Steuern

Mehr Steuereinnahmen - Warum Investitionen jetzt wichtig sind

Vera Rosigkeit29. August 2016
Die SPD wolle die Steuermehreinnahmen in Bildung, Forschung und in die digitale Infrastruktur investieren, erklärt Generalsekretärin Katarina Barley
SPD-Generalsekretärin Katarina Barley steht hinter dem Gesetzentwurf ihres Parteikollegen Heiko Maas.
Was tun mit den Steuermehreinnahmen von 18 Milliarden Euro? Die SPD will sie in Bildung und digitale Infrastruktur investieren und Familien entlasten – denn „gigantische Steuersenkungen“ nützen nichts, sagt Katarina Barley.

In der Diskussion um überschüssige Steuereinnahmen hat Generalsekretärin Katarina Barley allgemeinen Steuersenkungen eine Absage erteilt. Es nütze nichts, gigantische Steuerentlastungen zu beschließen, die möglicherweise den oberen Einkommen mehr zugute kämen als den mittleren und unteren, sagte Barley am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin.

Investitionen in Bildung und Forschung

Die Steuermehreinahmen von 18 Milliarden Euro zeigten, dass Deutschland ein starkes Land mit einer guten Wirtschaftspolitik sei, so Barley. Dieser wirtschaftliche Erfolg komme aber nicht von alleine, betonte die SPD-Politikerin: „Wer heute nicht investiert, riskiert morgen weniger Wachstum, weniger Arbeitsplätze und weniger Steuereinnahmen zu haben.“ Die SPD wolle die Mehreinnahmen in Bildung, Forschung und in die digitale Infrastruktur investieren. Außerdem wolle man die Nettoeinkommen von Familien, Alleinerziehenden und in Haushalten mit mittleren und niedrigen Einkommen erhöhen. Gerade bei unteren Einkommen sei jedoch mit Steuersenkungen wenig zu erreichen, erklärte Barley. Deshalb erarbeite die SPD derzeit an einem umfassenden Steuerkonzept, fügte sie hinzu.

Merkel abhängig von Seehofers Gnaden?

Als „hochinteressant“ bezeichnete Barley die aktuelle Situation in der Union. Offensichtlich habe die amtierende Kanzlerin nicht die Unterstützung ihrer Parteien für eine erneute Kanzlerkandidatur. Diese sei offenbar abhängig von den Gnaden eines Horst Seehofer, so Barley, die in diesem Zusammenhang von wachsenden Auflösungserscheinungen in der Union sprach.

Interessant nannte Barley auch die Lage bei den Grünen, wo die „neue Gallionsfigur Winfried Kretschmann“ einige zweifelhafte Punkte gesetzt habe. Kretschmann spreche sich nun für Schwarz-Grün auf Bundesebene auf und wünsche sich mehr Individualität und Sicherheit. Die Begriffe „Soziale Gerechtigkeit und Sicherheit im sozialen Sinne oder wirtschaftlicher Wohlstand kommen in der politischen Welt des Herrn Kretschmann nicht mehr vor“, erklärte Barley. Die Grünen müssten sich entscheiden, ob sie eine progressive Partei bleiben wollen oder einen „neoliberalen Kurs a la FDP einschlagen möchten“, fügte sie hinzu.

Ceta-Konvent im September

Auf die Frage um die innerhalb der Partei kontrovers diskutierte Debatte um Ceta, erklärte die Generalsekretärin, dass es keine andere Partei gebe, die diese Diskussion so „umfassend und sorgfältig“ führe wie die SPD. „Wir machen und sie die Mühe, Forderungen aufzustellen und rote Linien zu ziehen“, so Barley.

Geleitet sei die SPD vom Wissen, dass Deutschland eine Exportnation sei und Handeln Regeln brauche. Entscheidend sei, dass die Regeln gut seien. „Deshalb haben wir die roten Linien erarbeitet, die wir am 19. September auf dem Parteikonvent durchgehen werden“, erklärte sie.

weiterführender Artikel

Kommentare

Mehr Steuereinnahmen - Warum Investitionen jetzt wichtig sind

Es ist schon eigenartig, dass bisher alle notwendigen Ausgaben mit Rücksicht auf Schäubles Schwarze Null gestrichen wurden; aber sobald mal Geld da ist, werden die Investitionen und andere überfällige Ausgaben zugunsten von Steuersenkungen, von denen natürlich wieder die Besserverdiener profitieren (s. Söder-Vorschläge), gestrichen.

Wenn Merkel sich in ihrem Interview gegen den Vorwurf Gabriels in der Flüchtlingsfrage wehrt, hat sie zwar insoweit Recht als die SPD alles mitgemacht hat (z.B. Kabinettsbeschluss, Gesundheitskosten der Flüchtlinge aus den gesetzlichen Krankenkassen zu finanzieren), aber sie hat es unterlassen, zu erwähnen, dass die CSU vieles blockiert hat.

Katarina Barley hat zwar zutreffend erwähnt, dass die Diskussion um Ceta etc. in der SPD intensiv geführt wird, aber im Mitgliederbrief wurde leider nur die positive Bewertung von Bernd Lange, nicht aber die kritischen Bewertungen der ASJ NRW oder von Matthias Miersch mitgesandt.