
Ausgelassene Menschen ziehen durch die Straßen von Berlin. Jubelnd springen sie in die Luft, umarmen sich und rufen: „Sie sind weg!“ Gemeint ist die AfD, die bei der Wahl 2021 mit 4,9 Prozent den Wiedereinzug in den Bundestag verpasst hat.
Wahlantrag mit Plastikring
Das ist die Vision der Initiative „Kleiner Fünf“, die sich für Demokratie, Meinungsvielfalt und einen respektvollen Austausch einsetzt. Sie gründete sich im August 2016. Ursprünglich, um zu verhindern, dass bei der Wahl im darauffolgenden Jahr erstmals eine rechtspopulistische Partei in den Bundestag einzieht. Mehr als 300 Aktive beteiligten sich bundesweit an den Aktionen der Initiative. Junge Menschen knieten mit Plastikringen voreinander und machten sich einen Antrag, gemeinsam wählen zu gehen. Im Netz forderte „Kleiner Fünf“ zu „radikaler Höflichkeit“ auf. Aktivistinnen und Aktivisten sollten vehement gegen rechtspopulistische Positionen argumentieren, dabei aber höflich im Ton bleiben.
Trotz zahlreicher Aktionen verfehlte die Initiative ihr Ziel deutlich: Die AfD zog mit 12,6 Prozent der Stimmen in den Bundestag ein. Trotzdem war schnell klar, dass es mit „Kleiner Fünf“ weitergehen sollte. „Die Bedrohung war nach der Bundestagswahl noch viel konkreter“, sagt Tobias Gralke. Der 27-Jährige aus Niedersachsen ist seit Oktober 2018 Vorstandsvorsitzender von „Tadel verpflichtet“, dem Trägerverein von „Kleiner Fünf“.
Inzwischen bietet die überparteilich agierende Initiative auch Workshops zum Umgang mit rechtspopulistischen Argumenten an, beispielsweise im Oktober vergangenen Jahres für die Jusos Niedersachsen. „Wir sprechen bei der Gelegenheit über Erfahrungen im Alltag und tauschen uns über mögliche Strategien aus“, sagt Gralke.
Zahlreiche neue Mitstreiter seit Chemnitz
In diesem Jahr plant „Kleiner Fünf“ weitere Aktionen zur Europawahl im Mai und im Herbst zu den Landtagswahlen in Ostdeutschland. Speziell nach den Vorkommnissen in Chemnitz hat die Initiative zahlreiche Mitstreiter gewonnen. „Unser akutes Ziel ist es, Rechtspopulismus zurückzudrängen. Langfristig wollen wir eine aktive Vision für das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft“, sagt Gralke.