Papier der Bundestagsfraktion

Klimaschutz: SPD will 365-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr für alle

Vera RosigkeitKai Doering05. September 2019
Künftig für einen Euro pro Tag durch die Stadt? Die SPD-Bundestagsfraktion schlägt die Einführung eines 365-Euro-Tickets vor.
Künftig für einen Euro pro Tag durch die Stadt? Die SPD-Bundestagsfraktion schlägt die Einführung eines 365-Euro-Tickets vor.
Flächendeckend mit Bus und Bahnen zu bezahlbaren Preisen unterwegs sein – für die SPD-Bundestagsfraktion ist das ein wichtiger Beitrag für mehr Klimaschutz. Sie will deshalb ein Jahresticket zum Preis von 365 Euro einführen.

Die SPD im Bundestag will die Kosten für Bahntickets und Fahrten im öffentlichen Nahverkehr senken. Das geht aus einem 30-seitigen Papier der Begleitgruppe Klimaschutz der SPD-Bundestagsfraktion hervor, das dem „vorwärts“ vorliegt. „Wir wollen, dass alle Bürger*innen flächendeckend mit Bus und Bahnen zu bezahlbaren Preisen unterwegs sein können – egal ob in der Großstadt oder auf dem Land“, heißt es in dem Papier, das Vorschläge für ein klimapolitisches Konzept der Fraktion aufzeigt und über das die Abgeordneten bei ihrer Klausur am Donnerstag beraten.

Ausbau von Bus und Bahn und billigere Zugtickets

Ein Schwerpunkt betrifft die Öffentliche Mobilität. „Mobilität ist ein Grundrecht jedes Einzelnen. Das darf in der Klimaschutzdebatte nicht unter die Räder kommen“, sagt SPD-Fraktionsvize Sören Bartol. Seiner Meinung nach müssten alle Menschen eine bezahlbare klimafreundliche Alternative habe, um mobil zu bleiben. „Dabei setzen wir auf einen flächendeckenden Ausbau von Bussen und Bahnen, auf ein 365 Euro ÖPNV-Ticket und billigere Zugtickets durch die Absenkung der Mehrwertsteuer“ so Bartol.

Eine verbilligte Fahrkarte für umgerechnet einen Euro pro Tag hatte vor einigen Wochen Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller für die Hauptstadt nach einem Besuch in Wien ins Gespräch gebracht. Dort gibt es die Möglichkeit, eine Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr für 365 Euro zu erwerben. „Ich will Schritt für Schritt auch das Ziel verfolgen, ein Jahresticket für den öffentlichen Personennahverkehr für 365 Euro anbieten zu können“, sagt Müller. Zur Finanzierung setzt er auch auf Zuschüsse des Bundes.

Deutschland soll bis 2050 klimaneutral sein

Die SPD-Bundestagsfraktion geht mit ihren Vorschlägen aber noch weiter. Laut Klimaschutz-Papier soll dank massiver Investitionsprogramme in die Deutsche Bahn das „lange Warten beim Umsteigen“ ein Ende haben. Um die Kosten für Bahntickets zu senken, sollen die Mehrwertsteuer und die EEG-Umlage für den Bahnstrom reduziert werden. Gleichzeitig sollen Kommunen bei einer schrittweisen Einführung eines 365 Euro Jahrestickets im unterstützt werden.

Um die Klimaziele zu erreichen, müsse zudem der Anteil Erneuerbarer Energien deutlich angehoben werden. Um sie bürgerfreundlicher zu gestalten, sollen Kommunen an den Erträgen der Windkraft beteiligt und das Mieterstromgesetz verbessert werden. Um einen Umstieg zu mehr Klimaschutz für alle zu ermöglichen, soll die bestehende Kaufprämie für Elekto-, Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeuge erhöht werden. Gleichzeitig will die SPD Mieter mit niedrigen Einkommen bei der energetischen Gebäudesanierung entlasten.

„Wir wollen, dass Deutschland bis 2050 klimaneutral wird“, lautet eine Forderung des Konzepts. Klimaschutz könne zum Treiber von Innovation und Investitionen werden, so der Grundgedanke. „Unser Ziel ist es, neue Industriesparten für die nationale Wirtschaft zu erschließen und somit neue Arbeitsplätze zu schaffen.“

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Kommentare

Klimaneutral im eigenen Land ?

Klimaneutral im eigenen Land und dafür Umweltsauerei überall auf der Welt, so funktioniert der "Umwelt"fetisch aktuell.
Wer sich allein auf Energie hierzulande festlegt und den Rest der Welt ignoriert ist von vornherein unglaubwürdig.

So wenig wie Feinstaubpartikel auf Verkehrsschilder achten so wenig interessiert sich Treibhausgase für Landesgrenzen.
E-Mobilität, der größte Unsinn überhaupt, benötigt seltene Erden (Abraumhalden, Giftmüll beim Abscheiden der Elemente), Elektronik (Energieintensiv, benötigt große Mengen Chemie) und die auch für normale KFz üblichen Materialien.
Davon das die Energienetze den zu erwartenden Lastspitzen beim allnächtlichen Massenladen nicht gewachsen sind hat noch kein Politiker was gesagt. Dazu wird die verfügbare Generatorkapazität zur Zeit wegen "Umwelt" reduziert.

ÖPNV auf dem Land ? Mit staatlich finanziertem Dienstwagen fällt es wohl nicht auf aber Busse die 2 Mal am Tag die Dörfer besuchen, typischerweise zu Zeiten die mit Arbeitsplätzen und Schulbesuch inkompatibel sind, sind kein Ersatz für private Mobilität.

