Asylverhandlungen

Migration in Europa: Schluss mit den Pseudodebatten!

Kay Walter25. Juni 2018
Kinder im Flüchtlingslager Hilac in Somalia: Eine Folie, die herzlich wenig mit der Realität zu tun hat
Kinder im Flüchtlingslager Hilac in Somalia: Eine Folie, die herzlich wenig mit der Realität zu tun hat
Beim Treffen von 16 EU-Regierungschefs am Sonntag hat es keine Beschlüsse in puncto Migration gegeben. Wer sie erwartet hat, macht den Menschen etwas vor oder versteht die Abläufe innerhalb der EU nicht, meint der Journalist Kay Walter. Ohnehin werde die Migrationsdebatte in Europa falsch geführt.

Im Gegenteil. Mit diesen beiden Worten müsste eigentlich jeder Satz zum Thema „Migrationsgipfel in Brüssel“, ja jeder Satz zum Thema Migration überhaupt, beginnen: Im Gegenteil...

Was ist passiert? 16 EU-Regierungs-Chefs (von 28) haben sich am Wochenende auf Einladung von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker informell in Brüssel getroffen, um den regulären Gipfel zum nämlichen Thema am Donnerstag und Freitag dieser Woche inhaltlich vorzubereiten. Schon deshalb hat es keine förmlichen Beschlüsse geben können. Wer das Fehlen solcher Beschlüsse bemängelt, hat also entweder keine Ahnung von europäischen Abläufen oder macht den Menschen bewusst etwas vor.

Nach dem Gipfel hat jeder seine eigene Wahrheit

In Deutschland geht die Mär, der Minigipfel habe nur dem einen Zweck gedient, Bundeskanzlerin Angela Merkel im Streit mit Innenminister Horst Seehofer zu retten. In Italien wird berichtet, es sei darum gegangen, den 10-Punkte-Plan des neuen Regierungschefs Giuseppe Conte zur Ablösung des Dublin-Verfahrens zu diskutieren. In Frankreich und Spanien will man wissen, Emmanuel Macron und Pedro Sanchez hätten die verstärkte Sicherung der EU-Außengrenzen und die Unterbringung von Migranten in „geschlossenen Zentren“ fast schon durchgesetzt. Alles stimmt ein bisschen, nichts ganz.

Richtig ist: Es wurde über Migration in die EU gesprochen. Punkt. Das allerdings auf einer Folie, die herzlich wenig mit der Realität zu tun hat, dafür aber reichlich mit einem Zerrbild derselben, die sich die europäische Öffentlichkeit seit Jahren von einer Allianz von Konservativen bis Rechtsradikalen aufzwingen lässt. Ihre Behauptung, Europa, ja jedes einzelne Land werde „förmlich überschwemmt von Fremden, mehrheitlich sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge, die im übrigen niemand wolle und brauche“. An dieser Behauptung – die sich in unendlich vielen Köpfen bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein festgesetzt hat – ist jedes einzelne Wort falsch! Es wird höchste Zeit, ihr mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten.

Migration ist nicht schlecht, sondern notwendig

  1. Europa, allen voran Deutschland, braucht zwingend Zuwanderung! Nicht nur, weil der Generation der heute 60-Jährigen sonst niemand Haushalt und Garten in Ordnung hält (von der Pflege gar nicht zu sprechen), wenn die das dereinst nicht mehr kann. Das auch, aber vor allem, weil unser Wohlstand auf Arbeit und technologischem Vorsprung beruht. Und selbst wenn die „Biodeutschen“ a) deutlich mehr Kinder zeugten und diesen dann b) richtig Mathematik und Informatik beibrächten, würde das allein nicht reichen, um den derzeitigen Wohlstand oder auch nur das Rentenniveau zu halten. Oder will jemand demnächst bis 75 arbeiten?
  2. Wirtschaftsmigration ist nicht verwerflich oder schlecht. Wer sein Land verlässt, um anderswo für sich und seine Kinder eine bessere Zukunft aufzubauen, der will fleißig arbeiten und sich integrieren. Alle praktische Erfahrung – nicht zuletzt in den USA – beweist dies. Nebenbei: Eine gewisse Familie Trump verließ das heutige Rheinland-Pfalz Richtung Amerika aus wirtschaftlicher Not, wie damals Hundertausende. Möchte jemand Herrn Trump zurück?

Deutschland braucht ein Einwanderungsgesetz

Statt Pseudodebatten zu führen, braucht es endlich und zwingend ein Einwanderungsgesetz. Darin ist zu regeln, wieviele Menschen mit welchen Befähigungen nach Deutschland und Europa kommen sollen. Der Antrag ist in der deutschen Botschaft zu stellen, mit Zeugnissen und dem Nachweis von Sprachkenntnissen. In der Regel wird es direkt bei der Einreise einen Arbeitsplatz geben – in Deutschland werden derzeit Arbeitskräfte gesucht. Sobald ein legaler Weg nach Deutschland und Europa zu kommen besteht, wird die Zahl der Asylanträge automatisch sinken. Vor allem: Dieser Vorgang kann tatsächlich außerhalb Europas geregelt werden – ohne dabei Recht und Menschlichkeit mit Füßen zu treten.

