Haushaltsdebatte im Bundestag

Olaf Scholz: Deutschland kommt „viel besser“ aus der Krise als erwartet

Lars Haferkamp08. Dezember 2020
Kämpferisch und optimistisch: Olaf Scholz am 8.12.2020 bei der Haushaltsdebatte des Bundestages.
Kämpferisch und optimistisch: Olaf Scholz am 8.12.2020 bei der Haushaltsdebatte des Bundestages.
In der Corona-Pandemie erholen sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik stärker als prognostiziert. Bundesfinanzminister Olaf Scholz verwies im Bundestag auf weltweites Lob für das deutsche Krisenmanagement. Jetzt komme es darauf an, dass die Krisenlasten „fair und gerecht“ verteilt würden.

Gute Nachrichten hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz in der Haushaltsdebatte des Bundestages am Dienstag: „Deutschland hat mit den Programmen, die wir auf den Weg gebracht haben in diesem Jahr, dazu beigetragen, dass wir mit den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise viel besser fertig geworden sind, als viele vorhergesagt haben.“ Die aktuellen ökonomischen Daten seien deutlich positiver als in allen Prognosen vorher. „Die wirtschaftliche Entwicklung ist besser“, so Scholz. In vielen Bereichen habe man sogar „das Vorkrisenniveau“ erreicht. Trotz des gegenwärtigen partiellen Lockdowns seien viele Branchen und Unternehmen gut zurechtgekommen. „Die Beschäftigung hat sich besser entwickelt, als das alle vorhergesehen haben.“ Deutschland habe mit seiner massiven haushaltspolitischen Reaktion dazu beigetragen, dass es durch diese Krise auch ökonomisch und sozial komme.

Olaf Scholz: Deutscher Weg ist „der Goldstandard“

„Und wir werden für diese Reaktion auch international gelobt“, erklärte der Finanzminister. Dieses Lob komme vom Internationalen Währungsfonds, der OECD, der EU, der Europäischen Zentralbank und den großen internationalen Ökonomen. Ihr Fazit laute: „Das ist der Goldstandard. So muss man das machen, wenn man eine so große Krise bekämpfen will.“ Diesen erfolgreichen Weg werde die Bundesregierung fortführen.

So nötig und richtig die Aufnahme neuer Schulden zur Bewältigung der Corona-Krise auch sei, räumte Scholz ein, dies könne einem Finanzminister zu keinem Zeitpunkt leicht fallen. Deshalb sei es ebenso richtig gewesen, nicht alles zu finanzieren, „was irgendjemand sich bei dieser Gelegenheit so ausgedacht hat“. Es sei nötig, „genau hinzuschauen“, was man im Einzelnen tue. „Und das ist auch gemacht worden.“

Solide Haushaltspolitik auch in der Zukunft

In diesem Zusammenhang dankte Scholz dem Bundestag und seinem Haushaltsauschuss für die gute Zusammenarbeit. Man habe vor der Krise eine „solide Haushaltspolitik“ gemacht, mit der man Ende letzten Jahres alle europäischen Stabilitätskriterien eingehalten habe. Auch jetzt werde eine solide Haushaltspolitik gemacht, „weil wir viel Geld einsetzen, aber wohl überlegt und für einen guten Zweck“, nämlich gut durch die Krise zu kommen.

Scholz kündigte an, die Bundesregierung werde sich im März über Eckwerte für den Bundeshaushalt verständigen und einen Haushaltsentwurf für das Jahr 2022 vorlegen. Auch werde die Finanzplanung für die gesamte nächste Legislaturperiode konzipiert werden. „Es wird also kein Drumherumreden geben“, wies Scholz entsprechende Vorwürfe aus der Opposition zurück, wie man mit den Konsequenzen der Krise umgehen werde.

