Steuerhinterziehung

Jahressteuergesetz: SPD geht konsequent gegen Steuerbetrug vor

Vera Rosigkeit16. Dezember 2020
SPD geht konsequent gegen Steuerhinterzieher vor, denn das darf sich für die Täter nicht lohnen
SPD geht konsequent gegen Steuerhinterzieher vor, denn das darf sich für die Täter nicht lohnen
Am Mittwoch wird das Jahressteuergesetz abschließend beraten. Neben Homeoffice-Pauschale und Entlastungen für Arbeitnehmer*innen geht es der SPD auch um den Kampf gegen Steuerbetrug wie den Cum-Ex-Geschäften.

Ein Schaden in Milliardenhöhe ist dem deutschen Staat durch die strafbaren Cum-Ex-Geschäfte in den Jahren von 2001 bis 2016 entstanden. Das Recherchezentrum CORRECTIV deckte 2018 den Skandal mit den so genannten CumEx-Files auf und sprach von mindestens 32,8 Milliarden Euro, um die der deutsche Staat betrogen worden sei. Ein Gesetz soll nun dafür sorgen, dass künftig hinterzogene Steuern auch dann noch eingezogen werden können, wenn die Verjährung bereits eingetreten ist. 

Wirkungsvolle Antwort auf „perfides Betrugsschema“

Mit dem Jahressteuergesetz 2020, das am Mittwoch abschließend im Bundestag beraten wird, „gehen wir konsequent gegen Steuerhinterzieher vor", erklärt der finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagfraktion Lothar Binding. Geplant ist, die Verfolgungsverjährung bei besonders schwerer Steuerhinterziehung zu verlängern. Damit werde die strafrechtliche Möglichkeit zu einer rückwirkenden Einziehung bereits verjährter Steueransprüche geschaffen, etwa aus den kriminellen Cum-Ex-Geschäften. Für Binding eine Frage der Gerechtigkeit. „Wer das System betrügt, darf nicht auch noch seine Beute behalten dürfen."

Zurück geht die Gesetzesänderung auf eine Initiative von Justizministerin Christine Lambrecht (SPD). In einem Schreiben an die Bundestagsfraktionen von CDU, SPD und CSU hatte Lambrecht im Oktober erklärt, dass eine Gesetzesänderung nötig sei, um die rechtswidrig durch die Cum-Ex-Geschäften erlangten Erträge einzuziehen. Um das Hinderniss der Verjährung aus dem Weg zu räumen, sollte ihrer Meinung nach die Änderung von Paragraph 73e des Strafgesetzbuches in das Jahressteuergesetz 2020 aufgenommen werden.

Cum-Ex habe auf erschreckende Weise gezeigt, „wie viel Energie manche entfalten, um sich auf Kosten des Gemeinwesens zu bereichern“, betonte Lambrecht. „Unser Rechtsstaat muss auf dieses perfide Betrugsschema eine wirkungsvolle Antwort geben.“ In einem vorwärts-Interview hatte Binding unmittelbar nach Bekanntwerden des Skandals durch die Redaktion CORRECTIV diese Art des Steuerbetrugs als ein hochkriminelles Geschäftsgebaren“ bezeichnet.

Homeoffice-Pauschale beschlossen

Das Jahressteuergesetz bringt zudem Entlastungen für Steuerzahler*innen, ehrenamtlich Tätige, Alleinerziehende und Unternehmen. Für Arbeitnehmer*innen, die während der Corona-Pandemie im Homeoffice arbeiten, wird eine Homeoffice-Pauschale in Höhe von bis zu 600 Euro eingeführt. Grund: Arbeitnehmer*innen, die in der Corona-Pandemie zu Hause arbeiteten, fehlen oft die Voraussetzungen für den Abzug der Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer.

Weiterer Schwerpunkt sind die Neuerungen für ehrenamtlich Tätige und für ihre Vereine: Übungsleiter*innen- und die Ehrenamtspauschale werden auf 3.000 Euro beziehungsweise um 840 Euro erhöht, die Arbeit der gemeinnützigen Vereine wird vereinfacht und das Spektrum der anerkannten gemeinnützigen Zwecksetzungen wird u.a. um Klimaschutz und Freifunk erweitert.

Politisches Engagement gemeinnütziger Organisationen

Für Alleinerziehende gibt es ebenfalls steuerliche Entlastungen: So soll die bisher bis Ende 2021 vorgesehene Befristung der Anhebung des Entlastungsbetrages von 1.908 Euro auf 4.008 Euro aufgehoben werden. Der höhere Entlastungsbetrag wird also dauerhaft gewährt. Auch soll die steuerliche Förderung von Investitionen kleiner und mittlerer Betriebe ausgebaut und zielgenauer ausgestaltet werden.

Leider enthalte das Jahressteuergesetz keine Regelung zum politischen Engagement gemeinnütziger Organisationen, erklärt Binding. „Die SPD-Fraktion hat sich mit Nachdruck für eine Klarstellung eingesetzt, dass die politische Tätigkeit einer Organisation zur Verfolgung ihres gemeinnützigen Zweckes ihre Steuerbefreiung nicht gefährden kann“, fährt er fort. Die Union habe diese laut Binding für den gemeinnützigen Sektor und die Zivilgesellschaft bedeutsame Regelung abgelehnt. Binding verspricht, dass sich die SPD weiterhin für eine gesetzliche Klarstellung zum politischen Engagement gemeinnütziger Organisationen einsetzen wolle.

