Die Bayern-Serie: Ja so sans

Das KKH-Prinzip der CSU: Kinder-Kirche-Herd

Martina Plötz03. Dezember 2009

Kinder-Kirche-Herd das ist das Rollenverständnis, das die CSU noch immer den Frauen zuschreibt. Das zeigt schon ein Anruf bei der 4.129-Seelen-Gemeinde Kochel am See im malerisch gelegenen
Oberbayern. Man überlege in die Gemeinde zu ziehen und da beide berufstätig seien, möchte man sich nach der Kinderbetreuung in der Gemeinde erkundigen, fragt man den Gemeindemitarbeiter. "Alles
da", erwidert der freundliche Gegenüber im Rathaus. Ein Kindergarten sei bis 12 Uhr, der andere bis 14.30 Uhr geöffnet. "Und wie sieht es mit der Betreuung von Kindern unter drei Jahren aus?".
"Dafür ist hier kein Bedarf", kommt die Antwort schon etwas schroffer zurück. Für Berufstätige, die bis 17 Uhr arbeiten müssen und die Kinder unter drei Jahren habe, sieht es schlecht aus in
Kochel am See, wo die CSU seit Jahrzehnten den Bürgermeister stellt.

Raus aus der Stadt - rein in die Unterversorgung

Kaum ist man also raus aus Städten wie Nürnberg und München, schon ist man in einer Diaspora was Kinderbetreuung anbelangt. Schon ist man raus aus der Gleichberechtigung der Geschlechter,
die sich die CSU neuerdings so gerne auf die Fahnen schreibt. Aber gerade die Städte zeigen, dass dort, wo Kinderbetreuung angeboten wird, auf einmal auch die Nachfrage steigt. Das Angebot von
Kinderbetreuung also die Emanzipation fördert.

Ein Anruf in Wessobrunn, bei Weilheim. Obwohl Wessobrunn nur 2.086 Einwohner hat, verfügt es über Kindergärten und Kinderkrippen von 7 bis 17 Uhr. "Bevor unsere Bürger in die Kreisstadt
Weilheim gehen, um dort ihre Kinder betreuen zu lassen, schaffen wir die Voraussetzungen lieber selber". Seitdem wächst der Bedarf jährlich, da die Gemeinde nicht nur für Neubürger attraktiver
wird, sondern weil auch immer mehr Frauen ihre Berufstätigkeit wieder aufnehmen. Ach, Wessobrunn ist übrigens nicht von der CSU geführt.

"Einfache Tätigkeiten überwiegend für Frauen"

Aber zurück zu Markus Söder, den Minister für den schönen Schein. Er sorgt sich seit einigen Monaten besonders um die Frauen in Franken, die von der Pleite des Unternehmens Quelle besonders
betroffen sind. Der Umzug des Landesamts für Statistik von München in die Krisenregion Nürnberg-Fürth, den die Staatsregierung jüngst verkündet hatte, habe doch auch für Frauen große Bedeutung.
Denn das Profil dieser Stellen scheine besonders geeignet für etliche der ehemaligen Quelle-Beschäftigten zu sein, sagte Bayerns Umweltminister Markus Söder im Gespräch mit den Fürther
Nachrichten. Es handelt sich, so Söder, um einfachere Tätigkeiten in niedrigeren Entgeltgruppen, die sich «überwiegend für Frauen» eignen. Bei so einer Aussage fällt dann ein sehr eigenartiger
Schein auf die Emanzipationsfassade der CSU. Ein selbstentlarvender Schein. Aber so sans halt die CSU-Männer in Bayern.

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