Hitzige Debatte am Dienstagabend

Parteivorsitz: So diskutierten die Duos über den Klimaschutz

Benedikt Dittrich13. November 2019
Olaf Scholz (von links), Klara Geywitz, Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken diskutierten über den Klimaschutz.
Olaf Scholz (von links), Klara Geywitz, Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken diskutierten über den Klimaschutz.
Klara Geywitz und Olaf Scholz verteidigten am Dienstagabend das Klimapaket der großen Koalition, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans betitelten es als „Klimapäckchen" – es wäre mehr möglich gewesen. So diskutierten die Duos für den Parteivorsitz über die sozial-ökologische Transformation.

Olaf Scholz und Klara Geywitz auf der einen Seite und Norbert Walter-Borjans mit Saskia Esken auf der anderen Seite lieferten sich am Dienstagabend ein teilweise hitziges Wortgefecht quer durch die sozialdemokratischen Themen. Was sich schon beim Thema Grundrente anbahnte, setzte sich auch bei der Interpretation des Klimapakets fort.

Einig waren sich beide Duos, dass der Klimaschutz nicht auf den Rücken der Schwächsten in der Gesellschaft vorangetrieben werden sollte. Gleiches galt für den Grundtenor, dass Klimaschutz heute wichtiger ist denn je und ein Umdenken stattfinden muss, die Wirtschaft sich verändern muss. Erst recht, seitdem Fridays for Future und andere Akteure den Regierungsparteien in den vergangenen Monaten ordentlich Druck gemacht haben. Doch der vorliegende Beschluss zum Klimapaket wurde von den Teams, die an die Spitze der SPD wollen, unterschiedlich bewertet.

„Wie stellen wir uns eine sozialökologische Modernisierung vor?“, hatte Moderatorin Nana Rink das Thema eingeleitet, mit Verweis auf die Klimaproteste: „Wir sind Greta, das sagen immer mehr junge Menschen. Sie wollen dass wir in ihre Zukunft investieren.“

„Die Zukunft hat jetzt eine Lobby"

Notwendige Investitionen in die Zukunft sieht Norbert Walter-Borjans, der als erster antworten durfte, im Bereich der nachhaltigen Wirtschaft: „Wir merken jetzt, dass die Zukunft, in die wir die ganzen Lasten verschoben haben, mittlerweile vor der Tür steht und die hat jetzt eine Lobby.“ Der Wunsch der Demonstranten nach einem dramatischen Umsteuern sorge auch für eine Aufgabe der Sozialdemokratie. „Wir müssen eine Transformation hinbekommen“, erklärte „Nowabo“. „Die Kohle-Kumpel oder die Pendler dürfen nicht die sein, die die Last tragen.“ Er forderte mehr öffentliche Investitionen in Kohlerevieren und anderen Regionen, die von dem Wandel betroffen sind. „Wir müssen es schaffen, dass da neue Strukturen entstehen“, sagte er mit Blick auf neue Arbeitsplätze. „Das wird man aber am Ende nicht schaffen, wenn man mit der schwarzen Null hausieren geht“, erneuerte der ehemalige Finanzminister von Nordrhein-Westfalen die Kritik an der Haushaltspolitik von Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

Im direkten Anschluss an ihren Teampartner plädierte auch Saskia Esken für eine Klimaprämie, ausgezahlt pro Kopf an jeden Bürger, gepaart mit einem wesentlich höheren CO2-Preis als den jüngst beschlossenen 10 Euro pro Tonne. Aus ihrer Sicht eine fairere Variante, die auch schon in einem Gutachten erwähnt wurde – im Auftrag des SPD-geführten Bundesumweltministeriums.

