Schutz von Arbeitnehmer*innen

Ladenöffnungszeiten: Der Sonntag muss ein Frei-Tag bleiben

Lars Düsterhöft24. August 2020
In der Coronakrise werden die Rufe nach einer Lockerung der Sonntagsöffnung laut. Die SPD darf sich darauf nicht einlassen.
In der Coronakrise werden die Rufe nach einer Lockerung der Sonntagsöffnung laut. Die SPD darf sich darauf nicht einlassen.
In der Coronakrise werden immer wieder Forderungen laut, die Sonntagsöffnung von Geschäften auszuweiten. Die SPD sollte sich strikt dagegenstellen.

Speziell in Krisenzeiten versuchen Unternehmen und Einzelhandelsverbände hart erkämpfte Errungenschaften wie den freien Sonntag zu torpedieren. Die Arbeiter*innenbewegung hat es vor 125 Jahren gegen konservative Kräfte geschafft ein weitreichendes Verbot von Sonntagsarbeit im Handel durchzusetzen. Wir müssen uns in der aktuellen Debatten um Sonntagsöffnungszeiten vor Augen führen, warum dies unsere Genoss*Innen damals erkämpft haben.

Der Sonntag ist Schutztag der Arbeitnehmenden

Natürlich ändern sich in unserer Gesellschaft die Interessen und Gewohnheiten, aber der freie Sonntag als Schutz für Arbeitnehmende ist auch heute noch wichtig und richtig. Ausnahmen gab es von Anfang an und diese sollten – dort wo sie nötig sind – weiterhin unter verbindlichen und sinnvollen Auflagen gelten dürfen. Dies darf aber nicht das Einfallstor für eine Aufweichung des Arbeitsverbots am Sonntag genutzt werden. Vorschläge, in der Coronakrise mehr verkaufsoffene Sonntage einzuführen, müssen wir Sozialdemokrat*innen ablehnen.

In Berlin haben wir ein sehr liberales Ladenöffnungsgesetz. Geschäfte dürfen schon jetzt von Montag bis Samstag rund um die Uhr öffnen. Die Arbeitszeiten und -bedingungen haben sich in den vergangenen Jahren für viele Beschäftigte erheblich verschlechtert. Doch wir müssen uns verdeutlichen wer hauptsächlich die Last von verkaufsoffenen Sonntagen trägt: Dies sind zu rund 70 Prozent Frauen, welche zu großen Teilen in Teilzeit arbeiten, aber auch Studierende. Viele von Ihnen erhalten keinen ausreichenden Zuschlag für die Arbeit am Sonntag. Auch diese Gruppen haben ein Recht auf freie Sonntage zur Erholung und für die Familie.

Wir können das Rad nicht zurückdrehen

Die Berliner*innen haben sich daran gewöhnt auch am Sonntag zum Späti gehen zu können. Wir werden dieses Rad nicht zurückdrehen können, aber wir müssen dafür einstehen, allgemeingültige und klare Regelungen zu erhalten, denn auch in dieser Branche ist Schutz von Arbeitnehmenden von grundsätzlicher Bedeutung. Der Schutz des freien Sonntages hat nicht zuletzt auch etwas mit unseren christlich geprägten Werten unserer Gesellschaft zu tun. Das muss auch so bleiben!

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Kommentare

da widerspreche ich-

die Regierung versucht mit immensem Aufwand die Wirtschaft in Gang zu bringen, und wir reglementieren wie in der guten alten Zeit. Lasst die Betreiber der Geschäfte selbst entscheiden, ob sie Sonntag öffnen wollen, um verlorene Umsätze nachzuholen, oder sperrt, um Chancengleichheit herzustellen, an Sonntagen sowie an den anderen Wochentagen außerhalb der regulären Öffnungszeiten wenigstens den Verkauf per Internet. Wer das nicht will, sollte eingestehen, dass die finanziellen Bemühungen der regierung zur Aufrechterhaltung der Wirtschaft vergebens sind- weggeworfenes Geld, das auch noch geliehen ist. Mehrwertsteuer sofort wieder hoch, wäre dann die Parole

und nun widerspreche ich

Mit längeren Ladenöffnungszeiten wird das Geld nicht mehr, das ausgegeben werden kann. Die Belastung für die Beschäftigten wird nicht weniger - waren nicht gerade sie eben noch systemrelevant und wurden beklatscht ?
Ein Mehr an Konsumerismus würde den Resourcenverbrauch steigern, und ist es nicht gerade der Resourcenverbrauch, den wir in Sachen Nachhaltigkeit, Umwelt und Klima reduzieren wollen?
Aufrechterhaltung der Wirtschaft ! Meint das die Versorgung Aller mit den lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen ? Bisher gelang es "der Wirtschaft" immer aus allen Krisen mit verstärktem Profit rauszukommen und COVID reimt sich nun mal auf PROFIT.

was denn nun?

mehr an Konsumerismus gilt doch auch in Bezug auf die Maßnahmen der Regierung- sh MWSt! Wenn weniger Konsum das Ziel sein soll, dann kommt das sicher dem Bedürfnis der beschäftigten nach mehr Freizeit entgegen, mehr Arbeit gibt es dann aber nicht- also: bedingungsloses Grundeinkommen-? Auch das dient doch dem Konsumerismus. Wenn weniger mehr sein soll, dann bitte mal konsequent- und nicht mal so, mal so, gerade wi4e es genehm ist. gerade für die kleinen, Inhaber geführten Geschäfte ist doch ein Öffnungsmöglichkeit am Wochenende eine Chance, mit Mehrarbeit verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Betreutes Leben- wie Sie es favorisieren, ist bestimmt nicht jedermanns Sache Selbstbestimmtheit, darum muss es gehen, soweit wie möglich.

Ladenöffnungszeiten

Lars Düsterhöft ist voll zuzustimmen!

Die Versuchung ist groß...

...die alte Konsumparty samt Kaufrausch wieder mit allen erdenkliche Mitteln, wie auch den sonntäglichen Ladenöffnungen wieder aufleben zu lassen !
Ein gefährliches Spiel, da uns die Wissenschaft und die Bilder der Realität allenthalben Mahnen unsere rücksichtslose verschwenderische Art des Lebens und Wirtschaftens endlich durch eine intelligente Form der Bescheidenheit mit dann wirklichem "Mass und Mitte" zu ersetzen. Das absurde unablässige Wecken künstlicher Bedürfnisse durch eine viel zu aufgeblasene Werbeindustrie in Verbindung mit der Abschaffung von Ruhetagen, ist das genaue Gegenteil von dem, was noch einen klima- und umweltbedingten Shutdown verhindern kann, der noch während der "Corona"-Pandemie an unsere Türen klopft !

warum nicht, dann aber

muss der Konsum und nicht zuletzt die Produktion gedrosselt werden, insbesondere bei den Nahrungsmitteln würde ich dies begrüßen, angesichts der mengen, die produziert und wieder vernichtet werden. Aber dann bitte konsequent. Mehrwertsteuer rauf, auf alles, was nach Übermaß auch nur duftet.

Ich finde es gut, wenn ich

Ich finde es gut, wenn ich auch Sonntags einkaufen kann. Und für die Menschen entstehen neue Jobs im Einzelhandel. Immer nur an alten Zöpfen festzuhalten, das paßt nicht mehr in die Zeit.