Rechtsextremismus

„Kein Schlussstrich“: Theaterinitiative erinnert an den NSU-Terror

Benedikt Dittrich04. November 2021
4. November 2011: In Zwickau explodiert das Haus, das mindestens 10 Jahre lang dem NSU als Versteck diente.
4. November 2011: In Zwickau explodiert das Haus, das mindestens zehn Jahre lang dem NSU als Versteck diente.
Am 4. November 2011 flog der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) auf. Die Aufarbeitung darf nicht enden, fordert ein Zusammenschluss von Vereinen und Initiativen aus den Städten, die zu Tatorten wurden, und hält die Erinnerung an den Terror wach.

Zehn Jahre ist es her, dass die Öffentlichkeit von der Existenz des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) erfuhr, drei Jahre, dass Beate Zschäpe als Mitglied der Terrorgruppe verurteilt wurde. Zeit für einen Schlussstrich? Auf keinen Fall, sagt Jonas Zipf von „Kein Schlussstrich“, einem Zusammenschluss von Theaterprojekten und Initiativen aus den Städten, in denen der NSU Menschen ermordete und verletzte. „Es kann von uns gar keinen Schlussstrich geben.“

In 15 Städten gab es in den vergangenen Wochen und Monaten Theateraufführungen, Inszenierungen, Projekte, die sich mit dem NSU auseinandersetzten. Geht es nach Zipf, der den dazugehörigen Verein „Licht ins Dunkel“ leitet und in Jena, der Stadt der Täter, engagiert ist, ist die Aufarbeitung des Nazi-Terrors noch lange nicht abgeschlossen. Der Künstler kritisiert, dass der strukturelle Rassismus in Deutschland, der den NSU ermöglichte, noch existiere und wie in Halle oder Hanau weiterhin Opfer fordere. Kunst und Kultur, davon ist Zipf überzeugt, könnten Aufmerksamkeit erzeugen, die Aufarbeitung müsse aber an anderer Stelle passieren: in den Behörden, in der Gesellschaft.

Auf dem Weg – aber nicht fertig

Der Entwicklung seit 2011 kann er aber auch etwas Positives abgewinnen: Dass es „Kein Schlussstrich“ überhaupt gebe, dass man sich wie in Jena vor Ort mit dem NSU auseinandersetze, wertet er als Erfolg: „Wir sind auf dem Weg.“ Deswegen soll die Projektarbeit weitergehen: Es soll auch künftig Debatten geben und Räume, in denen betroffene Menschen sich äußern können, die sonst schweigen. Auch konnten noch nicht in jeder Stadt, in denen der NSU aktiv war, Orte des Gedenkens etabliert werden.

Ob der Zusammenschluss der Theaterprojekte, der Initiativen aus den Städten weiter besteht, kann Zipf nicht vorhersagen. Aber: Der Erfahrungsaustausch zwischen den Kommunen sei wertvoll, sagt er. Auch hätten sich schon Netzwerke und Arbeitskreise gegründet, die das Engagement fortsetzten.

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In diesem Zusammenhang sei auch an das Buch von Wolfgang Schorlau "Die schützende Hand" (2015) erinnert, das auch verfilmt wurde.

Wegen seiner intensiven Recherche wurde Schorlau auch im Untersuchungsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg befragt.

In dem Krimi wird u.a. unwidersprochen die unrühmliche Rolle des Verfassungsschutzes und zuständiger Behörden gegenüber der rechten Szene dargestellt.