„Investitionen in die richtige Entwicklung“

„Eins ist ganz klar: Wir können und müssen auf alle Fälle darauf setzen, dass unsere Wirtschaft in Deutschland wächst“, so der Finanzminister. Das sei nach der letzten Wirtschaftskrise schon einmal gelungen, so dass die Staatsverschuldung von 80 auf 60 Prozent (des Bruttoinlandsproduktes, Red.) gesunken sei. Aktuell gehe man von einer Verschuldung von 70 Prozent aus. Das sei auch jetzt wieder zu schaffen, „wenn wir auf die richtigen Zukunftsfragen setzen“.

Nötig seien „Investitionen in die richtige Entwicklung“, so Olaf Scholz. Dazu gehöre der Ausbau der Erneuerbaren Energien, eine CO2-neutrale Wirtschaft und eine umfassende Digitalisierung. Dies sei erforderlich, damit die Arbeitsplätze auch in 20 oder 30 Jahren noch sicher und das Land international wettbewerbsfähig sei. Das bringe man mit dem aktuellen Haushalt auf den Weg.

Es kommt auf Fairness und Gerechtigkeit an

Bei der Bewältigung der Krisenlasten müsse die soziale Gerechtigkeit gewahrt bleiben, forderte der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. „Aus meiner sicheren Überzeugung ist es so, dass wir es natürlich nicht hinbekommen werden, die Kosten der Krise zu bewältigen, wenn man, wie einige es hier vorschlagen, Steuersenkungen für Milliardäre und Spitzenverdiener und Steuersenkungen für sehr sehr reiche und leistungsfähige Unternehmen vorschlägt. Das ist nicht der Weg, wie man Krisenfolgen bewältigen kann.“ Darüber hinaus müsse es darum gehen, dass das Steuersystem „fair und gerecht“ sei, damit starke Schultern mehr leisteten als schwache. Scholze machte klar: „Wir werden aus dieser Krise herauswachsen. Wir werden dafür sorgen, dass wir die Zukunft mit den richtigen Investitionen in die Zukunft gewinnen und wir werden dafür Sorge tragen, dass dieses Land fair und gerecht ist. Das ist die Aufgabe für die Zukunft.“

Dennis Rohde, der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, nannte in der Debatte den Bundeshaushalt einen Beleg für „die Handlungsfähigkeit und Solidarität des Staates in der Krise“. Er gebe den Menschen Sicherheit. Man werde „auch auf der Zielgeraden der Pandemie niemanden zurücklassen“. Rohde erteilte Forderungen nach einem „Staatsabbau“ nach der Pandemie eine klare Absage.

Dennis Rohde: Gut angelegte Milliardenhilfen

Es sei in der Tat ein „ungewöhnlicher Haushalt“ in „ungewöhnlicher Zeit“, aber er sei „angemessen“ und „richtig“. Als Beispiel nannte Rohde die im Haushalt eingeplanten 61 Milliarden Euro für Investitionen. Das seien 20 Milliarden mehr als vor der Corona-Krise. Jetzt komme es darauf an, dass diese Mittel am Ende des Jahres auch tatsächlich abfließen.

Die 39,5 Milliarden Wirtschaftshilfe für die von der Pandemie betroffenen Unternehmen und Betriebe seien sicherlich „viel Geld“. Aber sie seien notwendig, damit die vor der Krise erfolgreichen Unternehmen das auch nach der Krise sein können und damit Insolvenzen und Entlassungen verhindert werden könnten. Es seien Milliarden, „die wir gut anlegen“, denn sie bildeten die Grundlage für die „Wirtschaftskraft von morgen“ und für die „Steuereinnahmen von morgen“.

Bundestag will Heft des Handelns in der Hand behalten

Der SPD-Haushaltssprecher verwies darüber hinaus auf die 35 Milliarden Euro, die im Haushalt für die weitere Bewältigung der Corona-Pandemie eingestellt seien. Wenn dieses Geld „gebraucht wird, steht es zur Verfügung“. Rohde betonte, die Mittel seien „kein Blanko-Scheck für die Regierung“. Deshalb habe der Haushaltsausschuss 20 Milliarden Euro der Gesamtsumme „gesperrt“. Sie könnten nur nach vorheriger Zustimmung des Haushaltsausschusses des Bundestages fließen. Das zeige klar die Absicht des Bundestages: „Wir müssen das Heft des Handelns auch in der Krise in der Hand behalten.“

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Kommentare

oha, jetzt wird

gesundgebetet, was nicht mehr zu beherrschen ist. Soll mir recht sein, vorausgesetzt,, beten hilft wenigstens hier einmal.

