra Köpping als sächsische Staatsministerin für Integration und Gleichstellung vereidigt worden war, ging sie zu Pegida. Die Gruppe in Dresden hatte da, im November 2014, erst wenige Male zu Demonstrationen gegen Zuwanderung und den Islam aufgerufen. In den Medien war sie höchstens eine regionale Erscheinung. Köpping wollte aber auch nicht demonstrieren, sondern zuhören.

„Ich ging hin, um mehr zu erfahren und das Gespräch anzubieten“, erinnert sie sich. Immer wieder seien Menschen auf sie zugekommen, um zu schimpfen – auf „die da oben“, auf Flüchtlinge oder „das System“. Doch Petra Köpping ließ sich nicht abschrecken. Sie fragte nach und fand heraus: „Fast alle Gespräche endeten mit den persönlichen Erlebnissen der Menschen während der Nachwendezeit.“ Es ging um Demütigungen, Kränkungen und Ungerechtigkeiten, die die Ostdeutschen noch heute, fast 30 Jahre nach Mauerfall und Wiedervereinigung, bewegen. Die Flüchtlinge, gegen die ­Pegida ja eigentlich auf die Straße ging, waren gar nicht das Thema. „Sie waren nur Projektionsfläche für eine tiefer liegende Wut und Kritik.“

Integriert doch erst mal uns!

Petra Köpping war danach noch oft bei Pegida. Sie hat Menschen in ihre Sprechstunde eingeladen und viele Briefe beantwortet. Ihre Erkenntnis: „Auch knapp 30 Jahre nach der Wiedervereinigung liegen viele Dinge in Ostdeutschland im Argen. Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, zu erklären, was die Menschen in Ostdeutschland bewegt, wo sie enttäuscht wurden und wie die Politik darauf reagieren sollte.“

In einer Rede in Leipzig zum Reformationstag 2016 forderte Petra Köpping deshalb erstmals „eine gesamtdeutsche Aufarbeitung der Nachwendezeit“. Am Anfang müsse ein Geständnis der westdeutschen Politik und der Wirtschaft stehen: „Ja, im Osten haben westdeutsche Unternehmen sich in hohem Maße eine potenzielle Konkurrenz vom Hals gehalten. Die ostdeutsche Nachfrage war wichtig, das ostdeutsche Angebot wurde beiseite gedrängt.“ So schreibt es Köpping in ihrem Anfang September erschienen Buch „Integriert doch erst mal uns!“. Der Titel ist ein Satz, den die Staatsministerin in ihren vielen Gesprächen dutzendfach gehört hat.

Die Arbeit der Treuhand aufarbeiten

In ihrem Buch schlägt Petra Köpping die Einrichtung einer bundesdeutschen „Wahrheits- und Versöhnungskommis­sion“ vor, die die unterschiedlichen Perspektiven auf die Wiedervereinigung aus Ost und West berücksichtigt und ein Gesamtbild zeichnet – „und zwar unabhängig von politischen Mehrheiten“. Auch das Wirken der Treuhand, die in den 90er Jahren die Volkseigenen Betriebe der DDR privatisieren sollte, will Köpping aufarbeiten lassen. „Es darf nicht weiter der Eindruck entstehen, dass die Ungereimtheiten der Nachwendezeit vergessen oder verdrängt werden.“

Petra Köpping hat dabei nicht nur Ostdeutschland im Blick. „Ich versuche, in Gesamtdeutschland Verständnis für die Situation in Ostdeutschland zu wecken“, sagt sie. Dafür tourt sie auch durch Westdeutschland und erklärt, was die Menschen im Osten bewegt. Die „Zeit“ hat sie deshalb erst kürzlich zur „Frust-Dolmetscherin aus Sachsen“ ernannt.

Die eigene Biografie überzeugt

Köpping muss lachen, wenn sie das hört, doch ein bisschen was ist schon dran. Dass die Menschen sie respektieren, dürfte auch auch an ihrer eigenen Geschichte liegen. Kurz vor dem Mauerfall wurde sie Bürgermeisterin von Großpösna bei Leipzig. Erst im Juni 1989 trat sie aus der SED aus. 1990 war sie den Bürgermeisterposten los und hatte drei Kinder zu versorgen. „Nie wieder Politik“, schwor sie sich damals und fing als ­Außendienstmitarbeiterin bei einer Krankenkasse an. Doch der Vorsatz hielt nicht lange: 1994 wurde Köpping erneut zur Bürgermeisterin von Großpösna gewählt, dann zur Landrätin und schließlich 2009 zur Landtagsabgeordndeten. In der SPD war sie da schon sieben Jahre.

