Fahrplan bis zum Bundesparteitag

Groko-Halbzeitbilanz: Das ist der SPD-Fahrplan bis zum Parteitag

Benedikt Dittrich06. November 2019
Bundestag Groko
Der 19. Deutsche Bundestag am Tag eins der neuen großen Koalition aus SPD und CDU/CSU.
Die Große Koalition hat ihre Halbzeitbilanz vorgelegt. In der Bestandsaufnahme steht die Bundesregierung gut da, sagt die kommissarische Parteivorsitzende Malu Dreyer. Die Bewertung in der SPD steht aber noch bevor.

Viel erreicht, viel auf den Weg gebracht, an vielen Stellen Bürger entlastet oder unterstützt – so bewertet die große Koalition die Halbzeitbilanz. Dass bis zum Ende der regulären Legislaturperiode noch ein paar Dinge zu erledigen sind, wird in dem rund 80 Seiten starken Papier ebenfalls erklärt.

Nach Ansicht der kommissarischen Parteivorsitzenden Malu Dreyer haben die SPD-Ministerinnen und Minister geliefert. Als Beispiele nannte Malu Dreyer am Mittwoch die Entlastungen für Arbeitnehmer und ihre Familien, Investitionen in die Infrastruktur, Verbesserung des Rentenniveaus, Unterstützung der Wirtschaft. Nach Ansicht von Dreyer ist damit die Arbeit der Bundesregierung klar sozialdemokratisch geprägt: „Die SPD ist die soziale Stimme der Arbeitnehmer und Selbstständigen und macht das deutlich in den Gesetzen, die sie nach vorne bringt“, erklärte sie am Mittwoch in Mainz. Auch für die Zukunft geht die kommissarische Parteichefin davon aus, dass die große Koalition weitere Vorhaben auf den Weg bringen wird.

Bei der Grundrente geht sie nach wie vor von einer Einigung mit dem Koalitionspartner aus – womöglich mit Einkommensprüfung, aber ohne Bedürftigkeitsprüfung. Aber die Grundrente müsse ihren Namen auch verdienen, verdeutlichte Dreyer, es gehe darum, dass viele Menschen von ihr profitierten und sich bei dem Antrag der Grundrente nicht alles offenbaren müssen. „Wenn das Paket stimmt“, ergänzte sie mit Blick auf die debattierte Einkommensprüfung, „dann könnte man sich auf so einen Weg begeben." Dass die Verhandlungen zu der Grundrente in den vergangenen Tagen allerdings schwierig waren, räumte sie mit Blick auf das abgesagte Gipfeltreffen ein. „Ich bleibe zuversichtlich, dass wir zu einem Ergebnis kommen“, sagte sie auf Nachfrage.

Fortsetzung der Debatte in den Gremien

Doch wie geht es mit der jetzt vorliegenden Bilanz weiter? Zunächst ist sie nur ein Arbeitsnachweis der Bundesregierung. Im Anschluss sollen die Parteien die Arbeit der Regierung bewerten. Der ehemalige kommissarische SPD-Parteivorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel hatte schon im Sommer dazu erklärt, dass die Bilanz kein reiner Faktencheck werden solle, sondern dass auch die Arbeitsweise in der Koalition und die Außenwirkung einbezogen werden soll. Schon jetzt ist außerdem klar, dass am Ende auf dem Bundesparteitag die Bilanz bewertet wird. Die Delegierten kommen vom 6. bis zum 8. Dezember dafür in Berlin zusammen – also in rund einem Monat.

„Wir werden ab Montag in den erweiterten Gremien darüber diskutieren“, kündigte Dreyer an. Zunächst tagt am 11. November das erweiterte Präsidium und nimmt die Bilanz unter die Lupe. Bis zum Bundesparteitag soll die Bewertung jedenfalls abgeschlossen sein, erklärte die kommissarische Vorsitzende weiter: „Sodass der neuen Parteiführung klar ist, mit welcher Beschlussvorlage sich der Bundesparteitag befassen wird.“

Die Halbzeitbilanz der großen Koalition ist Teil des Koalitionsvertrags zwischen SPD, CDU und CSU. Auf dem Bundesparteitag im Dezember 2017 hatten die Delegierten dafür gestimmt, mit der Union über eine Regierungskoalition zu verhandeln. Das Ergebnis dieser Verhandlungen, der Koalitionsvertrag, wurde anschließend den Genossinnen und Genossen zur Bewertung vorgelegt – rund zwei Drittel der Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligten, stimmten damals für das Papier und damit auch für die große Koalition, die seit 2018 regiert.

