Transatlantische Beziehungen

Eine neue Partnerschaft mit den USA ist das Gebot der Stunde

Udo Bullmann09. Januar 2021
Donald Trump hinterlässt einen Scherbenhaufen, aber Joe Biden kann auf seine sozialdemokratischen Freunde in Europa und Deutschland hoffen, sagt Udo Bullmann.
Donald Trump hinterlässt einen politischen Scherbenhaufen, aber Joe Biden kann auf seine sozialdemokratischen Freunde in Europa und Deutschland hoffen, sagt Udo Bullmann.
Die Stürmung des Kapitols war ein Angriff auf das Herz der amerikanischen Demokratie, angezettelt vom Wahlverlierer Donald Trump. Umso wichtiger ist nun die Unterstützung von Joe Biden. Deutschland spielt dabei eine besondere Rolle.

Die Vorkommnisse in Washington D.C. in und um die Bestätigung der Wahl Joe Bidens zeigen eindrücklich, wie entrückt das Demokratieverständnis und wie weit fortgeschritten die Gewaltbereitschaft der Trump-Anhänger bereits ist.

Mammutaufgabe für die Biden-Regierung

Statt eines friedlichen Machtwechsels, einer Feierstunde der Demokratie, musste die Welt mit ansehen, wie die älteste Demokratie der Welt die Kontrolle verliert und die große Institution vom Mob überrannt wurde, angestachelt durch einen Präsidenten, der als klarer Wahlverlierer sich anmaßt, den Volkswillen und die demokratischen Prozesse auszuhebeln.

Nach diesen staatsstreich-ähnlichen Zuständen und einer desolaten vierjährigen Trump-Präsidentschaft steht die neue Biden-Administration vor einer Mammutaufgabe. Biden und die Demokratische Partei müssen nun die demokratischen Prozesse und Institutionen stabilisieren, die Nation zusammenführen und Spaltungen überwinden und gleichzeitig mutig Reformprozesse anstoßen, um die letzten vier Jahre Inaktivität und Rückschritt aufzuholen. Dass  für diese Aufgaben nun Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat bereitstehen, ist von großer Bedeutung.

Zeit für eine neue globale Politik

Der globale Führungsanspruch der USA ist unter Präsident Trump verloren gegangen. Nun gilt es, in partnerschaftlichen Beziehungen eine neue globale Politik des Fortschritts zu definieren. Das geht in der jetzigen Situation nur mit Mut zur Zusammenarbeit, zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, wobei Deutschland eine zentrale Rolle spielen muss.

Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Europa und in Deutschland stehen wir bereit, um die transatlantischen Beziehungen nachhaltig neu zu definieren. Unsere Wertepartnerschaft zwischen Europa, Deutschland und den USA aber auch zwischen US-Demokraten und deutscher und europäischer Sozialdemokratie wird ein Wegweiser werden für gemeinsame politische Initiativen.

Die Bekämpfung der globalen Pandemie COVID-19 macht eine erfolgreiche internationale Kooperation zum Muss. Zusammen können wir die UN-Organisationen wie die WHO so stärken, dass das auf kurze Sicht gelingen kann.

Klima- und Handelspolitik gemeinsam gestalten

Als europäische Sozialdemokratie werden wir mit der neuen Biden-Administration zusammenarbeiten, um eine baldige Rückkehr der USA in das Abkommen von Paris zu ermöglichen und unserer Klima-, Umwelt- und Biodiversitätspolitik mit globalem Anspruch weiterzuentwickeln. Nachdem Handelspolitik von der ausscheidenden Trump Regierung zu einem innenpolitischen Populismusinstrument degradiert wurde, muss nun fairer Handel wieder gemeinsam gestaltet werden, zum Vorteil der Menschen in den USA, der EU und global. Unsere gemeinsame Handelspolitik muss weiterentwickelt werden, hin zu mehr Klimaschutz, besseren Arbeitsbedingungen und der konsequenten Durchsetzung von Menschenrechten überall auf der Welt. Gemeinsam mit unseren Partnern müssen wir die WTO so reformieren, dass sie diesem Anspruch gerecht werden kann.