Die Regierung schiesst weiterhin "mit Schrot in den Wald", und hofft so Treffer zu landen. Mich erschüttert die anhaltende Weigerung, die Coronaapp so zu ertüchtigen, dass es möglich wird, die Orte zu ermitteln, an denen die Kontakte mit Infizierten erfolgten. Mit den so erzielten Ergebnissen wüssten wir besser, welchen Orten das Übertragungsrisiko in besonderem Maße innewohnt. Wir könnten Informationen gewinnen, die sehr viel zielgenauere Maßnahmen ermöglichen. Das ist aber offensichtlich nicht gewollt. Man herrscht ja sehr viel sorgenfreier, wenn man die Ängste breit und nachhaltig schürt. Dann muckt keiner auf, vom Max Freitag mal abgesehen

Wann ist die "Krise" denn vorbei ?

Ihrer Kritik an dieser "Gesundbetung" unterstütze ich voll und ganz, vor Allem wenn - belegt durch neue Auswüchse der Zwangsmaßnahmen bis hin zur "Einweisung" von "Quarantäneverweigerern" in Baden-Württemberg - klar ersichtlich ist das ein Ende des Irrsinns noch lange nicht absehbar ist.
Es wird dringendst Zeit zu ermitteln ob die "Schutzmaßnahmen" nicht deutlich mehr Schaden anrichten als das, wogegen sie angeblich "schützen" sollen, was durch andauernde Verschärfungen und Verlängerungen des Ausnahmezustands schon arg unglaubwürdig erscheint.

Die ach so tolle App bringt selbst in der von Ihnen vermuteten Weise allerdings überhaupt nichts, schon allein die Verzögerung von Infektion zu Diagnose und dann die nochmalige Verzögerung von Diagnose zum Eintrag in die glorreiche App (sofern denn die erkrankte Person überhaupt ein passendes Smartphone besitzt und damit die Totalüberwachung der Ortsdaten verfügbar ist) bedeutet, das der tatsächliche "Ort der Infektion" gar nicht zu ermitteln ist. Die immer noch reichlich vorhandenen Funktionsmängel der App kommen dann noch hinzu.

mag ja sein, dass die

vorgeschlagene Verbesserung der APP es allein nicht bringen wird, aber widerlegen Sie bitte erstnmal, dass auf dem vorgeschlagenen Weg eine datenbasis in Bezug auf ansteckungsrelevante Orte erzeugt werden kann.

Ohne eine solche Datenbasis sind zielgenauere Maßnahmen nicht möglich, da muss dann mit Schrot in den Wald geschossen werden, und wenn Schrot nicht reicht, müssen Streubomben genutzt werden, in jedem Fall ein höheres Kaliber, um im Bild zu bleiben.
Ich werfe der Regierung vor, dass sie nicht willens ist, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, lass mich gerne widerlegen, was Ihnen -mit Verlaub- nicht gelungen ist

Der tatsarchliche

Der tatsarchliche Gesundheitszustamd des Nutzers muesste verzoegerungsfrei in der App eingetragen werden, um "Infektionsorte" definieren zu koennen. Sie vermengen Software mit Realzustand des Nutzers. Die App kann keine Infektion diagnostizieren und die Zeitverzoegerung zwischen Infektion zu Diagnose zu Eintrag in die App verhindert eine Definition des Infektionsortes.
Daher bringt die Umstellung auf Totalueberwachung nichts denn zusaetzlich zu dieser Verzoegerung kann die Infektion nicht bei Eintreten erfasst werden sondern erst ca. 2 Tage spaeter, nach der Inkubationszeit.Statische Betrachtung ist irrefuehrend.