Die Eckpunkte der Halbzeitbilanz werden unter anderem auf spd.de erklärt.

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Kommentare

Eines fällt doch jedem auf

Eines fällt doch jedem auf:
Allen SPD-Granden, die die verschiedenen GroKos befürwortet hatten, haben damit Erwartungen verbunden, dass die Mitarbeit in der Regierung der SPD gut tun wird, dass die Wähler dies honorieren werden! Denn die SPD hatte zweifelsohne eine Reihe von guten Projekten durchgesetzt, wenn auch zu häufig von der Union verwässert! Alle GroKo-Befürworter in der SPD haben sich wieder und wieder - grandios - getäuscht. Ihre Vorhersagen hatten keinen Bestand. Gewisse Realitäten - z.B. Art und Umfang der Zusammenarbeit in der GroKo - wurden offensichtlich einfach ausgeblendet! Stattdessen wurden parteiinterne Gegner einer GroKo als ständige Nörgler, Schwarzseher, etc. in die Ecke gestellt. Aber deren Vorhersagen, insbesondere über die Wahlergebnisse, wurden wieder und wieder grandios bestätigt! Ach, bevor ich es vergesse: das oberste Führungspersonal wurde auch jeweils ausgetauscht!
Was läuft da grundsätzlich schief in der SPD?
Eigentlich eine einfach zu beantwortende Frage!
Ich bin dennoch überzeugt, dass es auch künftig, mehr denn je, eine - erneuerte - SPD braucht! Ich sehe weit und breit keine andere Partei, die sich endlich einmal den 42 % Abgehängten...

...

...
42 % Abgehängten umfassend widmet und diese nicht immer mit Almosen abspeist bzw. ruhig stellt.
Lesen Sie auch meinen Beitrag zu einem erneuerten Narrativ für die SPD:
https://www.freitag.de/autoren/sigismundruestig/ein-erneuertes-narrativ-...

Und dass jetzt maßgebliche Medien vorbeugend der SPD vorwerfen, in Anbetracht einer mauen Halbzeitbilanz, die GroKo - am Rande der Verfassungsmäßigkeit - zu verlassen, die sonst gerne der SPD u.a. ausufernde Sozialträumereien vorwerfen, ist unredlich! Aber so sind sie eben, diese Medien!

Nicht honoriert!

Bei der sog. GroKo-Halbzeit-Bilanz fallen mir spontan ein:
- von der „C“SU verursachte Seehofer-Masterplan-Staatskrise wg. 36 erfolgten Abschiebungen nach dem seinerzeitigen Asyl-Kompromiß vor 16 Monaten
- unchristliche, menschenunwürdige Flüchtlingspolitik
- vergeigte „C“SU-PKW-Maut mit drohenden Milliarden-Kosten, von Scheuer leichtfertig riskiert
- Totalausfall Scheuer (ich erspare mir und den Lesern Einzelheiten)
- Nestle-Häkchen Klöckner mit allen Versäumnissen in Agrarpolitik
- Dauer-Führungskrise Bundeswehr
- Fehlbesetung Karlizcek
- verfehlte Klimaziele 2020
- Klima-Päckchen für 2030 ff
- gedankliche Kriegsspielereien von der Verteidigungsministerin
- unsoziales Geschacher um eine überfällige Grundrente
- bezahlbares Wohnen: wirksamer Masterplan immer noch nicht in Sicht
- respektloser, gegenseitiger Umgang der Protagonisten innerhalb der GroKo
...
Wenn die SPD hervorhebt, dass doch fast alle SPD-Vorhaben in der GroKo verabschiedet wurden, dann muss man hinzufügen, nicht ohne eine Verwässerung der SPD-Vorhaben durch die Union bis zur Unwirksamkeit! Leere Hüllen, auch wenn diese attraktive Überschriften tragen, werden von den Wählern nicht honoriert!

