Corona-Lockdown

Karl Lauterbach: „Wir haben keinerlei Spielraum für Lockerungen.“

Kai Doering09. Februar 2021
SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach: Eine No-Covid-Strategie ist als Ziel sehr wertvoll und wichtig.
SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach: Eine No-Covid-Strategie ist als Ziel sehr wertvoll und wichtig.
Vor den Beratungen der Ministerpräsident*innen sieht SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach keine Möglichkeiten für eine Lockerung des Corona-Lockdowns. Die Grundschulen könnten nur behutsam unter bestimmten Auflagen wieder öffnen.

Am Mittwoch beraten die Ministerpräsident*innen den weiteren Corona-Kurs. Die Inzidenz sinkt. Trotzdem sagen Sie, es gebe „0 Spielraum für Lockerungen“. Warum?

Wir haben es gerade mit einer sehr schwierigen Situation zu tun. Die Fallzahlen sinken zwar, doch gleichzeitig breiten sich die neuen Varianten des Corona-Virus – insbesondere aus England und Südafrika – unvermindert aus. Ende Februar werden sie wahrscheinlich schon 30 Prozent aller Neuinfektionen in Deutschland ausmachen. Diese Varianten sind deutlich gefährlicher, sodass wir bei Lockerungen eine dritte Welle befürchten müssten, die auch sehr viel schwerer zu beherrschen wäre, da die englische Variante deutlich ansteckender ist und man gegen die südafrikanische weniger gut impfen kann. Deshalb haben wir keinerlei Spielraum für Lockerungen.

Gerade bei Kitas und Schulen ist der Druck groß, sie bald wieder zu öffnen. Welche Perspektive kann man Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern geben?

Derzeit entsteht Kindern großer Schaden, weil Kitas und Schulen geschlossen sind. Wir können nur etwas dagegen tun, indem wir sehr behutsam öffnen. Öffnungen können aber nur gewagt werden, wenn wir sie mit Sicherheitskonzepten begleiten. In den Grundschulen bedeutet das Wechselunterricht und das Tragen medizinischer Masken. Einmal in der Woche sollten die Schülerinnen und Schüler mit Antigentests auf eine mögliche Erkrankung getestet werden. Auch die bevorzugte Impfung von Lehrerinnen und Lehrern in der ersten Priorisierungsgruppe wäre wichtig.

Mediziner*innen haben Anfang Februar einen Aufruf für eine No-Covid-Strategie veröffentlicht. Halten Sie das für einen vernünftigen Weg?

Wenn wir langfristig durch die Kombination von Lockdown, Impfungen und Schutzmaßnahmen in eine Situation kämen, in denen es in bestimmten Landkreisen keine Corona-Fälle mehr gibt, wären wir in der Lage, Neuausbrüche schnell zu erkennen und die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Diese Perspektive brauchen wir, denn das beste Leben wäre in einer solchen Lage möglich. Insofern ist eine Zero-Covid-Strategie als Ziel sehr wertvoll und wichtig.  

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Kommentare

Sachsen öffnet Kitas und

Sachsen öffnet Kitas und Schulen. Was in Schweden geht, geht auch hier!
https://www.mdr.de/sachsen/corona-streit-lockdown-oeffnung-kitas-schulen...

Sachsen ist nicht Schweden

Es ist hilfreich, nicht nur die Überschriften zu lesen. Im Text steht: "Kultusminister Christian Piwarz hat aber Eltern von Kindergartenkindern darum geben, wenn möglich, ihre Kinder weiter zu Hause zu betreuen. In Grundschulen soll die Präsenzpflicht vorerst ausgesetzt werden. Eltern können somit selbst entscheiden, ob sie ihr Kind in die Schule schicken. Die Schulpflicht gelte aber weiterhin und Eltern müssten sicherstellen, dass ihre Kinder zu Hause beschult werden."
An der derzeitigen Situation ändert sich also erstmal nichts. Mit Schweden ist das nun wirklich nicht vergleichbar.

Von schwedischen

Von schwedischen Verhältnissen ohne Lockdown und mit offenen Schulen und Kitas sind wir leider noch weit entfernt. Und warum die SPD das nicht aufgreift und sich stattdessen lieber von Merkel gängeln läßt, ist ein Rätsel der Weltgeschichte! Aber immerhin können die Eltern in Sachsen ihre Kinder bald wieder in die Kitas und in die Grundschulen bringen.

Realistischer sein

Sinnvoll wären jetzt weitere Maßnahmen, etwa eine schärfere Maskenpflicht, strengere Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren, außerdem zusätzliche Maßnahmen wie die Schließung von Handwerksbetrieben oder Einstellung des Fernverkehrs. Auch konsequente Grenzschließungen sollten bedacht werden.

Ein Abbruch des Schuljahres wäre m. E. sinnvoll. Die Politik muss sich an dieser Stelle einfach auch ihr eigenes Versagen eingestehen. Insgesamt wäre für alle Beteiligten ein neuer Anlauf an den Schulen im August / September besser.

Als Beginn von Lockerungen ist die Zeit nach Ostern, also Mitte April realistisch. Klar ist aber auch, dass diesen Sommer keine so großen Freiräume wie noch 2020 möglich sein werden. Ein Verbot von touristischen Übernachtungen sollte auch im Sommer bestehen bleiben.

Auch bedingt durch die nur sehr vagen Hoffnungen auf Impfstoffe ist es nicht unwahrscheinlich, dass es spätestens im September / Oktober um einen neuen Lockdown gehen könnte. Insgesamt muss klar sein, dass es nicht um schwere Wochen, sondern eher noch ein Jahr geht. Eine Rückkehr zur "Normalität" ist ab Frühjahr 2022 realistisch.

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https://www.vorwaerts.de/seite/netiquette

sie sind ein

Träumer, oder ein hoffnungsloser Optimist- ich rechne nicht mit dem Verzicht der Regierung auf die Beschränkungen vor Mitte nächsten Jahres, bin also ein Realist

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ja der Lauterbach,

sitzt gar nicht mit am Tisch und nimmt doch Schutz hinter "wir", wer immer damit gemeint ist.
Kann man den nicht mal in eine Dayly Soap vermitteln, dann müsste er nicht täglich in die Medien streben.