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Kommentare

SPD geht konsequent gegen Steuerbetrug vor

Da bin ich ja mal gespannt, wieviele Hintertüren von der Union eingebaut werden, damit der Steuerbetrug fortgesetzt werden kann.

Die Verlängerung der Verfolgungsverjährung wurde schon in der vorherigen Wahlperiode vorgeschlagen und verhindert.

Und warum soll die Verfolgungsverjährung nur bei besonders schwerer Steuerhinterziehung verlängert werden?

Und weiter sei gefragt, ob und inwieweit die Berichte des Bundesrechnungshofes allein aus diesem Jahr (Cum-Fake-Geschäfte, Bericht v. 07.10.20, Verbesserung des Datenaustauschs zwischen Zoll- und Steuerbehörden Bericht v. 13.10.20 und Umsatzsteuerbetrug, Bericht v. 29.10.20) beachtet und die darin enthaltenen Empfehlungen tatsächlich umgesetzt werden.

Auch das Missbrauchsrisiko beim Kurzarbeitergeld (Bericht v. .11.20) und den weiteren Hilfen infolge der Corona-Pandemie soll stärker unter die Lupe genommen werden. es kann nicht angehen, dass die einen (z.B. Gastronomie, Hotelbetriebe, Friseure u.a.) von der Insolvenz bedroht sind, während andere, die ohnehin keine Steuern zahlen (z.B. Amazon & Co.) noch an der Pandemie verdienen.

andere

sagen, hier werde der Bock zum Gärtner. Wer die Warburger amnestiert, dem nimmt man die Bekämpfung von Korruption und Steuerhinterziehung nicht ab. Ich kann dem nichts wirksames entgegenhalten. Wer kann mir hier helfen, wer entkräftet solche Vorhaltungen?

Nicht nur Amazon, auch McDoof

Nicht nur Amazon, auch McDoof & co. verdienen sich eine goldene Nase. Während Restaurants geschlossen wurden, können diese Konsorten munter weiter an Drive In Stationen verkaufen und bekommen trotzdem 75 % des Umsatzes von 11/2019 erstattet. Ist das gerecht?

Mal die neutralen Medien lesen...

... dann werden auch die Schattenseiten aufgezeigt: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/kleinanleger-jahressteuerg...

Leider ist die SPD nicht mehr die Partei der Arbeit sondern nur der Arbeitslosen und Niederiglöhner (die die SPD selber erzeugt hat). Vielen Dank, dass wir Normalbürger nichts fürs Alter sparen können. Danke nochmal.

Politisches Engagement gemeinnütziger Organisationen

"Leider enthalte das Jahressteuergesetz keine Regelung zum politischen
Engagement gemeinnütziger Organisationen."

Zwei prominente Beispiele:
Attac und Campact verlieren den Status der Gemeinnützigkeit. Deren Unterstützer können ihre Spenden nicht mehr steuerlich absetzen!
So graben die Konservativen und Erzreaktionären den politisch als links bzw. kapitalismuskritisch eingeordneten Organisationen das Wasser für deren Existenz ab. Das ist auch eine Form der 'Kalten Zensur'.

'Die Union habe abgelehnt ... '

'Die SPD verspricht sich weiterhin einzusetzen ... '

Wie lange lässt sich die SPD von der Union noch vorführen?
Oder wird die SPD real von der Union gar nicht vorgeführt?

Ganz ehrlich...

... Ich tippe eher auf die zweite Möglichkeit. Die Union kann man immer gerne vorschieben, wenn man etwas für die Bevölkerung "unschönes" umsetzen möchte.

War doch bei den Uploadfiltern das gleiche. Das war auch nur die Union der Sündenbock. Die SPD profitiert mit ihrem Medienimperium immens von den Uploadfiltern...

Ihre Behauptungen

Das müssen Sie uns genauer erklären, inwiefern die SPD von Uploadfiltern profitieren soll. Ansonsten bleibt das eine unbelegte Behauptung ihrerseits.

@Jonas Jordan

Ganz einfach: Es können Beiträge der SPD Mediengruppe, welche geteilt oder verwendet werden, monetarisiert werden.

Sehr lukrativ für den Rechteinhaber.

Hier mal die Info, wo überall die SPD drin steckt: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Druck-_und_Verlagsgesellschaft

Frage

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Steuerbetrug

Ich kann leider allen meinen Vorrednern nur beipflichten.

'Die Union habe abgelehnt ... ' zitiert Helmut Gelhardt, ja und heute beklagt die Union einen angeblichen Wortbruch der SPD unter https://www.tagesschau.de/inland/spd-bundeswehr-drohnen-101.html, weil die SPD endlich sich anschickt, auch das zu tun, was die Union am laufenden Band praktiziert. Daran erkennt man wieder die Falschheit dieser Pseudochristen, die die Leute für so dumm und vergesslich verkaufen wollen, als wäre den Bürger*innen nicht bekannt, wie die Union am laufenden Band Vorschläge der SPD blockiert und bezüglich des Koalitionsvertrages Wortbruch begeht.

Aber hier sollte die SPD ebenfalls deutlicher Stellung beziehen und sich nicht in der Öffentlichkeit vorführen lassen.