Die deutsche Sozialdemokratie wird als Teil der Bundesregierung und als eigenständige politische Kraft dafür Sorge tragen, dass auch außen- und sicherheitspolitisch Kooperation und Stabilität in die transatlantischen Beziehungen zurückkehrt. Nach Jahren der Eskalation ist nun die Zeit der Kooperation und multilateralen Entspannungspolitik gekommen.

Wir stehen an der Seite unserer Freunde

Die Aufgaben, vor denen die USA nun stehen könnten größer kaum sein. Mit einem starken Biden/Harris-Duo im Weißen Haus und Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat eröffnen sich Mittel und Wege für die USA, diese Herausforderungen zu meistern und zu fortschrittlicher, sozialer Politik zurückzukehren. Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen wir in Deutschland und der EU an der Seite unserer amerikanischen Freunde. Als Partner auf Augenhöhe werden wir die internationalen Krisen überwinden und global Politik gestalten.

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Kommentare

den Aktivisten, die

ins Capitol eingedrungen sind, kommt viel zu viel Ehre zuteil in dieser Art der Berichterstattung. gemessen am Potential, also den 78Mio Trump-Wählern, und der aus der Bewaffnung der Bevölkerung resultierenden Möglichkeiten war das doch eher ein Sturm im Wasserglas. Da wird nun abgeurteilt, was abzuurteilen ist, und gut ist. Überdies ist Pelosi auf dem rechten Weg, Amtsenthebung, und damit Ausschluss von einer erneuten Kandidatur

Handelspolitik gemeinsam gestalten

Bitte bloß keine Neuauflage von TTiP in die Wege leiten!

Na, da konnten die Amerikaner

Na, da konnten die Amerikaner mit eigenen Augen sehen, wie Farbenrevulutionen so ablaufen, diesmal vor ihrer eigenen Haustür in äußsterst sanfter Ausführung. Die Trumpwähler, immerhin rd. die Hälfte der Wahlberechtigten, sind nicht zu unterschätzen. Die Ungereimtheiten bei der Wahl hätten meines Erachtens geklärt werden müssen, auch im Interesse der Demokratie im In- und Ausland.

Mir ist auch die Erwartungshaltung nicht klar, was sich da zum Guten ändern soll. Hat Deutschland denn in der Vergangenheit von dieser "Freundschaft" profitiert? Sanktionen was z.B. Nordstream 2 anbelangt, sind mit Sicherheit nicht unter Freundschaft zu verbuchen.

Außerdem kommte doch die alte Garde zurück, Fuck the EU-Nuland ist z.B. auch wieder im Anmarsch. Was soll sich da ändern?

"Ungereimtheiten"

Alle "Ungereimtheiten", die lediglich auf Behauptungen des noch im Amt befindlichen Präsidenten Trump beruhten, wurden gerichtlich überprüft und sämtlich als haltlos abgewiesen.

Meines Wissens wurden die

Meines Wissens wurden die Klagen lediglich von Gerichten lediglich abgewiesen. Überprüft wurde nichts.

"Ungereimtheiten"

Volle Zustimmung zu Kai Döring!

Handelspolitik mit den USA

Es kann gar keinen Zweifel geben: Es ist absolut gut, dass für Trump das Spiel Game over ist. Aber sowohl Republikaner als auch Demokraten sind eindeutig kapitalistisch/neoliberal (=marktextremistischer Kapitalismus) dominierte Parteien. Daran hat jedenfalls bisher auch nicht das hoffnungsvolle, zu begrüßende Auftreten des 'Demokratischen Sozialisten' Bernie Sanders und seiner Anhänger etwas geändert. Ob Bernie Sanders und die Seinen sich unter Biden und Harris entscheidend stärker positionieren können, erscheint mir derzeit bestenfalls offen. Auszuschließen ist nicht, dass sie im Ergebnis ein Schicksal erleiden könnten wie Jeremy Corbyn in GB. Unabhängig davon: Die USA waren faktisch und praktisch immer viel mehr Plutokratie als Demokratie (im Wortsinn). Wenn Genosse Bullmann glaubt, dass in den kapitalistisch/neoliberalen USA (selbst wenn im Kongress in beiden Kammern nur Demokraten vertreten wären) aus Freihandel Fairer Handel werden könnte, könnte er auch glauben, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Kapitalismus/Neoliberalismus und Plutokratie verschenken nichts!
Wer Fairen Handel will, muss aus Kapitalismus und Plutokratie aussteigen -
den Wachstumsimperativ verlassen!

