Nordrhein-Westfalen

Kommunalwahl in NRW: Norbert Walter-Borjans sieht Trendwende für die SPD

Karin Billanitsch14. September 2020
Sieht ein Stück Aufwärtstrend nach der Kommunalwahl in NRW: SPD-Chef Norbert Walter-Borjans
Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen ist die SPD zweitstärkste Kraft. Sie kommt auf 24,3 Prozent der Stimmen. Trotz der Corona-Krise sind Millionen Menschen zur Wahl gegangen.

Die SPD hat sich bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen als zweitstärkste Kraft hinter der CDU behauptet. Die Grünen gewannen hinzu, landeten indes landesweit auf dem dritten Platz. Die SPD kam nach dem vorläufigen Endergebnis der landesweiten Auszählungen auf 24,3 Prozent, sie verliert rund sieben Prozentpunkte im Vergleich zur letzten NRW-Kommunalwahl im Jahr 2014.

Gute Wahlbeteiligung trotz Corona

Die Grünen konnten um mehr als acht Prozentpunkte auf 20 Prozent steigern. Die CDU erhielt 34,3 Prozent der Wählerstimmen. Sie blieb damit um rund drei Prozentpunkte hinter ihrem Ergebnis von 2014 zurück. Die Wahlbeteiligung lag trotz der besonderen Bedingungen wegen der Corona-Pandemie bei 51,5 Prozent, und damit etwas über dem Wert von 2015 (50 Prozent).

In Nordrhein-Westfalen waren am Sonntag die die Vertretungen aller Städte, Gemeinden und Kreise sowie die meisten Oberbürgermeister, Landräte und Bürgermeister gewählt worden.

Walter-Borjans sieht Trendwende

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sprach im ARD-Morgenmagazin von einer Trendwende: „Das Tal haben wir durchschritten mit der Europawahl im vergangenen Jahr. Da waren wir bei 19,2 Prozent in Nordrhein-Westfalen. …  Jetzt ist wieder ein deutliches Stück Aufwärtstrend zu sehen, das halte ich für eine Trendwende.“ Er räumte aber ein: „7,5 Prozent gegenüber der letzten Kommunalwahl zu verlieren, tut weh“.

Die Co-Chefin der SPD, Saskia Esken, sprach von einer bitteren Niederlage. „Das ist natürlich ein enttäuschendes Ergebnis", sagte sie im ZDF. „Es ist uns nicht gelungen, deutlich zu machen, dass es einen Unterschied macht, wo Sozialdemokraten regieren."

Historischer Tag für SPD in Neuss, Sieg in Bochum

Mit Blick auf die Direktwahlen in den Städten und Landkreisen gab sich Walter-Borjans zufrieden und sprach von einem passablen Ergebnis. Walter-Borjans verwies auf das gute Ergebnis (36,1 Prozent) von Thomas Westphal in Dortmund, obwohl er nicht mit dem Amtsinhaber-Bonus ins Rennen gegangen war. Er ging in Führung vor dem Herausforderer Andreas Hollstein (CDU), so dass es zu einer Stichwahl kommen wird. In Neuss könne sich Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) über seinen Sieg freuen. Er bekam 53 Prozent der Stimmen und beendete die jahrelange CDU-Ära. In Bochum gewann Oberbürgermeister Eiskirch mit 61,77 Prozent.

Post: „Gemischtes Bild“

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Achim Post, sagte zu den Ergebnissen: „Aus den bisherigen Zahlen zur Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen ergibt sich ein gemischtes Bild: Der heutige Wahltag ist für die SPD in Nordrhein-Westfalen ein Tag mit Licht und Schatten. Auf der einen Seite stehen die sich abzeichnenden Erfolge in etlichen Städten und Gemeinden, auf der anderen Seite geben uns die Verluste in der landesweiten Zustimmung zu denken.