Nichts Unerwartetes

Die effektive umfassende Mehrbelastung von Endverbrauchern aller Art,Familien, Arbeitnehmern und Bedürftigen durch das sogenannte "Klimapaket" wird logischerweise ebensowenig erwähnt wie der Betrug mit der angeblich gewollten Senkung der Pseudo-Umweltsteuern auf Strom, die vom Starttermin des "Klimapakets" an um mindestens ein Jahr nach hinten verschoben wurde.

Wenig überraschend auch,das die Bilanz "kein reiner Faktencheck" sein soll, die Schönredner-Fakenews die zur "Arbeit" der Groko bereits im Umlauf sind lassen darauf schließen, das Fakten eher am Rande vorkommen und dann noch zielgerichtet reinterpretiert werden.

Viel Spaß beim gegenseitigen Tollfinden und auf die Schulter Klopfen - wir sehen uns dann zum ECHTEN Faktencheck an der Wahlurne wieder.

Seien wir mal ehrlich...

...die wahre Groko-Bilanz ist ein mühsam und lustlos tlw. abgearbeitetes Pflichtprogramm ohne jegliches erkennbares Zukunftskonzept, aber mit Dauerstreit selbst um minimale Verbesserungen (siehe Grundrente für Wenige und das noch mit Einkommensprüfung). Die wichtigen Reformen und der dazu notwendige Wille bleiben bis heute aus (Rentenreform, Steuerreform, Gesundheitsreform, Strukturreformen, Stärkung der Daseinsvorsorge etc.).
Was übrig bleibt ist die, gerade auch von den Wirtschaftsweisen kritisierte "schwarze Null" als sichtbares Zeichen der verordneten Stagnation, eine E-Auto-Prämie auch für Bestverdiener und deutlich gerissene, einst selbstgesteckte Ziele, sowie zahlreiche nicht ansatzweise bewältigte Notstände von Pflege, Hygiene, Wohnen bis Klima und Digitalisierung.
Die Infrastruktur ist in vielerlei Bereichen auf Verschleiss gefahren und der Azsbau hinkt den Notwendigkeiten immer noch meilenweit hinterher !
Nebenbei eine sich verfestigende ges. Spaltung !
Das ist auch der Grund warum viele Bürger/innen sich eine deutliche Veränderung auch in der SPD-Parteispitze wünschen wie eine aktuelle Umfrage beweist:
https://www.spiegel.de/forum/votes/set/setvote-15883.html

weil die GROKO so

kraft und saftlos daher kommt, wie Sie zutreffend schreiben, ist ein Wechsel in der Parteiführung hin zu Walter-Borjans... unbedingt erforderlich. Der Mann weiß, wie man Steuern einzieht und wie man aus einer schwarzen Null einen Haushaltsüberschuss machen kann .

Scholz hat solches nicht mal versucht, Versagen auf der ganzen Linie, und das droht sich jetzt auch noch fortzusetzen und via Parteiführung zu verfestigen. Wir haben es in der Hand

Der Mann weiß, wie man Steuern einzieht ....

Das stimmt wohl, reicht aber nicht um die SPD zu führen. Lt. aktuellem Politbarometer (8.11.19) wollen 40 % der SPD-Anhänger Scholz/Geywitz und 23 % Borjans/Eskens an der Parteispitze sehen.

Aktuelle Seite zur Meingungsumfrage

Da der von mir zuvor angezeigte Link zur Spiegel-Meinungsumfrage nicht funktioniert, hier nochmal einer der geht:

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/spiegel-streitgespraech-welch...

Auch hier wird die Meinung der Bürger/innen zur Groko-Halbzeitbilanz deutlich erkennbar !

Groko-Halbzeitbilanz

Dass die Bundesregierung sich selbst lobt, war nicht anders zu erwarten. Damit soll gleichzeitig eine Beendigung der GroKo - entgegen allen anders argumentierenden Genoss*innen - verhindert werden.

Die in den Kommentaren geannten Negativbeispiele könnten noch beliebig fortgesetzt werden.

Groko-Halbzeitbilanz

Was sagt die SPD zur "Hunnenrede von AKK"?

Auch dies sollte ein Grund zur Beendigung der GroKo sein. Der frühere Bundespräsident Horst Köhler trat wegen einer ähnlichen Rede zurück.

Leider ist die Kommentarfunktion beim Beitrag über AKK erloschen, nachdem ich eine Frage an die Redaktion gestellt hatte.