Josef Felder

Journalist und Politiker

Sebastian Henneke06. September 2006

Schon früh zog es den jungen Augsburger in den Bereich des Zeitungswesens. Nach seiner Schulausbildung erlernte Felder den Beruf des Setzers und Buchdruckers. Die Wirren und großen sozialen
Verwerfungen des Ersten Weltkriegs brachten ihn in den Kontakt mit den Ideen der Sozialdemokratie. Nach anfänglicher Mitgliedschaft in den Reihen der USPD, zog er es, nach deren Betritt zur
"Kommunistischen Internationale" vor, sich der Mehrheits- SPD zuzuwenden. Zeitgleich begann seine journalistische Karriere bei der "Schwäbischen Volkszeitung".

Kampf gegen den Nationalsozialismus

Die Konfrontation mit den Nationalsozialisten bestimmte bereits in den frühen 20er Jahren das berufliche und politische Handeln Felders. Über seine Abneigung für den selbst ernannten Führer
sagt er: "Schon damals fand ich Hitler als Person ungemein abstoßend."

Mit 93 Sozialdemokraten stimmte er am 24. März 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz im Reichstag. Felder bezahlte einen hohen Preis für seinen jahrelangen antifaschistischen Kampf. Von 1934
bis 1936 wurde Josef Felder im Konzentrationslager Dachau interniert. Auf Initiative seines Bruders forderte ihn ein Münchener Textilhersteller als Buchhalter an. In dieser Funktion war Felder
vor weiteren Übergriffen durch die Nazis bis zum Kriegsende 1945 geschützt. "Der Firmenchef bewahrte mich vor einem zweiten hochgefährlichen KZ-Aufenthalt", erinnert sich Felder in seinen
Memoiren.

Chefredakteur des vorwärts

Nach der Terrorherrschaft der Nazis übernahm Felder, bevor er 1955 zum "vorwärts" kam, leitende Aufgaben beim "Südostkurier". Als Herausgeber und Chefredakteur prägte er über Jahre "seine
Tageszeitung". Nach Einstellung des Blattes wurde er vom damaligen SPD-Pressechef, Fritz Heine, und dem Schatzmeister, Alfred Nau, zum neuen Chefredakteur des "vorwärts" berufen.

Josef Felders Konzept für die Neuausrichtung des, sowohl finanziell als auch politisch in die Krise geratenen "vorwärts", sah vor: "Bindung an die Partei, aber mit einem erweiterten
redaktionellen Spielraum, also größere Entscheidungsfreiheit, die auch Kritik an der Partei, an ihren Funktionären, ja selbst an ihren Beschlüssen gestattet."

Zum 50-jährigen Jubiläum erhält der unter Josef Felder neuausgerichtete "vorwärts" Lob von höchster publizistischer Stelle. Der damalige Präsident des Bundesverbands Deutscher
Zeitungsverleger (BDZV) , Paul Mayer, hebt in seinem Glückwunschschreiben zum Jubiläum den Titel als Richtungsschild und Symbol für die Entwicklung des deutschen Volkes nach dem Zweiten Weltkrieg
hervor.

Auf Josef Felder geht nach der verlorenen Bundestagswahl 1956 die Initiative zurück den "vorwärts" mit höheren finanziellen Mitteln auszustatten. Die so ermöglichte redaktionelle und
umfangsmäßige Erweiterung leitete den Aufschwung der "Sozialdemokratischen Monatszeitung" ein.

Abgeordneter im Deutschen Bundestag

Josef Felder verließ den "vorwärts" nach erfolgreicher, aber nicht immer "glücklichen" Tagen, um seine politischen Tätigkeiten wieder aufzunehmen. Von 1957-1969 saß Josef Felder für die SPD im
Deutschen Bundestag. Er war unter anderem Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. Ab 1960 war er Mitglied im Verteidigungsausschuss.

Nach einer langen journalistischen und politischen Karriere im Dienste der Sozialdemokratie trat Felder 1970 in den verdienten Ruhestand ein. Als Pensionär lag ihm gerade auch durch seine
persönlichen Erfahrungen die parlamentarische Demokratie und besonders die Bekämpfung ihres größten Feindes, dem mangelnden Engagement, am Herzen.

Am 28.Oktober 2000 verstarb Josef Felder als letzter überlebender Abgeordneter der SPD-Reichstagsfraktion von 1933.


Weitere Informationen zum Leben Josef Felders finden Sie auf der Internetseite
www.joseffelder.de.

Berühmte Autoren und Redakteure des vorwärts*:

Rudolf Hilferding (1906)

Kurt Tucholsky (1911-1913)

Heinrich Ströbel (1910-1916)

Friedrich Stampfer (1916-1933)

Bruno Schönlank (1892-1893)

Philipp Scheidemann (1916-1920)

Ernst Reuter (1922-1926)

Paul Löbe (1932-1933)

Wilhelm Liebknecht (1876-1891)

Wilhelm Hasenclever (1876-1878)

Josef Felder (1955-1957)

Rosa Luxemburg (1905)

Eduard Bernstein

* Jahreszahlen in Klammern betreffen ihre Schaffenszeit beim vorwärts