Freihandel

Vor Obama-Besuch: Was TTIP-Gegner von der SPD-Basis fordern

Paul Starzmann01. April 2016
Aktivisten demonstrieren vor dem Reichstagsgebäude in Berlin gegen die Freihandelsabkommen CETA und TTIP.
Die Parteiführung will es, die SPD-Basis bleibt jedoch skeptisch – das Freihandelsabkommen TTIP. Im April kommt US-Präsident Barack Obama nach Deutschland, um für den Vertrag zu werben. TTIP-Kritiker mobilisieren dagegen und richten spezielle Wünsche an die Mitglieder der SPD.

Als der amerikanische Präsident Barack Obama im Juni 2013 vor dem Brandenburger Tor in Berlin ans Mikrofon trat, jubelten die Massen ihm zu. Drei Jahre später kommt er wieder nach Deutschland: Zur Eröffnung der diesjährigen Hannovermesse am 24. April plant Obama, noch einmal die Werbetrommel für TTIP zu rühren. Wenn es nach den Organisatoren des Bündnisses „TTIP & CETA stoppen!“ geht, wird Obama nicht so freundlich empfangen werden wie noch 2013.

Anti-TTIP-Bewegung „sehr lebendig“

„Die Werbeshow für TTIP durchkreuzen“ will Christoph Bautz, Geschäftsführer von Campact. Er hofft am 23. April auf mehrere 10.000 Demonstranten in Hannover, erklärte Bautz am Freitag in Berlin.

Der Protest sei kein Ausdruck von Antiamerikanismus, betonen die Veranstalter. Auch die Freihandelskritik von rechts, die anstatt auf Solidarität auf „völkisch-nationalistische Motive und damit auf Ausgrenzung“ setze, lehnt das Bündnis ab. Mit Mitgliedern von AfD, NPD und Co. wollen die TTIP-Gegner nichts zu tun haben.

Bsirske: Ist Parteikonvent „ernst gemeint“?

Ihre Hoffnung setzen die Organisatoren des Anti-TTIP-Protests neben Campact, attac, Greenpeace und ver.di auch auf die Basis der SPD. Der SPD-Parteikonvent im September 2014 in Berlin habe „rote Linien“ gezogen, erklärt Christoph Bautz. Damals hatten die Sozialdemokraten privaten Schiedsgerichten, vor denen Konzerne gegen Staaten klagen können, genauso abgelehnt wie Einschränkungen bei Arbeitnehmerrechten oder Umweltstandards. Auch wurde beschlossen, die endgültige Entscheidung über den fertigen TTIP-Vertrag auf einem Konvent nach Abschluss der Verhandlungen zu finden.

Wenn die Idee eines Parteikonvents zu TTIP „ernst gemeint“ sei, sagt ver.di-Chef Frank Bsirske, sollte dieser möglichst bald stattfinden. Die SPD-Spitze müsse sich darauf gefasst machen, dass die Basis sich gegen TTIP ausspricht, meint Campact-Chef Bautz. Seine Organisation will „dezentral“ mit den Delegierten der Partei diskutieren und die TTIP-Kritiker in den Geschäftsstellen der SPD mobilisieren.

TTIP-Befürworter in der „Defensive“

Die Liste der Kritik an TTIP ist lang. Hubert Weiger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) befürchtet, dass durch das Abkommen die demokratischen Normen der EU „auf der Strecke bleiben“. Auch die Pläne der EU-Kommission, das bereits ausgehandelte Abkommen CETA zwischen Europa und Kanada auch ohne Zustimmung der nationalen Parlamente in Kraft zu setzen, stößt bei den TTIP-Gegnern auf Ablehnung. Das Vorhaben richte sich gegen die Demokratie, meint Christoph Bautz.