„Wenn man in die Zukunft will, muss man erst einmal in der Vergangenheit aufräumen“, schreibt Köpping in ihrem Buch, das „eine Streitschrift für den Osten“ sein soll und gerade in die fünfte Auflage geht. Es klingt ein wenig, als würde sie da auch über ihr eigenes Leben schreiben.

Einen Erfolg der AfD in Sachsen verhindern

Köppings Themen sind jedenfalls inzwischen in der Mitte der SPD angekommen. Ihre Idee eines „Gerechtigkeitsfonds“ für Ost-Rentner griff Martin Schulz im vergangenen Bundestagswahlkampf auf. Und auch der Ost-Beauftragte der SPD Martin Dulig spricht sich für eine Wahrheits- und Versöhnungskommission aus. Petra Köpping freut sich über so viel Unterstützung, denn: „Wenn wir einen Erfolg der AfD bei der Landtagswahl in Sachsen verhindern wollen, geht das nur gemeinsam.“

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Kommentare

Verhöhnungskommission ?

Was in der SPD in Sachsen anscheinend nicht verstanden wird , ist, dass die vom neoliberalen System Benachteiligten (hier Ost-Rentner) keine Almosen (in Höhe und Art der Zuwendung) vom Staat wollen, sondern Beteiligungs-möglichkeit an der Schaffung attrraktiver Lebenswelten.!
Dies ist inbesondere beim Anblick der verlassenen Landschaften und angesichts des verpennten Strukturwandels eine immense Mammutaufgabe, die, soviel muss auch gesagt sein, nicht allein Ostdeutsche Landstriche betrifft.
Das das gesamte Rentensystem eines Umbaues betrifft wurde nebenbei gesagt längst erkannt.! Die Schauveranstaltung könnte leicht zur "Verhöhnungskommission" geraten ! Die meisten der einst betroffenen "Ossis" liegen längst unter der Erde. Der Impuls kommt ein bisschen spät und wird auch die Wunden der Nachkommen nicht heilen. Wahrheit ist immer gut aber deshalb noch nicht das Rezept zur Heilung.. Menschen im Osten und anderswo wollen auch keine Sonderstellung, sie wollen mehr Möglichkeiten und Mittel zur Teilhabe bei der Gestaltung ihrer unmittelbaren Lebenswelten.
Hier gibt es viel zu tun und Missstände zu beseitigen. Das geht v.Beseitig. v. Überreglierung bis Möglichk. zur Projektarbeit !

bundesdeutsche „Wahrheits- und Versöhnungskommis­sion“ ?

Ich glaube nicht, dass eine solche Kommission wirklich den Menschen hilft. Die DDR war Teil des RGW und der einzige Staat, der nach der Wende umfassende Wirtschaftshilfe (aus der Bundesrepublik und der EG) erhielt. Man muss nur durch die Länder des ehemaligen RGW fahren um zu sehen, welche enorme positive Wirkung diese Hilfe in der ehemaligen DDR hatte. Das die Treuhand auch Fehler gemacht hat, wird niemand bestreiten, ebenso nicht die Lasten und Unsicherheiten, die die Menschen zu ertragen hatten. Aber eine „Wahrheits- und Versöhnungskommis­sion“ liest sich für mich, als seien hier Verbrechen wie in Südafrika aufzuarbeiten. Das müssen alle die, die sich aktiv und ohne eigenen Vorteil für eine schnelle Integration und Hilfe für Menschen und Betriebe der ehemaligen DDR eingesetzt haben und zu denen auch ich gehöre, als groben Undank und Versuch der Geschichtsverfälschung verstehen.

Übergangen !

