Berlinale Empfang der SPD-Fraktion

Kino kann Politik: Warum wir Filme für die Demokratie brauchen

Laura Strübbe28. Februar 2020
Die SPD-Bundestagsfraktion will Geschlechtergleichheit, Inklusion und Diversität im deutschen Film weiter voranbringen - dafür steht Martin Rabanus ein.
Wenn die Berlinale massenhaft Filminteressierte in die Kinos treibt, zeigen sich diese als kulturelle Begegnungsorte. Die SPD-Bundestagsfraktion will dafür sorgen, dass das so bleibt. Dafür wollen die Sozialdemokrat*innen die Perspektiven der Filmpolitik neu ausloten.

Ein stark geschminkter Mann in weißem Hemd und mit Hosenträgern über den Schultern betritt die kleine, in der Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäudes zusammen gezimmerte, Bühne. Seine tiefschwarzen Augenbrauen überfliegen den Saal, in dem sich auf Einladung der SPD zum Berlinale Empfang 2020 Filmschaffende, Schauspieler*innen, Politiker*innen, Medienvertreter*innen und solche verschiedenster Filmförderungsprojekte zusammen gefunden haben.

Gesellschaft im Scheinwerferlicht

Martin Rabanus, Sprecher der Fraktion für Kultur- und Medienpolitik, kündigte einen Streifzug durch die Filmgeschichte an. Was nun folgt ist ein Medley aus prägnante Filmmusiken. Der Pantomime öffnet die Büchse der Pandora, ihr entspringen Klassiker wie Sissi und Loriot. Der erbitterte Kampf zwischen Schwimmer und weißem Hai spielt sich hinter der aufgestellten hüfthohen Wand ab, lediglich die Flosse wird den Zuschauenden gezeigt. Es fallen Schüsse und James Bond tritt sprichwörtlich aus dem Nebel hervor.

In den ersten Minuten des Empfangs eröffnet sich, worauf die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey im Nachgang hinweist: „Welches Bild wir uns von der Welt machen, ist abhängig von denen, die die Bilder machen.“ Zu hinterfragen sei, wo der Scheinwerfer hingelenkt werde, welche Perspektiven so eingefangen werden würden und welche damit aber auch verborgen blieben – bildlich gesprochen hinter der schwarzen Wand verschwinden.

Männerdomäne in der Kritik 

Den Bechdel-Test bestanden im Jahr 2014 von 20 Filmen, die das Kulturradio auswählte, lediglich drei. Auf folgende Fragen baut jener: Gibt es mindestens zwei namentlich benannte Frauenrollen im Film? Sprechen diese miteinander? Dreht sich ihr Gespräch um etwas Anderes als um einen Mann? „Diesen Test zu bestehen, sollte so schwer doch gar nicht sein“ – das Lächeln gefriert Giffey im Gesicht, eigentlich müsste das Ergebnis anders aussehen.

Rabanus glaubt an die Macht des Films, einen Teil zu einer freieren und offeneren Gesellschaft beitragen zu können. Denn einem ist er sich bewusst: „Wir leben in filmpolitisch bewegten Zeiten.“ Den deutschen Film als Wirtschafts- und Kulturgut zu stärken sei das Ziel, wobei neben Appellen auch Quoten und Förderung gebraucht würden. „Ein Mangel an Quantität in den Zuschauerzahlen ist, so offenbaren es die Ticketverkäufe, nicht zu übersehen“, so Rabanus. Mit dem gewandelten Verhalten der Zuschauenden müsse man sich auseinandersetzen. Laut dem Sprecher für Kultur- und Medienpolitik würden in das 2020 anlaufende „Zukunftsprogramm Kino“ diesbezüglich 17 Millionen Euro fließen. Mit dem Filmförderungsgesetz (FFG) soll auf dem solidarischen Grundgedanken aufgebaut werden, dass alle Branchen einen Beitrag zur Erhaltung und Förderung des deutschen Films leisten.

Für die Demokratie Strukturen aufbrechen

Mit weniger Förderung müssten sich Filmemacherinnen heute noch zufriedengeben, obgleich man wisse, dass gemischte Teams erfolgreicher wären. Darauf, dass sich Giffey nicht nur auf Männer und Frauen beziehe und sie somit implizit binäre Denkstrukturen ins Wanken bringen wollte, bleibt die Zustimmung in Form von Applaus und Zwischenrufen eher überschaubar. Es wäre nicht nur eine Frage der Gleichstellung, sondern auch eine des Zusammenhalts, „denn es geht um nichts weiter, als um den Erhalt der Demokratie.“

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