Unterm Strich bleibt laut Post aber: „Die SPD verteidigt Platz zwei in NRW und hält die Grünen auf Distanz“. Es scheine einmal mehr so zu sein, dass die Grünen in den Wahlumfragen besser sind als an den Wahlurnen. Trotz der Zugewinne der Grünen: zu einer grünen Welle in ganz NRW komme es anders als vielfach im Vorfeld vermutet nicht.

„Dämpfer für die AfD“

Besonders freut sich Post, dass die Bürgerinnen und Bürger in NRW der AfD einen deutlichen Dämpfer verpasst haben. „NRW wählt Demokratie und Vielfalt, nicht Rechtsradikalismus und Einfalt – auch das ist eine Botschaft des heutigen Tages.“ Jetzt laute die Devise für die NRWSPD: volle Unterstützung für unsere Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer vor Ort, voller Einsatz für einen gemeinsamen Erfolg der SPD. Er sieht gute Chancen für das Abschneiden der SPD in der Stichwahl.

Es zeichnen sich viele Stichwahlen ab, etwa in Düsseldorf (Duelle von Thomas Geisel (SPD) gegen Stephan Keller (CDU). Insgessamt wird es am 27. September noch fast 30 Stichentscheide zur Kommunalwahl geben. In 15 Städten müssen noch Oberbürgermeister gewählt werden, weil keiner der Bewerber auf Anhieb mehr als 50 Prozent erreichen konnte.

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Kommentare

Traurig

Es ist der SPD nur zu wünschen, dass sie irgendwann wieder echte Persönlichkeiten in ihren Reihen hat, die dieser Partei endlich das Altbackene, das Mottenkugelhafte nehmen können. Die den Wählerinnen und Wählern attraktive Angebote machen, die in die Zeit passen. Die aktuelle SPD siecht vor sich hin, und Norbert Walter-Borjans behauptet, das Minus von sieben Prozent im Vergleich zur Kommunalwahl von 2014 sei eine Trendwende. Als Referenzgröße muss die EU-Wahl 2019 herhalten. Damit vergleicht er Äpfel und Birnen. Im einstigen SPD-Stammland wollen nur noch ein knappes Viertel SPD-Politik vor Ort. Darum geht es doch!

Korrektur vorletzter Satz

Im einstigen SPD-Stammland will nur noch ein knappes Viertel der Menschen SPD-Politik vor Ort.

nein , es

sind nicht 1/4 der Menschen, es sind 1/4 der Wählenden. Mit Blick auf die Wahlbeteiligung sind es 1/10 der Menschen, so etwa.

Klingt wie Pfeifen im Walde

Man muss natürlich die absoluten Wahlergebnisse [Anzahl der erreichten Stimmen] der Kommunalwahlen von 1999, 2004, 2009 und 2014 mit denen von 2020 vergleichen.

Die SPD öffnete sich einst den Kirchen und dem Klerus [Godesberger Programm], dadurch wurde sie zur Volkspartei und glaubt heute noch, sie sei genau das. Gleichzeitig aber vertrieb man zuerst Marxisten, dann Sozialisten [Radikalenerlass] und schliesslich auch noch Sozialdemokraten [Agenda 2010] aus der SPD. Deshalb konnte und kann man den Grünen nichts entgegensetzen.

Eine bittere Ironie der Geschichte ist es nun für die SPD, dass durch die massgeblich von der SPD vorangetriebene Bildungsexpansion ein neues akademisches Kleinbürgertum entstanden ist, das den abhängig Beschäftigten als auch der SPD schnöde die kalte Schulter zeigt und die Grünen wählt.

Klingt wie Pfeifen im Walde

Der o.g. Kommentar erinnert mich an folgendes Gedicht von Martin Niemöller:

Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.

die SPD täte

gut daran, sich jetzt als Partei der MigrantenINNen zu definieren, und eine Öffnung des Wahlrechts für alle hier Lebenden aktiv zu forcieren. Die Senkung des Wahlalters bei sonst unveränderte Definition der Wahlberechtigung dient den Grünen, und allen anderen, nur nicht der SPD

Wer wem?