Sie haben nichts verstanden

es geht darum, die Treffpunkte zu sammeln, um daraus, also aus den Koordinaten, statistisch relevante Schwerpunkte zu ermitteln. Diese sind dann geeignet, punktgenauere Verhaltensregeln zu entwickeln. das ist eigentlich ganz einfach, aber wenn man nicht will, also ideologisch vernagelt an die Betrachtung anderer Vorstellungen herantritt, läuft man zwangsläufig gegen die Wand.

Einfach logisch betrachten

Was bestenfalls "erfaßt" werden kann ist der "Ort" an dem die Person positiv getestet wurde. Wo die eigentliche Infektion stattfand kann gar nicht ermittelt werden.
Auch mit vollständigem Bewegungsprofil kann man bestenfalls rumraten, hier ist selbst bei "minütlicher Testung" die Inkubationszeit ausschlaggebend.
Zu viele unvermeidbare Zeitverzögerungen, damit keine klare Zuordnung von Infektionsgeschehen zu Aufenthaltsort möglich.

Aktuell meldet die App (gemäß behaupteter Funktionsweise), wenn eine mittels App-Eintrag als infiziert eingeordnete Person sich innerhalb eines bestimmten Zeitfensters mit einer nach Schwellwert definierten Signalstärke im Empfangsbereich des Smartphones aufgehalten hat. Mauern, Kleidung, andere Dinge die die direkte Sichtlinie beider Sendeeinheiten oder tatsächliche Infektionsmöglichkeiten beeinflussen bleiben unberücksichtigt.

Die Zeitverzögerung der "Risikomeldung" ist wieder technisch bedingt. Je direkter und schneller die Warnmeldung kommen soll desto öfter müßte jedes Smartphone die Datei mit den IDs aller eingetragenen Infizierten abfragen.
Bei z.Zt. ca. 20MB Appspeicher mal Abfrageintensität ist das Datenvolumen schnell aufgebraucht.

Befremdlich

..... Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben ! Das sollte auch für Olaf Scholz gelten !
Den ganzen Sommer über wurde versäumt Epidemiologie zu betreiben, Intensivpersonal zu schulen ..... die Informationspolitik des RKI mit seinen absoluten Zahlen ist immer noch nicht transparent (außer man macht sich die Mühe auf der allerhintersten Seite der RKI-Publikationen zu forschen, aber das wird immer wieder verlegt ???????). Aber auf einen Wunderimpfstoff wird gehyped. Wirksamkeit, Nebenwirkungen .... wo bitteschön finde ich die Orginalpublikation, oder ist das Geschäftsgeheimnis ? Geht es um Gesundheit oder um Milliarden ?
Leute, mit dieser Informationspolitik und auch den ganzen Coronaapokalyptikern kommen wir nicht weiter, ich merke doch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis (soweit ich die noch treffen kann), daß die Akzeptanz der offiziösen Verlautbarungen im Sinken ist. Warum treibt ihr die Leute in die Arme der Skeptizisten ?

Land steckt mitten in der Krise

Da wir noch mitten in der Krise stecken, wissen wir gar nicht, wie das Land da raus kommt. Daher sind solche Formulierungen unglücklich, und können sich schnell als Bumerang erweisen.

Im Moment bekommt die Politik die medizinische Lage nicht in den Griff, und hat viel Kredit verspielt. Die Stimmung ist nicht gut, und es besteht wie bei der Flüchtlingskrise 2015 die Gefahr, dass die Politik diese völlig falsch einschätzt.

Stand der Dinge ist das Ziel,den Virus einzudämmen, gescheitert. Zumindest wurde bisher eine Überforderung des Gesundheitssystems vermieden.Dafür werden die Leute aber dem medizinischen Personal danken; die Politik hat hier nicht mit Lob zu rechnen.

Gleichzeitig werden die Folgen der Wirtschaftskrise erst 2021 wirklich sichtbar werden,und sich womöglich deutlich verschärfen. Dadurch wird auch der politische Diskurs im Wahljahr ein ganz anderer werden. Es ist davon auszugehen, dass das eigentliche Krisenjahr, gerade für die Politik, erst noch kommt.