Arbeitsschutz

Menschenrechte weltweit achten: Warum ein Lieferkettengesetz kommen muss

Vera Rosigkeit10. Dezember 2019
Die Initiative „Lieferkettengesetz“ eint 82 zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften. Im September 2019 haben sie sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen.
Initiativen fordern ein Lieferkettengesetz, das deutsche Unternehmen verpflichtet, weltweit Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten. Nun will auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil einen Gesetzentwurf vorlegen.

In der vergangenen Woche kamen bei einem Fabrikbrand in Indiens Hauptstadt Neu Delhi mehr als 40 Menschen ums Leben. Kein Einzelfall heißt es, denn zu solchen Unglücken komme es immer wieder, weil in vielen Betrieben Sicherheitsstandards nicht eingehalten würden.

Gegen Gewinne ohne Gewissen

Bereits im September forderten 64 zivilgesellschaftliche Organisationen in einer Petition „Gegen Gewinne ohne Gewissen“ ein Lieferkettengesetz. Damit sollen deutsche Unternehmen verpflichtet werden, Mensch und Natur zu schützen. Um auf ihre Forderung nach einem gesetzlichen Rahmen aufmerksam zu machen, erinnerte die Initiative an den Brand in der Textilfabrik Ali Enterprises in Pakistan, dem sieben Jahre zuvor 250 Menschen zum Opfer fielen. Begrüßt wurde diese Initiative unter anderem von der SPD-Bundestagsabgeordneten Bärbel Kofler, Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe. Sie erklärte via Twitter, dass Menschenrechte keine Frage von Freiwilligkeit seien. Kofler schrieb: „Ich setze mich für gesetzliche Regelungen zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht deutscher Unternehmen in Wertschöpfungsketten ein!“

Zum Tag der Menschenrechte am heutigen Dienstag verkündet die Initiative nun, dass die Unterstützung für ein Lieferkettengesetz in Deutschland wachse: inzwischen auf 82 zivilgesellschaftliche Organisationen. Aber auch 42 Unternehmen sprechen sich für ein Gesetz aus. „Bei vielen Unternehmen wächst die Überzeugung, dass nur ein gesetzlicher Rahmen Wettbewerbsgleichheit schafft“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung.

Menschenrechte achten per Gesetz

Für Fairness in globalen Lieferketten sprach sich am Montag auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil aus. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland kündigte er an, einen Gesetzentwurf zur Einhaltung von Standards in der globalen Produktion zu erarbeiten. Dabei gehe es seiner Meinung nach um das „Nein zu Kinderarbeit, Dumping-Löhnen und Ausbeutung“. Arbeitsschutz, so Heil, müsse gewährleistet sein. „Ich habe den Eindruck, dass wir die Unternehmen, die ihre Produkte bei uns verkaufen, darauf gesetzlich verpflichten sollten“, betonte er.

Ernüchtert sei Heil vom Ergebnis einer Befragung, in der untersucht wurde, in welchem Ausmaß sich international tätige Unternehmen bereits um sozial und ökologisch nachhaltige Lieferketten bemühten. Seine Schlussfolgerung: „Deshalb müssen wir handeln.“

2016 hatte die damalige Bundesregierung den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte im Bundeskabinett verabschiedet. Darin hatte sie Unternehmen aufgefordert, Schritt für Schritt ihre Geschäftstätigkeit und ihre Geschäftsbeziehungen im Hinblick auf menschenrechtliche Risiken zu überprüfen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Seit 2018 wird überprüft, mit welchen Maßnahmen Unternehmen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen. Zielvorgabe ist, dass bis 2020 mindestens die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland mit mehr als 500 Beschäftigten Elemente zur Umsetzung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten in ihre Unternehmensprozesse integriert haben. Wird diese Zielvorgabe verfehlt, wird die Bundesregierung weitergehende Schritte bis hin zu gesetzlichen Maßnahmen prüfen, um den Schutz der Menschenrechte sicherzustellen, heißt es dort.

 

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Kommentare

Wer vorgibt, Menschenrechte

Wer vorgibt, Menschenrechte zu achten, muss erst einmal die irrsinigen Sanktionen z.B. gegen Syrien abschaffen, die hauptsächlich die Zivilbevölkerung treffen. Ferner sind sämtliche Militäreinsätze im Ausland zur Sicherung der Rohstoffversorgung einzustellen. Militäreinsätze, Rüstungsproduktion und -export sowie Krieg in Form von Sanktionen verträgt sich nicht mit Klimaschutz. Alles andere ist scheinheiliges Gefasel.

Menschenrechte ja,

aber nur soweit die wirtschaftlichen Interessen dies zulassen. Dies war , ist und wird so bleiben.

Pespektivisch gesetzlich regulierte Lieferkette ?

Die grobe Richtung stimmt, aber warum schon wieder Freiwilligkeit und gefühlt endloses Prüfen statt Nägel mit Köpfen ?! Das Prinzip der Freiwilligkeit einer einseitig auf Maximalgewinn ausgerichteten Wirtschaft ohne jeglichen Gemeinsinn ist seit Jahrzehnten als gescheitert entlarvt ! Warum kommt das Lieferkettengesetz nicht umgehend ? Was soll bzw. muss noch passieren !? Und warum fördert Ihr noch immer unfairen Handel !?
Diese Groko, die nur noch perspektivische Rahmen setzt, haben wir satt !!!