Ein Landesparteitag der saarländischen Linkspartei in Neunkirchen wählte am Wochenende den Bundestagsfraktionsvorsitzenden der Linkspartei und Ex-SPD-Vorsitzenden, Oskar Lafontaine mit 92,4
Prozent zu seinem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst 2009. Lafontaine attackierte in seiner gut einstündigen Rede die CDU und ihren MP Peter Müller (er gehöre "in die Wüste
geschickt") und bot der SPD eine Koalition "auf Augenhöhe an: Wer mehr Stimmen hat, stellt den Ministerpräsidenten." SPD-Landeschef Heiko Maas erklärte daraufhin erneut, es werde nur eine Koalition
geben, "wenn wir den Regierungschef stellen." Man könne mit Lafontaine, der der Saar-SPD zweimal so sehr geschadet habe, nicht vertrauensvoll zusammen arbeiten. Laut allen seriösen Umfragen, so
Maas, liege die SPD vor der Linkspartei. Daher rechne er damit, Peter Müller als MP abzulösen. Hilfreich dafür seien Rückenwind aus Berlin, außerdem "müssen wir die Situation in Hessen endlich
klären."
Auf dem Landesparteitag der Linken waren etwa 80 Prozent der 133 Delegierten frühere SPD-Mitglieder gewesen. Auch DGB-Landeschef Eugen Roth, der auch SPD-Landesvize ist, hielt ein mehr als
freundliches Grußwort - Roth erklärte die Linkspartei zu "einer demokratischen Partei, mit der man zusammen arbeiten muss", ja sogar, er würde eine Koalition unter Führung Lafontaines nicht
ausschließen. Eher launig war dagegen das Grußwort des gastgebenden Oberbürgermeisters Friedrich Decker (SPD): Er erinnerte an den geborenen Neunkirchener Erich Honecker, der 1987 mit dem damaligen
Ministerpräsident Lafontaine seine Geburtstadt besucht hätte. "Das hätte sich Honecker damals nicht träumen lassen, spottete OB Decker, "dass 21 Jahre später seine Einheitspartei sich hier zum
Wahlkampf rüsten würde." Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" registrierte bei Lafontaine und anderen Linksparteimitgliedern im Saal "Irritation" als Reaktion auf dieses Grußwort.
Quellen: Der Tagesspiegel, Frankfurter Rundschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung vom 11. August 2008