Handelspolitik mit den USA

Helmut, ich muss Dir leider wieder aufs Neue Recht geben. Nach allen bisherigen Erfahrungen ist nicht davon auszugehen, dass die USA von ihrem ultrakapitalistischen und neoliberalen Weg abweichen werden.

Ich glaube auch nicht, dass sich Bernie Sanders stärker positionieren kann, er wollte ja Arbeitsminister werden, aber das wurde ein anderer, und seit gestern ist die Kabinettsliste Bidens komplett, ohne Bernie Sanders in irgendeinem Amt. Dies werden sicherlich einige im Hintergrund (Wall Street?) verhindert haben.

Und "Als Partner auf Augenhöhe werden wir die internationalen Krisen überwinden und global Politik gestalten." Da müsste sich ja gewaltig etwas ändern, wenn wir Partner auf Augenhöhe wären. Davon war bisher nichts zu spüren, und wenn ich die Aufrüstungsmanie von Drohnengrete betrachte, wird sie jeden Wunsch nach mehr Geld für die Rüstung noch zu übertreffen versuchen, obwohl dieses Geld viel dringender für andere Aufgaben benötigt wird. Und wenn BlackRock-Merz als CDU-Chef (und mit Unterstützung der Grünen?) zum Kanzler gewählt werden sollte, werden wir nur noch bloße Befehlsempfänger. Der Kalte Krieg wird schlimmer als es bisher der Fall war.

Bidens Richtung

Der Presse durfte ich entnehmen, daß Frau Nuland (F**k EU) eine ganz wichtigen Posten im USAußenministerium erhält.
Das zeigt doch deutlich in welche Richtung Bidens Politik geht, wie damals als er Assistent von Clinton und Obama war: Regimechange, Krieg, Bürgerkrieg ..... und damit mehr Elend, mehr Flüchtlinge....... . Das ist doch die Politik, die bei uns die afd erstarken ließ.
In der Friedens-, Abrüstungs- und Verständigungspolitik muss die SPD endlich wieder die Initiative ergreifen !!!!!!!
Also auch keine Bewaffnung von Drohnen, Abzug der Atomwaffen aus der BRD (den Bundestagsbeschluss dazu gibt es ja), Ramstein, Stuttgard..... . Wir brauchen enlich den Abschied von der imperialistischen Politik des exceptionalistischen Hegemons.

Und als zukünftiger

Und als zukünftiger Verteigungsminister wird Lloyd Austin gehandelt, direkt aus dem Verwaltungsrat von Raytheon. Vorzügliche Aussichten.

Bidens Richtung II

Im Anschluss zu Peter Boettel und Armin Christ:

Nochmals - damit das keiner missversteht: Biden und Harris sind zweifelsfrei für die Welt besser als Trump und die Trumpisten!

Aber - wohin die Reise mit der künftigen US-Regierung wirklich geht, könnte diese z.B. anzeigen durch ihren künftigen
Umgang z.B. mit Kuba.

Jedes Jahr verurteilt die UN-Vollversammlung mit großer Mehrheit die US-Blockade gegen Kuba. Dennoch unterstützen europäische Länder weiterhin die inhaltlich völkerrechtswidrige Blockade. Die Sozialdemokratie Europas und insbesondere die deutsche Sozialdemokratie sollte seh- und hörbar einen fairen Umgang mit Kuba von den USA einfordern. D.h. konkret: Sie muss effektiv eintreten für die Aufhebung der Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade.
Dann werden wir sehen, was Biden und Harris tun und wie es um 'unsere gleiche Augenhöhe' mit den USA bestellt ist.

gelöscht

Dieser Kommentar wurde gelöscht, weil er gegen Punkt 4 unserer Netiquette verstößt.

Dann halt ohne Details und Belege

Für eine echte Partnerschaft bedarf es sowohl einer Emanzipation der EU und der BRD in allen Bereichen als auch der bisher noch nie gezeigten Bereitschaft der USA, gleichberechtigte Partnerschaften überhaupt in Erwägung zu ziehen.

Wer den USA diese Bereitschaft unterstellt darf sich das Elend um die neuen "Handelsabkommen" der USA mit Brexitland sowie das Ungleichgewicht der gegenseitigen Auslieferungsabkommen ansehen.