Da gibt es nicht mehr viel aufzuarbeiten weil die "Verbrechen" geschehe sind und auch nicht mehr rückgängig zu machen. Lange vorbei (bald 30 Jahre !) . Das Ergebnis sehen wir jetzt beim Erstarken des (leider oder besonders auch rechtsextremen) Protests! Da sagen sie grober Undank ! Ich glaube eher es ist eine Form von Verzweiflung derer die nicht gehört und nicht wahrgenommen wurden und -Achtung ! - werden. Zukunft wird zu großen Teilen ohne die ostdeutschen "Verlierer" gemacht und mittlerweile macht sich ein ähnliches Phänomen in strukturschwachen Teilen anderswo auch breit.
Zukunft darf nicht über die Köpfe der Betroffenen von oben herab geschehen !! Dafür gibt´s nur selten Dank !
Und wer gesehen und gehört hat mit welcher Überheblichkeit die westdeutschen Akteure (Ausnahmen bestätige die Regel) im Osten eingefallen sind nach dem Motto " Wr wissen was für Euch gut ist" der/die kann ein Lied davon singen. Natürlich kennt der Neoliberal. auch Profiteure und Gewinnmaximierer mit ostdeutscher Biografie (manche egomanische Naturelle kamen im SED-Staat genauso grenzwertig voran wie Im Neoliberalismus, da gibt es Parallelen) aber die Mehrh. der Ostdeutschen fühlt sich übergangen !!

Ausnahmen bestätigen die Regel ?

Mit Ihrer Aussage von der "Überheblichkeit (mit der) die westdeutschen Akteure (Ausnahmen bestätige die Regel) im Osten eingefallen sind" zeigen Sie mir nur, dass Sie wenig wissen von den vielfältigen Bemühungen, den Menschen und der Wirtschaft in der bankrotten DDR zu helfen. Ich habe damals eine kleine aktive Rolle gespielt und weiß wovon ich rede. Ich habe nur sehr wenige Strolche gesehen, die die Gunst der Stunde zu ihrem Vorteil genutzt haben wie auch einzelne DDR-Bürger, die sich das Begrüßungsgeld in turbulenten Zeiten und Umständen mehrmals abgeholt haben. Doch beides schmälert die großartige Leistung nicht, die damals von Menschen aus der BRD und der DDR erbracht wurden um die Menschen und Wirtschaft der bankrotten DDR aufzufangen und ihnen eine Perspektive zu geben. Sie bedienen nur die von DIE LINKE und der AfD gepflegten Ressentiments, die dazu dienen, die tatsächlichen Schuldigen für den Niedergang Ostdeutschlands, also die Nazis und die SED, zu schützen und ihnen einen Neustart beim einsammeln der Menschen zu ermöglichen, die für solche platten Geschichtsfälschungen und Opfermythen empfänglich sind.

Absturz

Die Volksparteien verlieren gerade im Osten extrem an ihrer bisrer tlw. schon spärlichen Zustimmung, weil sie vor und nach der Wende viel versprochen haben, aber ganze Bevlkerungsteile und Landstriche komplett vergessen haben.
Insbesondere der CDU, aber auch den zu wirtschaftsnahen, neoliberalen Teilen der SPD ging es hauptsächlich darum die Interessen westdeutscher Großkonzerne zu bedienen. Aufbau Ost dort wo es dem eigenen Größenwahn der Konzerne diente.Abgeräumt unddichtgemacht was ging und Fördermittel eingestrichen und nicht mal halbherzig gedankt. Nationale und gesellschaftliche Verantwortung wollen und können sie nicht tragen, auch weil so etwas nicht Teil der gelehrten neoliberalen Konzepten an vielen deutsch. Wirtschaftshochschulen ist. Es gibt hier Ausnahmen, aber in aller Regel wird ni. über den Konzern-Tellerrand hinausgeschaut ! Das ist Teil des Prinzipes, das jetzt auch international Schule macht und ni. nur in Europa zur inneren und äußeren Entsolidarisierung der Staaten führt und am Ende zu Nationalismus, vor dem aktuelle Macron in Frankreich eindringlich warnt. Einzig dessen Analyse greift zu kurz, genauso wie die unseres Bundespräsidenten !! Wen wundert´s !?

Treuhand

"die Treuhand auch Fehler gemacht hat, wird niemand bestreiten"
Die Treuhand hat keine Fehler gemacht, sie hat für ihre neoliberalen Auftraggeber beste Arbeit geleistet.
Daß die Menschen, die Umwelt...... dabei unter den Tisch fielen, nuja, das ist eben so in diesem wachstums- und profitorientierten Wirtschaftssystem.
Breuel, Köhler, Saarazin haben bestens gearbeitet für diese Wirtschaftsordnung.
Der Kapitalismus ist der Vater aller Probleme !