Klara Geywitz ergänzte die Debatte um einen größeren Rahmen: „Wir brauchen eine ökologische Industriepolitik die dafür sorgt, dass Wachstum nicht gleich einhergeht mit steigendem Ressourcenverbrauch.“ Über die Instrumente dafür könne man lange diskutieren. „Mir ist wichtig, dass wir begreifen, wie groß die Veränderung ist, vor der wir stehen.“ Gleichzeitig sei es aber auch eine Riesenchance für die Modernisierung der deutschen Wirtschaft. „Wenn wir das schaffen, dann ist das ein Exportschlager.“

„Wir sind uns doch vollkommen einig, aber warum machen wir es dann nicht?“, kritisierte Esken direkt. Durch die Entwicklungen im Sommer habe sich ein Fenster geöffnet, um zu akzeptieren, dass sich etwas verändern müsse. „Und wir machen so ein Klimapäkchen?“ Außerdem sieht sie durch die neuen Abstandsregeln für Windkraftanlagen an Land eine Gefahr für den Industriezweig. „Nachdem wir schon den Solarmarkt kaputt gemacht haben, kommt jetzt als nächstes der Windenergiemarkt.“

Scholz verteidigt Klimapaket

Das wollte Olaf Scholz widerrum nicht so stehen lassen. Das Klimaschutzgesetz sei von der SPD-Fraktion im Bundestag fast einstimmig angenommen worden. „Es scheint also nicht so schlecht zu sein.“ Er verteidigte den Kompromiss außerdem mit der Vorbildfunktion der Bundesrepublik: „Wir sind ein Land, dass die wirtschaftliche Kraft und die Ingenieure hat, das hinzukriegen.“ Wenn der Umbau gelinge, dann bestehe die Chance, dass viele geplante Kohlekraftwerke auf der Welt nicht gebaut werden und stattdessen die in Deutschland entwickelten Technologien genutzt werden. „Deshalb finde ich es richtig, dass wir 150 Milliarden Euro investieren.“ Für ihn sei das Klimaschutzpaket der richtige Weg. „Deutschland geht voran mit dieser Entscheidung.“

Dem hielt Norbert Walter-Borjans entgegen: „Es gibt in anderen Staaten der Welt, auch denen mit hoher Wirtschaftskraft, eine deutlich höhere Bepreisung von CO2. Deutschland ist mit dem Einstieg nicht an der Spitze der Bewegung.“ Er kam außerdem wieder auf den grundlegenden Kompromiss zurück. „Wir dürfen uns doch dann nicht hinstellen und sagen: Das war das gewollte Ende der Fahnenstange!“ Seiner Meinung nach hätte ein Prämienmodell die oberen zehn Prozent der Bevölkerung stärker belastet, die übrigen neunzig Prozent hingegen sogar entlastet.

Dieses Modell geißelte Scholz widerrum als nicht realisierbar und obendrein als neoliberales Modell: „Über Preise etwas zu regeln statt über Gesetze ist keineswegs ein sozialdemokratisches Konzept.“ Dem hielt Esken entgegen: „Die Klima-Dividende ist ein Konzept der SPD.“

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Kommentare

So geht´s nicht !!!

Während aktuell inzwischen Venedig komplett vom Meer verschlungen wird ,werden in den Niederlanden mit Tempo 100 Fakten geschaffen, auch wenn es der deutschen und europäischen Autoindustrie und den Teilen ihrer hörigen Politikerkaste in Amt und Würden nicht passt !
In Deutschland wird noch immer mitunter Tempo 250 gefahren mit schweren übermotorisierten Dreckschleudern deren umweltschädlicher Treibstoff, ähnlich wie beim Flugbenzin, sogar noch staatlich gefördert wird. Diese Groko und ihre Befürworter (auch Olaf Scholz und Clara Geywitz) brauchen das Wort Klimaschutz gar nicht mehr in den Mund nehmen. Es glaubt ihnen sowieso niemand mehr ein Wort !!!

So geht´s nicht !!!

Mit Ihrem Stammtischgedröhne geht's auch nicht! So einfach ist das alles leider nicht. Fast alle wollen Klimaschutz, nur nicht bei sich. Autofahren, Flüge in den Urlaub und die Arbeit wollen alle erhalten wissen. Mit Tempo 100 auf Autobahnen (ich fahre seit langem nicht schneller) wird nur ganz wenig erreicht, auch nicht mit einem Verbot von SUV (ich fahre VW Polo). Allein durch die Umstellung vom Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb werden zigtausende Arbeitsplätze wegfallen, für die noch kein Ersatz zu sehen ist. Da liegt gewaltige politische Sprengkraft, die Parteien, die die Sache zu forsch anfassen, von der Bühne fegen kann. Der Abschied von der fossilen Energie muss kommen, nur wagt (noch) keine Partei den Bürger die Konsequenzen aufzuzeigen und aufzubürden.

