
Am 19. April wird der Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ 30 Jahre alt. Zu diesem Anlass sind unter anderem eine Social-Media-Kampagne sowie mehrere Veranstaltungen geplant. Die Gründung des Vereins geht ursprünglich auf den sozialdemokratischen Widerstandskämpfer Heinz Putzrath zurück, der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg SPD-Mitglied wurde und ab 1983 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten.
Gründungsvater Hans-Jochen Vogel
Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel griff schließlich dessen Idee auf und leitete die Gründung des Vereins in die Wege, jedoch legte er Wert auf dessen überparteiliche Ausrichtung. „Es war für ihn ganz wichtig, dass das kein Verein wird, der nur von SPD-Politikern getragen wird, sondern er hat von Anfang an in allen Fraktionen bei Personen nachgefragt, von denen er wusste, sie teilen dieses Anliegen, aus dem ,Nie Wieder‘ in die Gegenwart zu wirken. Diesem Prinzip fühlen wir uns bis heute verpflichtet“, sagt Vereinssprecherin Liane Czeremin. „Die Idee dahinter ist, mit dem historischen Blick auf heute zu sehen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, erklärt sie.
Einer der Schwerpunkte ist seit 30 Jahren die Prävention von Rechtsextremismus. Seit es entsprechende Bundesprogramme gibt, sind wir in diesem Bereich mit dabei“, sagt Czeremin. Jedoch habe sich der Fokus in den vergangenen zehn Jahren etwas verschoben, vom Kampf gegen Rechtsextremismus hin zu der Frage, was eine stabile und wehrhafte Demokratie brauche. Dies geschieht durch Kommunikationstrainings für Jugendliche und junge Erwachsene. Diese üben mithilfe von Rollenspielen, wie sie sich in andere Sichtweisen hineindenken und ihre eigene Haltung konstruktiv vertreten können. Wichtig ist dem Verein, den Menschen Möglichkeiten an die Hand zu geben, um in ihrem eigenen Umfeld wirksam sein zu können.
Präsent in allen Bundesländern
Czeremin spricht von einem systemischen Ansatz, der klientenzentriert sei, also ganz auf die Erfahrungen und Bedürfnisse der jeweiligen Person oder Institution ausgerichtet. Entstanden ist er im Grunde aus einem früheren Modellprojekt des Vereins. Denn von 2008 bis 2022 bot dieser 14 Jahre lang Online-Beratung gegen Rechtsextremismus an. „Im Grunde sind daraus alle weiteren Projekte im Bereich Demokratiestärkung und Extremismusprävention entstanden“, sagt Czeremin. Im Gespräch verweist sie auf ein weiteres wichtiges Standbein: die regionalen Arbeitsgruppen in allen Bundesländern: „Sie sind unsere Basis, um sicherzustellen, dass wir den Kontakt zu den Menschen vor Ort behalten.“