Die Befürworter des Freihandelabkommens seien mittlerweile in der „Defensive“, heißt es bei Campact – nur noch 25 Prozent der Deutschen seien für TTIP. Bemühungen um mehr Transparenz in den Verhandlungen hätten daran nichts geändert. Diese seien nur „Show“, kritisiert Campact-Chef Bautz. Auch Ulrich Schneider vom Paritätischen Gesamtverband hält die Verhandlungsgremien für „bessere Kungelrunden“, sie stünden für eine „Brüskierung“ der Zivilgesellschaft. Schneider habe „Angst“ davor, dass soziale Standards in Deutschland durch TTIP sinken könnten – es dürfe nicht alles „profitorientiert“ sein, forderte der Geschäftsführer des „Paritätischen“.

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Kommentare

25% der deutschen...

...seien für ttip.
auch, wenn es 5% wären, würde dieses teufelswerk weiter geführt und fertig gestellt werden.

Tipp...

Veranlassen im internet Befragung zu Tipp.

TTIP

TTIP als Handelsabkommen hin und her ist eine Sache, aber dass das Gesundheitswesen ein wesentlicher Teil davon ist, müssten unsere lese berechtigten Geheimnisträger aller Parteien uns schon sagen. Das geht jeden Bürger an! Jeder Apotheker, jeder Arzt, jede Krankenschwester, jeder Altenpfleger, jede Hebamme, also alle die von der Geburt bis zum Tod mit Menschen etwas zu tun haben sind betroffen. Oje, jetzt hätte ich die Bestatter bald vergessen und auch die Krankenkassen. Also alle die mit dem Menschen im Gesundheitswesen ihr Geld verdienen.

Englische und amerikanische Politiker klären ihre Wähler schon auf, die kaufen sich auch keine Bahnsteigkarte, wenn sie diesen besetzen möchten!

SPD eiert herum

Allein die Tatsache, dass sich die USA aufgrund ihrer NSA-Aktivitäten einen unfairen Verhandlungsvorteil bei den Freihandelsabkommen (TTIP, TISA, ...) verschafft, wäre schon Grund genug, diese Verhandlungen erst mal auf Eis zu legen. Darüberhinaus sollte bekannt sein, dass die USA die meisten der internationalen Arbeits-, Umwelt- und Arbeitsschutzabkommen bis heute nicht ratifiziert hat, diese also offensichtlich zur Disposition stehen würden.
Auch Lammert hat Recht mit seiner ablehnenden Haltung!
Verkehrte Welt?
http://youtu.be/QqoSPmtOYc8
Und im übrigen: nach der Wahl ist vor der Wahl:
http://youtu.be/0zSclA_zqK4
Und was sagen unsere Bundestagsabgeordneten dazu?
http://youtu.be/QGOx8I0COYg
PS: 1. Was die angebliche neue Transparenz anbelangt, hat die zuständige EU-Kommissarin Malmström im letzten Jahr folgendes erklärt: Bisher hat die EU nur einige ihrer eigenen Verhandlungsangebote ins Internet gestellt, nicht aber die Angebote der Amerikaner und gemeinsame Texte, die den Stand der Gespräche zusammenfassen.
Und die Bundestagsabgeordneten dürfen mittlerweile mit unzumutbaren Einschränkungen die Texte im Wirtschaftsministerium einsehen. Ein (T)Tip an die MdBs: Fragt ...

SPD eiert herum. - 2

...
Fragt doch mal beim BND nach! Noch Fragen?
2. Was die SPD und Gabriel anbelangt, so eiern diese bei dem Thema TTIP etc. herum. Seehofer hat die Schiedsgerichte zum Investorenschutz unter Vorbehalt gestellt: "nicht tragbar". Das hätte ich so von Gabriel erwartet! Stattdessen: mal uneingeschränkt dafür, mal rote Linien, mal keine privaten Schiedsgerichte; mal Handelsgerichtshöfe ...was gilt denn jetzt? Für oder gegen Paralleljustiz?

Nicht die SPD eiert

herum, sondern Teile der Verantwortungsträger. Eine Mitgliederbefragung hat nicht stattgefunden und wird wahrscheinlich auch nicht stattfinden. Führt das zur nächsten "Austrittswelle" wie bei der Agenda 2010? Hoffentlich nicht, sonst wird das böse Wort von der "Selbstverzwergung" zur Wahrheit. Dafür bin ich aber 1959 nicht Mitglied geworden!