Zur Wahrheit gehört auch: Kriegsflüchtlinge wird es leider weiter geben. Es ist ein schlichtes Gebot der Menschlichkeit und unserer Verfassung, ihnen zu helfen.
Im Gegenteil meint also: Geben wir Europa und seine Werte nicht preis. Führen wir die richtigen Debatten und streiten wir für die richtigen Ziele.

Flüchtlinge – Herausforderung für Europa

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Kommentare

Danke für den Klartext !!!

Bitte an die SPD diesen Text auch noch offiziell nach außen zu kommunizieren und mit klarer SPD-Kante in der weiteren Vorgehensweise innerhalb der Koalition.. Was der Botschaft noch hinzuzufügen wäre, wäre 1. die Botschaft welche Länder eine weitaus größeren Anteil bei der Aufnahme von Flüchtlingen haben als Deutschland und ihre europäischen Nachbarn (Bsp. Libanon, 1/6 der Bevölkerung s. meines Wissens aufgenommene Flüchtlinge) und 2. Hinweise auf welche Weise Deutschland und die EU an den Fluchtursachen beteiligt sind (von ausufernden Waffenhandel über falsche organiserter Entwicklungshilfe, Exportüberschüssen bis zu unfairen Hnadelsabkommen und intransparenten, ungebremsten Lobbyismus von Industrie- und Handelskonzernen und Korruption !!!).
Weiter so und ehrlichmachen !!!

Nach "Ehrlichkeit" rufen und selbst nicht liefern ?

Stark fokussiert auf die gleichen Scheukklappen die bemängelt werden ignoriert man die Informationen, die zur Ablehung führen.

So verschärft man mit der neuen Lohndumpingpolitik (scheinbares Überangebot an "Fachkräften") die bereits bestehenden zerstörerischen Tendenzen der asozialen Agenda 2010, denn die Sozialsysteme werden primär durch Anteile des stagnierenden Lohns bezahlt.
Die Zahl der Anspruchsberechtigten(Ausgaben) statt Einnahmen erhöhen bedeutet die Zerstörung des Sozialstaates.

Wenig überraschend kommen dann noch die aktuellen Vorstöße der SPD dazu, die Mindestentlohnung für zugewanderte real ausgebildete Fachkräfte faktisch abzuschaffen.

Migration wird nur dann akzeptiert werden wenn "die" "uns" nichts "wegnehmen" und allgemein die Hilfeleistung als gesellschaftlich verkraftbar angesehen wird.
Alles Andere ist AFD-Wahlhilfe.

Und nein, das ist kein "Kommunikationsproblem".
Familienfreundliche(=Arbeitnehmerfreundliche) und soziale Politik will die SPD nicht, das würde nämlich bedeuten, der Banken- und Konzernlobbypolitik abzuschwören.
Damit blockiert die SPD jede Grundlage für eine gesellschaftliche Akzeptanz von Migration.

Das Lohndamping/Rentendumping

Das Lohndamping/Rentendumping etc. wurde geschaffen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit von DE herzustellen, was aber auch heißt, Arbeitslosigkeit wird exportiert.
Mit Blick auf den Exportweltmeister, als den wir uns ja gerne bezeichnen, sei angemerkt, dass der Target 2 Saldo sich mittlerweile bei rd. 1.000 Milliarden Euro beläuft. Die EU-Länder bezahlen zum Teil nicht die Importe aus Deutschland, sondern werden beschenkt zu Lasten des dt. Steuerzahlers oder man kann es auch als Finanzhilfe an gewisse Staaten betrachten. Das ist die künstlich hoch gehaltene EU.

Migration ist nicht schlecht, sondern notwendig

Unter dieser Zwischenüberschrift outet sich unser Artikelautor: Die Migranten sind nämlich gut für Lohndumping, Sklavenarbeit.........um unseren Wohlstand zu erhalten. Ja: UNSEREN !
und sowas muss man dann in einer sozialdemokratischen MItgliederzeitung lesen.

Lohndumping durch

Lohndumping durch Einwanderung ist nicht gut für "unseren" Wohlstand sondern für die Kapitalvermehrung der Konzerne und Vermögenden. Der einfache deutsche Bürger, sprich Angestellte, Facharbeiter/Arbeiter werden von diesem "unseren" Wohlstand nichts spüren, sondern werden allenfalls noch erpresst. So möchte es unsere Regierung und auch die SPD.

Kein Automatismus!

Das Migration zu Lohndumping führt, ist kein Automatismus! Dagegen kann und muss man einfach was tun!
Australien und Neuseeland haben seit ewig funktionierende Einwanderungsgesetze... Und die Immigranten dort haben nicht nur Billiglohn-Jobs inne! Warum ist das in Deutschland und der EU so schwierig? Dazu habe ich noch nirgendwo eine schlüssige Erklärung bekommen...

Migration und Lohndumping

In den USA wurde gezeigt wie man durch das geschickte Ausspielen der verschiedenen Einwanderergruppen und befreiten Sklaven gegeneinander eine erfolgreiche Arbeiterbewegung verhindern kann.