Absolut ungenügend..

mutlos und fehlgesteuert sind die Maßnahmen der Groko in Bezug auf Klima-, Natur und Ressourcenschutz, da gebe ich Ihnen völlig recht ! Es werden die wichtigen Zukunftsfragen von den Groko-Akteuren noch nicht einmal gestellt, geschweige denn beantwortet. Ihre Befürchtungen gegenüber dem Pseudo-Ausweg Elektromobilität und der Verteil. restlicher Arbeitszeit möchte ich noch ergänzen ! Eine Mobilitätswende wie wir sie benötigen wird nicht dadurch organisiert indem lediglich Verbrenner-Antriebe durch Elektro-Antriebe ersetzt werden. Ein Kurswechsel Richtung Nachhaltigkeit kann nur so erzeugt werden indem weniger aber robustere, reparaturfreundliche Fahrzeuge zus, mit einem massiv gestärkten ÖPNV u. Zweiradverkehr die absurd hohe Zahl an Individual-Fahrzeugen dadurch ersetzt, dass Fahrzeuge als Leihfahrzeuge im Dauerbetrieb sind und Millionen Privat-PKW nicht sinnlos stehend vor sich hin gammeln ! Es wird die IT-Branche sein, die das Ruder der deutschen Autoindustrie übernimmt, wenn die sich nicht selbst schleunigst Richtung Sharing-Economy bewegt ! Da gibt es zwar erste Ansätze, aber gleichzeitig blockiert sie über ihre Lobbytruppe zusammen mit der Groko-Politik diesen notw. Wandel !

Zukunftsfragen von den Groko-Akteuren noch nicht einmal gestellt

Ich bin überzeugt, das die "GroKo-Akteure" sich der "Zunkunftsfragen" zur Abwendung der Folgen einer Klimaänderung bewußt sind. Die Folgen und Konsequenzen einer Umstellung einer Volkswirtschaft auf klimaneutrale Energie aus Sonne und Wind kann man jedoch nur erahnen. Es wird einen bisher nie erlebten Umbruch zur Folge haben, der nur mit abrupten Ende der DDR-Wirtschaft einigermaßen zu vergleichen ist. Die politischen und wirtschaftlichen Folgen eines solchen Umbruches kann niemand voraussehen, deshalb zögern die seriösen Politiker und Parteien mit klaren Aussagen und Konzepten - weil sie Angst vor den Wählern haben.

Parteien die in der Regierung das Falsche tun...

...werden gerade von der Realität hinweggefegt. Die Gründe dafür sind unter anderen, da gebe ich Ihnen Recht, die Angst vor den Wähler/innen. Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber, das wissen wir! Doch auch das Wahlvolk, das wissen wir auch ist wie eine Horde ungezogener Kinder ! Sie lechzen danach dass Politik sich um sie kümmert indem sie ihnen und den anderen gesellsch. Akteuren einen zukunftsfähigen Rahmen setzt. Wenn die gewählten Politik-Akteure dies nicht tun, sind sie, wie wir es gerade erleben sowohl verantwortlich für die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen als auch für die Spaltung unserer Gesellschaft. Die Regierung muss das tun was zu tun ist und nicht ungesunde Bonbons verteilen weil die Wähler danach schreien !

Wo soll denn zukünftig die

Wo soll denn zukünftig die Energie herkommen? Strom wird doch auch zum größten Teil aus fossilen Rohstoffen und/oder Uran gewonnen? Wie die besagten Investitionen in Höhe von 150 Millarden nun aussehen sollen, darüber wird nicht gesprochen. Ung ob in DE unter den gegebenen Bedingungen noch investiert wird, bleibt abzuwarten.

Was die Abstandsregeln für Windturbinen zu Wohnhäusern angeht, ist es untragbar, wenn ein Mindestabstand von 1 km nicht eingehalten wird. Stadtbewohner können sich sicher die Geräuschkulisse sowie das nächtliche Blinkfeuer dieser Anlagen kaum vorstellen.