Treuhand

Der Kapitalismus hat die DDR nicht zu Grunde gerichtet sondern (u. a. mit Häftlingsfreikäufen und Krediten vom Erzfeind Strauß) deren Leben verlängert. Für den Zustand der DDR 1989 war niemand anders als die SED verantwortlich, die diese "Leistung" ganz ohne "wachstums- und profitorientierten Wirtschaftssystem" vollbracht hat. Die Treuhand hat - mit einigen wenigen Ausnahmen - aus dem Stand ohne ausreichende Vorlaufs- und Planungsphase - insgesamt gute Arbeit geleistet. Das sehen Sie, wenn Sie die DDR 1989 mit dem heutigen Zustand der neuen Bundesländer vergleichen. Dazu müssen Sie nur Ihre tiefrot gefärbte Brille absetzen um klar zu sehen. Ich habe damals einige wenige Strolche gesehen, die in der Umbruchphase nur ihren eigenen Vorteil im Blick hatten, ein paar waren auch ehemalige SED-Mitglieder, die fast über Nacht zu überzeugten Kapitalisten wurden und dann auch so auftraten und handelten.

Am Anfang müsse ein Geständnis der westdeutschen Politik ?

Ob Frau Köpping den Osten versteht, weiß ich nicht. Aber Sie versteht etwas von Populismus und Sie pflegt den verbreiteten Opfermythos, in den sich wohl manche Ostdeutsche geflüchtet haben. Ich bin am 24.12.89 das erste Mal seit 10 Jahren in die DDR gefahren, nach Schwerin und war geschockt über den Zustand dieser Stadt und der Infrastruktur. Das in Ordnung zu bringen kostet 500 Mrd. DM habe ich zu meiner Frau gesagt und meinte damit die ganze DDR. Gekostet hat es tatsächlich, wie wir heute wissen, ein Mehrfaches. Wer 1989 auf den Populisten Kohl und seine "blühenden Landschaften" hereingefallen ist hat angesichts des desaströsen Zustandes der damaligen DDR ganz einfach die Augen verschlossen und den Verstand abgeschaltet. Wenn Frau Köpping davon spricht das "westdeutsche Unternehmen sich in hohem Maße eine potenzielle Konkurrenz vom Hals gehalten" haben, gibt Sie die von DIE LINKE (SED) gesponnene Legende wieder. Welche Produkte waren denn im "hohen Maße" eine potenzielle Konkurrenz? Dieser Betrag stößt all denen vor den Kopf, die sich nach der Wende mit großem Einsatz ohne eigenen Vorteil für die Menschen in der DDR eingesetzt haben und leistet der Legendenbildung Vorschub.

Die Legende vom schlechten "Ostprodukt" schon wieder ?

Ich beantworte gern Ihre Frage, Herr Frey.
"Welche Produkte waren denn im "hohen Maße" eine potenzielle Konkurrenz?"

Elektromotoren der VEM-Werke haben ca. 1980 bis Wende die in der Industrie genutze Versorgungsspannung von 500 Volt besetzt und wurden als qualitativ gutes und preiswertes Produkt sowohl im normalen Spannungsbereich als auch in extremen Anwendungsbereichen wie z.B. der Bremer Wollkämmerei oft eingesetzt. Dies auch, weil es Motoren in dieser Qualität bzw. geeignet für die Sonderfälle von z.B. Siemens nicht gab. Ich habe als Lehrling oft genug fabrikneue "West-Motoren" von 380 V auf 500 V umgewickelt, wenn ein Kunde unbedingt (aus welchem Grund auch immer) keine Ostware haben wollte.

Die für einen interessanten Preis an einen hochrangigen Politiker vertreuhandete Firma Carl Zeiss, das damals einzige Linsenwerk das Presslinsentechnik in hoher Qualität realisiert hat, sei ebenso erwähnt wie die Leuna-Raffinerie, die sprichwörtlich für die Machenschaften der "Treuhand" steht.
Was kaum jemand weiß: Auch in der DDR gab es Halbleiterwerke, die im Bereich Leistungselektronik "Westniveau" erreichten.
Man muß wohl mit Ostprodukten gearbeitet haben um sie zu beurteilen.