Wenn die Senkung des Wahlalters den Grünen dient, dient unsere SPD nicht mehr der Jugend?

das müssen sie die jungen

Leute fragen, die die SPD noch kennen- möglicherweise-, die sie aber nicht wählen

Peinlich

Es ist immer wieder peinlich wie mieserable Wahlergebnisse schön geredet werden; davon ändert sich das Wählerverhalten aber nicht !!! Eine gute GLAUBWÜRDIGE Politik, die den Herausforderungen der Zeit gerecht wird, das könnte vielleicht auf Zustimmung treffen. Wer die sozialen Belange der abhängig Beschäftigten zugunsten der Börsenkurse vernachlässigt muss eben mit solchen Wahlergebnissen rechnen;den gleichen Stellenwert hat die demokratische und ökologische Erneuerung in diesem Lande. Solange die SPD sich die Spitzenkandidaten von der bürgerlichen Presse "empfehlen" lässt werden wohl wenig Menschen ihre Hoffnungen in die SPD setzen.

Kommunalwahl

Sicher gibt es Licht und Schatten bei der Kommunalwahl. Leider überwiegt der Schatten. Mir blutet das Herz bei diesen Verlusten. Liebe SPD Führung lernt endlich etwas und besinnt euch für WEN oder WAS die Sozialdemokraten stehen. Wärt ihr eine Firma stündet ihr kurz vor dem Konkurs. Die Basis kämpft und reist sich ein Bein aus für die Partei. Was macht Berlin: Schön Reden... Es muß ein Umdenken her. DRINGEND. ALARMSTUFE ROT. Nächstes Jahr sind Bundestagswahlen. Oder ist das Ziel der Führung dritt - oder viertklassige zu werden. Brand und Wehner wären fassungslos über diesen Zustand!!!

Kommunalwahl

Ein hervorragender Kommentar, der seit längerer Zeit schon sehr aktuell ist und nicht oft genug wiederholt werden kann.

Leider scheint er aber diejenigen, die angesprochen werden, wenig zu interessieren. Sind die alle bereits so abgehoben? Welche Konsequenzen hätte ein weiterer Stimmenverlust bei der Bundestagswahl? Baerbock und Habeck sowie Göring-Eckardt freuen sich schon auf Regierungsämter in einer schwarz-grünen Koalition, und die SPD, bald im Untergrund wie unter Bismarck?

Der frühere Chef der kleinsten Koalitionspartei und heutige deutsche Salvini hat immer mit dem Bruch der Koalition gedroht, wenn er seine Ideen (z.B. Maut) bei der Durchsetzung gefährdet sah. Wann hat die SPD gedroht, wenn es um elementare, insbesondere humanitäre Anliegen (z.B. Lieferkettengesetz, gerechte Steuerpolitik, Nothilfe für eine höhere Anzahl von Flüchtlingen, weniger Geld für Waffen u.v.a.m.) ging?

die Frage

ist leicht beantwortet- vor wenigen Tagen hat Esken ein 48 Stunden Ultimatum formuliert, musste sich dann aber Scholz beugen. Das Probleme ist ja nicht, dass vollmundig gefordert wird. Es fehlt an der Konsequenz, und böse Zungen würden den vergleich zum Kläffer aufmachen, der bellt, aber nicht beißt und -nun bewegen wir und ja in diesem Beispiel in der Hundewelt- den Schwanz einklemmt, wenn es darauf ankommt.

die Frage

Kein Wunder, wenn man danach nicht mehr ernst genommen wird. Die Wahlergebnisse beweisen es.

Wer die Europawahl 2014 zum

Wer die Europawahl 2014 zum Vergleich heran zieht um massive Stimmenverluste schön zu reden, ist schlichtweg nicht mehr seriös und somit nicht mehr wählbar.