
„Nicht alle Menschen in Deutschland profitieren in gleichem Maße vom hohen Standard unseres Gesundheitswesen. Menschen mit Einwanderungsgeschichte partizipieren weniger“, sagte Aydan Özoğuz am Dienstagmorgen im Kanzleramt. Um Migranten den Zugang zu Vorsorge und Pflege zu erleichtern, stellt die Staatsministerin für Migration, Integration und Flüchtlinge ihre Arbeit in diesem Jahr unter das Motto „Gesundheit und Pflege in der Einwanderungsgesellschaft“.
Zur Auftaktveranstaltung hatte Özoğuz gemeinsam mit Staatsministerin Annette Widmann-Mauz – Gesundheitsminister Hermann Gröhe, der ursprünglich vorgesehen war, war erkrankt – jede Menge Experten aus der Gesundheitswirtschaft ins Kanzleramt geladen. Thematisiert wurde ein besserer Zugang zu spezifischen Pflegeangeboten für Migranten durch kultursensible Pflege, die die religiöse Tradition berücksichtigt und ein notwendiger Zuzug von ausländischen Fachkräften im Gesundheitsbereich.
Zuwanderung notwendig
„Die Pflegekräfte der Zukunft werden zuwandern müssen. Wir müssen uns Gedanken machen, wie das am besten funktioniert“, so Özoğuz . Etwa indem man verstärkt junge Menschen mit Migrationshintergrund für eine Ausbildung im Gesundheitsbereich begeistert und für qualifizierte Fachkräfte wirbt, erklärte die Staatsministerin. Die derzeitige Einwanderungswelle alleine decke den zukünftigen Pflegebedarf nicht.
Schließlich würden jene, die aus der Europäischen Union aufgrund der wirtschaftlichen Situation in ihren Heimatländern in Deutschland einreisten, bei einem wirtschaftlichem Aufschwung auch wieder zurückkehren, so die Staatsministerin. Sie befand sich damit ganz auf der Linie ihres Parteikollegen Thomas Oppermann, der am Dienstagnachmittag auch mit diesem Argument für ein Einwanderungsgesetz geworben hat.
Versorgung von Flüchtlingen verbessern
Auch die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen und Asylbewerbern soll im Schwerpunktjahr behandelt werden. Bisher erhalten diese in den ersten 15 Monaten ihres Aufenthaltes in Deutschland nur eine eingeschränkte Gesundheitsvorsorgung, durch die die Kosten eines Arztbesuches nur bei akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen übernommen wird.
Hier seien Nachbesserungen notwendig, kritisierte Özoğuz und verwies auf die positiven Erfahrungen in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg. Durch die Einführung einer Chipkarte werden hier Arztbesuche ermöglicht, ohne dass vorher ein Krankenschein beim Sozialamt beantragt werden muss. Auch bei der Verständigung müsste nachgebessert werden, erklärte die SPD-Vizin. „Wenn sie vor einem Bürgerkrieg geflüchtet sind und ein Trauma haben, dann können sie ihre Geschichte nicht auf deutsch erzählen.“