Die Legende vom schlechten "Ostprodukt"

Die Legende vom schlechten "Ostprodukt" stammt nicht von mir, die haben Sie hier niedergeschrieben. Ich habe mich an der Behauptung gestoßen, "im Osten haben westdeutsche Unternehmen sich in hohem Maße eine potenzielle Konkurrenz vom Hals gehalten". In "hohem Maße" heißt doch, dass mindestens 75 % der Produkte aus der DDR eine potentielle Konkurrenz für westdeutsche Unternehmen darstellten. Das stimmt aber nicht. Ich habe im August 1990, noch zu DDR-Zeiten, einen Auftrag für die Installation eines Blockheizkraftwerkes an einen soeben wieder privatisierten DDR-Betrieb vergeben und war auch bereit, mir unbekannte Komponenten aus DDR-Produktion zu akzeptieren wenn sie den geforderten Standards entsprachen. Aber außer Rohrleitungen aus DDR-Produktion konnte nichts verwendet werden obwohl ich danach gesucht habe um Arbeitsplätze in der DDR zu erhalten.

Westliche Übernahme

Wenn die deutschen Wirtschaftskonzerne so "selbstlos" für die deutsche Einheit antraten, warum sind dann die meisten ostdeutschen Länder und Kommunen so finanzschwach ? Warum sitzen dann so wenige Vertreter in den Vorständen mit ostdeutschen Biografien ? Warum gibt es dann trotz teils bester Infrastruktur so wenig Industrie-Ansiedelungen ?
Warum gibt es dann sogenannte "vergessene Landschaften" ? Warum wurde dann der erforderliche Strukturwandel (Bsp.Braunkohle) bis zum Anschlag hinausgezögert und nich seit der Wende sozial- und umweltverträglich gestaltet ?
Warum gibt es dann gerade im Osten massenhaft prekäre Arbeit ? Warum sind hier fast 30 Jahre nach der Wende die Löhne nicht auf West-Niveau ?
Jetzt müssen wir angesichts dieser Ignoranz und auch zum Erhalt der Demokratie die Notbremse ziehen und im Kaltstart eine neue Politik Richtung Gerechtigkeit und Nachhaltigleit einleiten !!! Da führt gar kein Weg daran vorbei !!
Auch dann nicht, wenn Sie lieber Herr Frey, aktuell die Wahrheit noch nicht ertragen können !

"Hohes Maß" bezogen auf was ?

Wenn Sie sich denn an diesem Satz so stören dann sollten Sie eventuell statt auf Produktmenge auf Ziele der "Treuhand" schauen.
In hohem Maß kann auch bedeuten das die Mehrheit der liquidierten DDR-Betriebe eine unerwünschte Konkurrenz für westdeutsche Unternehmen darstellte (Zeiss, Leuna, Waffenwerke Suhl, Robotron, VEM, etc.). Sofern man Robotron nicht auf den KC87 reduziert sondern auf die Thyristortechnik und die Frequenzumrichter (Konkurrenten, Lenze, SEW, Allen-Bradley, Siemens, etc.) (damals bis heute ein Wachstumsmarkt), VEM (Siemens, Moll,etc.), Leuna (u.A. BP, Aral, ELF...) und Zeiss wenn schon nicht als "Hochpreiskonkurrenz" so doch als Preisdrücker und Mitbewerber betrachtet finden sich peinlich viele Fälle in denen westdeutsche "Unternehmer" es unternommen haben, Betriebe zu liquidieren oder abzugreifen.
Frau Breuel und ihre Verwandtschaft haben die Treuhand sichtbar zielgerichtet geführt, was sich unter Anderem in Büchern von Günter Ogger nachlesen läßt.

Wer die "geforderten Standards" ein wenig näher kennt, wird auch wissen das "Gefälligkeits"-Standards wie z.B. die VDE 0100 von nicht darauf ausgerichteten Betrieben schwer erfüllt werden können. Siehe auch CE.

Herr Frey, etwa frei von Sinnen, kann sich nur der Mainstream

Herr Frey, etwa frei von Sinnen, kann sich nur der Mainstream-Meinung entsinnen. Ein Mann, der verdammt viel Zeit, hat um alle linke progessive Positionen nierderzumachen. Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich sing???

Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich sing???