365 Euro, 730 DM pro Jahr.
Das gabs schon 1988 mit der "Bremer Karte" für 40 DM/Monat.

Hoffentlich kommt da noch was.

schön, aber

das müssen dann auch die mitbezahlen (Steuern oder was immer), die an Orten ohne Nahverkehrsverbindung leben.

Nur wer schon hat dem wird gegeben.

Gut und günstig !!!

365 EUR-Jahresticket nach erfolgreichen Wiener Modell wäre in jedem Fall ein Fingerzeig in die richtige Richtung ! Abertausende private "Stehzeuge"verschwenden den dringend benötigten Platz in den Städten und benötigen beanspruchen noch dazu ein undemokratisch hohes Mass an versiegelter Verkehrsfläche, dass andere Verkehrsteilnehmer in höchten Masse benachteiligt. Versiegelte Fläche heizt Stadt auf und schafft Gründefizite !!! Mobilitätswende ist nicht Elektro-Privatauto statt Verbrenner sondern weitgehende Abkehr vom Privatauto hin zu intelligenter Verknüpfung von Zweirad-, Fußgängerverkehr und günstigen attraktiveren öffentlichen Verkehrsmitteln. Grundrecht auf ÖPNV auch auf dem Land ! Car-Sharing als sinnvolle aber teurere und/oder limitierte Ergänzung, damit nicht ÖPNV-Nutzer auf´s umweltschädlichere Fortbewegungsmittel umsteigen !!! Ist doch gar nicht sio schwer und weitau günstiger für die Gesellschaft und jede/n Einzelene/n !!!

365 € Ticket

Die Idee ist ja ganz gut - für (Groß)Städter, aber was soll ich mit so einem Ticket wenn ich damit nicht zu meinem Arbeitsplatz komme weil der Landkreisübergreifende ÖPNV fehlt ?

Mobilitätswende = a. kostengünstiger, zeitgem. ÖPNV auf dem Land

Um die sogenannten gleichwertigen Lebensverhältnisse zu erreichen braucht es ein gesetzliches Recht auf kostengünstigen flächendeckenden ÖPNV. Wenn dann gleich wieder wegen der Kosten für Staat, Länder und Kommunen gejammert wird, kommen wir auch auf die von Wissenschaftler/inne/n zum aktuellen Zeitpunkt längst in Frage gestellte schwarze Null zu sprechen und natürlich auch auf ausbleibende Steuerreformen insbesondere der noch immer nicht eingeführten Finanztransaktionssteuer etc. !!!
Es gibt längst digitale Infrastruktur für intelligent organisierten öffentl. Sammeltaxiverkehr ! Nur eben nicht überall auf dem Land ! Mit dieser Groko sehe ich da buchstäblich schwarz ...die kommen nicht in die Pötte !!!
Es ist wirklich eine Schande dass im 19.Jahr nach der Jahrtausendwende noch immer Ortschaften vom ÖPNV abgehängt sind !

Auf dem Lande fährt morgens,

Auf dem Lande fährt morgens, mittags und abends ein Buss in die nächste Kreisstadt (Schülertransport) und mehr nicht. Wer andere Arbeitszeiten hat, guckt in die Röhre. Ebenfalls sind z.B. Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer Mütter mit Kleinkindern und Kinderwagen usw. aufgeschmissen. Ja und was ist mit der Bundesbahn? Auch nicht zuverlässig, zahlreiche Verspätungen, Zugausfälle und für Gehbehinderte nur schwer zugänglich.

Ebenso die Abschaffung von Ölheizungen, was in den letzten Tagen durch die Presse ging. Im ländlichen Raum ist das Erdgasnetz doch gar nicht flächendeckend ausgebaut. Durch die Verteuererung von Heizkosten sowie Transportkosten treibt die Politik die Menschen, die jetzt schon von der Hand in den Mund leben nicht nur weiter in die Armut sondern auch in den gesundheitlichen Ruin (feuchte Wohnungen). Der Pharmaindistrie wirds freuen. TBC-Medikamente sind nicht billig.

Der einfache Bürger hat doch schon seit Jahren ein Auge darauf, nicht zuviel Sprit zu verjuckeln und nach Möglichkeit Strom- und Heizkosten zu sparen.

Heizung

Wenn wir Ölheizung durch Erdgasheizung ersetzen und dann die Bilanz Kohlenstoff/Heizwert machen (Chemieunterricht) kommen wir vielleicht auf eine CO2-Einsparung von 10%; beim Einsatz von Propangas ist das weniger weil das mehr Kohlenstoff hat. Das zum Teilbereich Heizung - also in Richtung O% (neudeutsch Zero)Emmission geht das nicht.

Klimaschutz ?

Das 365 € Ticket ist ja zuerst mal eine gute Idee, aber das mus auch it der entsprechenden Infrastuktur und qualifiziertem Personal unterfüttert werden. Natürlich kann man das unter dem Label "Klimaschutz" vermarkten, aber dazu wären Maßnahmen wie Überführung der Bahn AG in eine Bundesbahn, Gütertransport auf die Schiene zumindest als flankierende Maßnahmen wichtig. Und dann noch: Ein SUV (fast 25% der Nuzulassungen) von 3 to Masse mit einem Spritverbrauch von 15 L/100 km ist laut KFZSteuerberechnung effizienter als ein Kleinwagen von 800 kg Masse mit einem Verbrauch von 5 L/100 km. Solch Kapriolen sollte der Gesetzgebe auch mal hinterfragen.
Der Verkehr macht nur 15-20% des Primärenergieverbrauchs aus, zum Klimaschutz müssen auch die anderen Felder des Primärenergieverbrauchs angegangen werden - speziell ist auf die wichtigste Energiequelle zua achten: Das Energiesparen.