Türkei

Niels Annen: Prozess gegen Peter Steudtner ist „politisch motiviert“

Robert Kiesel25. Oktober 2017
Protest von Amnesty-Unterstützern anlässlich der Protesteröffnung gegen Peter Steudtner und weitere in Istanbul.
Seit Anfang Juli sitzt der deutsche Menschenrechtler Peter Steudtner in der Türkei im Gefängnis. Den am Mittwoch eröffneten Prozess gegen ihn nimmt Niels Annen zum Anlass, das Ende der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei zu fordern.

Anlässlich der Eröffnung des Prozesses gegen den in der Türkei inhaftierten Menschenrechtler Peter Steudtner hat Niels Annen die Regierung von Recep Tayyip Erdoğan scharf kritisiert. „Wir erleben eine türkische Regierung, die ganz offensichtlich politisch motiviert Menschen festnehmen lässt“, erklärte Annen im Interview mit dem Deutschlandfunk. Zwar weigerte sich Annen, Erdogan einen „Geiselnehmer“ zu nennen, wie es Grünen-Chef Cem Özdemir bereits Anfang September getan hatte, machte aber deutlich: „Wir erwarten die sofortige Freilassung von Herrn Steudtner.“

Niels Annen ist außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.
Niels Annen ist außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Den Prozess gegen Peter Steudtner nennt er „politisch motiviert“.

„Abstruse“ Vorwürfe gegen Peter Steudtner

Den Prozess gegen Steudtner und zehn weitere Menschenrechtler nannte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion eine „politisch motivierte Veranstaltung“, die Anklageschrift sei eine „wirre Zusammenführung von verschiedenen Vorwürfen und Anschuldigungspunkten“. Aus der Teilnahme Steudtners an dem „Routineseminar“ das Konstrukt abzuleiten, der sei terroristisch aktiv, nannte Annen „vollkommen abstrus“.

Als Konsequenz des Vorgehens der Türkei im Fall Steudtners forderte Annen Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu auf, die Beitrittsgespräche der EU über eine mögliche Mitgliedschaft der Türkei abzubrechen. „Das ist die Position der SPD und wir erwarten von der Kanzlerin, dass sie diese Politik umsetzt“, so Annen. Er begründete die Forderung damit, dass es derzeit „keine realistische Chance auf eine EU-Mitgliedschaft der Türkei“ gebe. Dessen ungeachtet sollten die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei aufrecht erhalten werden, so Annen weiter.

Es drohen bis zu zehn Jahre Haft

Peter Steudtner wurde am 5. Juli 2017 zusammen mit neun weiteren Amnesty-International-Mitarbeitern festgenommen. Die türkische Justiz wirft ihm vor, eine bewaffnete Terrororganisation unterstützt zu haben. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm fünf bis zehn Jahre Haft.

weiterführender Artikel