Als Sozialdemokrat habe ich immer darauf geachtet, dass ich mir mein Brot selber verdiene, von nichts und niemanden abhängig bin und mich sonst an den Rat von Immanuel Kant gehalten: "Habe den Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen". Das schließt in der Praxis aus Menschen mit unpassenden Ansichten nach irgendwelchen linken Lehrbüchern in Schubladen einzuordnen und sofort zu unterstellen, in Lohn und Brot irgendwelcher nebulöser kapitalistischer Bösewichte zu stehen.

Allenhalben liegt die "Wahrheit" in der Mitte

Als geborener Leipziger verließ ich mit meinen Eltern 1955 die DDR. Durch verwandschaftliche Beziehungen, blieb der "Kontakt" zur DDR-Wirklichkeit, auch nach dem Mauerbau erhalten. Was mir schon damals auffiel, war der "Kinderglaube" vieler, über die Zustände in der BRD. Dagegen half auch nicht der Empfang des Westfernsehens. Ich frage mich heute noch, welche Sender und Programme wurden da bevorzugt angeguckt?? Die Naivität vieler im Osten ermöglichte dem Einheitskanzler Kohl eine weitere Amtszeit. Die "Entwicklung" der Wendeslogans bei den Runden um den Leipziger Ring bewiesen dies eindrucksvoll! Es begann mit den Rufen "Wir sind das Volk" nach kurzer Zeit hieß es dann: "Wir sind ein Volk" und gipfelte in dem Ruf "Kommt die DM nicht zu uns; gehen wir zu Ihr"! Komme mir keiner mit "Schwarm-Intelligenz"! Unbestritten dürfte doch sein, das nach der Ermordung von Detlev Rohwedder, die Treuhand einen anderen Kurs "gefahren" hat. Das Beispiel eines VEB mit Kunstleder-Produktion, das an den ehemaligen Direktor "privatisiert" wurde, und zwar erfolgreich, ist doch ein Einzelfall geblieben.

Die Wahrheit hat es immer schwer

Ich wohnte 1989 in unmittelbarer Grenznähe zur DDR und habe den Mauerfall und die Grenzöffnung hautnah miterlebt. Die Bereitschaft von Menschen und Betrieben in der alten BRD, den Menschen und Betrieben in der DDR mit Rat und Tat selbstlos zu helfen, war beispiellos und hat lange angehalten. Davon redet heute niemand mehr. Vielmehr werden nun die in Summe wenigen Fälle in den Vordergrund gerückt, in denen sich Strolche aus der alten BRD und der DDR schamlos und in betrügerischer Weise bereichert haben. Die Treuhand wird - wie die EU - von Populisten als Urheber alles Bösen aufgebaut und damit die von DIE LINKE und der AfD gepflegten Opfermythen gepflegt. Da wird sich Frau Köpping bei der LTW in Sachsen im nächsten Jahr eben sowenig über Zuwächse bei DIE LINKE und der AfD wundern müssen wie jüngst die CSU in Bayerm, die im Wahlkampf Parolen der AfD nachplapperte und sich darüber wunderte, dass die für solchen Populismus empfänglichen Wähler dann doch lieber das Original wählten.

Ungenügend

Es geht ja überhaupt nicht darum das Engagement derer abzuwerten, die in selbstloser Absicht Zeit und Geld für den Aufbau Ost einegsetzt haben ! Im Gegenteil,es geht doch gerade darum darauf hinzuweisen dass viele, insbesondere große Witschaftskonzerne die systembedingt unentwegt profitieren sich nicht in ausreichenden Masse in den "neuen Ländern" engagieren und dass Menschen mit ostdeutschen Biografien nicht ausreichend an der Spitze politischer und wirtschaftlicher Strukturen repräsentiert sind ! Auch gibt es noch immer große Lohnunterschiede zwischen Ost und West ! Ich sehe es als meine staatsbürgerliche Pflicht an auf all das hinzuweisen! Niemand muss sich deshalb als "linksradikal" beschimpfen lassen wenn es darum geht auf Missstände hinzuweisen und deren Beseitigung einzufordern, weder von Herrn Maassen noch von Ihnen lieber Herr Frey.! Sie sind auch nicht der einzige der sich im ehrenamtlich engagiert ! Was die Treuhand anbelangt so dürfte inzwischen allgemein bekannt sein, dass hier große Fehler passiert sind, die auch ihren Teil zur gesellschaftlichen Spaltung beitrugen, das bestreiten nicht einmal mehr deren Akteure !!