Geregel wurden mit dem s.g. Klimapaket nur die Mehreinnahmen/Verteuerungen, alles andere blieb außen vor. Meines Erachtens ist die ganze Geschichte genauso unausgegoren wie Merkels Energiewende. Außer Abzocke wird sich nichts tun. Im Übrigen haben wir außer dm CO2 ja auch noch massive Probleme mit dem Einsatz von Pestiziden. Davon hört man nichts mehr.

Der Klimawandel und alles,

Der Klimawandel und alles, was damit zusammenhängt, ist wie die Schweinegrippe! Aber dieser Hype ging dann vorüber; der Klimaschutz wird uns aber wohl noch länger beschäftigen und Schaden anrichten, weil die Politik unfähig ist, einen einmal eingeschlagenen Irrweg zu verlassen und gemachte Fehler einzugestehen:
https://www.bild.de/news/inland/schweinegrippe-impfung/hier-verbrennen-1...

Der Klimawandel ist eine

Der Klimawandel ist eine andere Nummer als z.B. die Schweinegrippe. Hinter der Klima-Hype, sprich auch die Abzocke durch Aufbau einer Angst- und -drohkulisse, stehen enorme finanzielle Mittel zur Verfügung. Entscheidende Maßnahmen zur Verbesserung des Klimaschutzes bzw. des Umweltschutzes weltweit werden dagegen nicht offeriert. Ganz im Gegenteil. Durch die UN u. sonstige politische Entscheidungen wird noch die Migration in dicht besiedelte Gebiete Nordeuropas/Deutschlands forciert. Für das Lohndumping mag das vorteilhaft sein, zur Verbesserung des Klimas bzw. der Umwelt aber nicht. Mehr Menschen, die ja nun auch alle ein Dach über dem Kopf haben müssen, erhöhen nun mal den Enegieverbrauch usw.

Unglaubwürdig

Wenn sich angeblich alle sooo einig sind, das der "Klimaschutz" nicht auf dem Rücken der Ärmsten ausgetragen werden soll, warum bitteschön wird dann genau das "Klimapaket" bejubelt das genau diesen Effekt erzielt ?

Auch ein kleiner Realitätscheck für Herrn Scholz: Nur weil etwas von Politikern per Abstimmung für gut und richtig befunden wurde muß es funktional oder verfassungsrechtlich noch lange nicht in Ordnung sein.
Das sogenannte "Klimapaket" fällt eindeutig in diese Kategorie.

Bleibt allein der Trost das die SPD mit solchen Aussagen und solchen "Konzepten" keine weitere Gefahr für soziale Politik mehr darstellen wird weil unter 5% kein Schaden mehr angerichtet werden kann.

Klimaschutz

Die Worte hör ich wohl .... . Das Team NoWaBo/Saskia Esken sollte sich mit Nina Scheer verstärken, denn diese Frau hat noch am meisten Ahnung von der Materie. Die SPD hat beim Tempolimit im Bundestag geknifffen, auch das hätte den CO2 Anteil drs Verkehrs um 10% mindern können. Die Autokonzerne haben seit Jahren Motoren die weniger als 3 L/100 km (= 7,5 kg CO2/100 km) verbrauchen (emittieren). Weg mit der künstlich errechneten Effizienz eines Autos - Besteuerung nach Spritverbrauch muss her. Da E-Auto ist eine Sackgasse und die Gier nach dem Batterierohstoff Lithium hat ja schon mal die Demokratie in Bolivien gekostet (im vorwärts immer noch nichts zum Putsch in Bolivien). Kupfer, Cobalt und anderes wiird auch noch für die E-Autos gebraucht, mal sehen wie die Wertegemeinschaft da zur Demokratie steht.

Lithium/Bolivien. Wenn es um

Lithium/Bolivien. Wenn es um die Profite geht, dánn ist der Kampf gegen Rechts kein Thema mehr. Die Umweltzerstörung beim Rohstoffabbau sowie Kinderarbeit werden ebenso vornehm ausgeblendet. Es ist ja alles weit genug entfernt und betrifft uns nicht direkt.