Sondierung mit der Union

Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: „Die SPD hat deutliche Verbesserungen erreicht“

Fabian Schweyher15. Januar 2018
Karl Lauterbach
Karl Lauterbach kämpft weiter für die Bürgerversicherung.
In den Sondierungsgesprächen mit der Union konnte die SPD im Bereich Gesundheit wichtige Verbesserungen erreichen, auch wenn sie die Bürgerversicherung nicht durchsetzen konnte. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erläutert die Ergebnisse.

Die Bürgerversicherung war eine der Forderungen der SPD, mit der sie in die Sondierungsgespräche gegangen ist. Sie konnte sich nicht durchsetzen. Wie kam es dazu?

Karl Lauterbach: Ich hatte mit Widerstand vonseiten der Union gerechnet, aber nicht in diesem massiven Ausmaß. Die Bürgerversicherung war eines der Themen, bei denen die Union am wenigsten bereit war sich zu bewegen. Das spornt mich umso mehr an, mich für die Bürgerversicherung einzusetzen.

Wie geht es jetzt bei diesem Thema weiter?

Lauterbach: Ein wichtiger Schritt in Richtung Bürgerversicherung ist die Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung, die wir bei der Sondierung durchsetzen konnten. Sprich: Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlen die Sozialbeiträge wieder in gleicher Höhe. Das sichert, dass die gesetzliche Krankenversicherung für die Menschen bezahlbar bleibt. In der privaten Krankenversicherung explodieren hingegen momentan die Beiträge. Sie wird sich langfristig zu einem System entwickeln, das sich nur sehr wohlhabende Menschen leisten können. Die Privatversicherten werden die großen Verlierer der Kostenexplosion sein.

Wie wirkt sich die Wiedereinführung der Parität konkret auf die Menschen aus?

Lauterbach: Die Arbeitnehmer werden um einen halben Beitragssatzpunkt zur gesetzlichen Krankenversicherung entlastet, weil der bisherige Zusatzbeitrag paritätisch übernommen wird. Langfristig hat das natürlich größere Auswirkungen, schließlich steigen die Kosten in der Gesundheit – wegen des technischen Fortschritts in der Medizin und der Alterung der Bevölkerung.

Gibt es weitere positive Sondierungsergebnisse, die für die Menschen wichtig sind?

Lauterbach: Wir haben deutliche Verbesserungen auch in der Pflegeversicherung und der Krankenpflege erreicht. Dazu zählt insbesondere, dass eine Mindestanzahl an Personal in allen bettenführenden Bereichen eingeführt wird. Die damit einhergehenden Mehrkosten werden von den Krankenkassen refinanziert. Das wird die Situation in der Krankenpflege wesentlich verbessern. Außerdem sieht das Sondierungspapier ein Sofortprogramm für 8000 neue Stellen in der Altenpflege vor sowie eine Stärkung der Tarifverträge, sodass die Löhne in der Altenpflege steigen werden.

Und wie geht es jetzt mit der Bürgerversicherung weiter? Schließlich setzen Sie sich persönlich seit Jahren für sie ein.

Lauterbach: Der Kampf für die Bürgerversicherung geht weiter – keine Frage. Die Bürgerversicherung ist das von der Bevölkerung gewünschte Ende der Zwei-Klassen-Medizin, die nicht zeitgemäß ist. Die Menschen sind nicht mehr in Stände unterteilt und deswegen dürfen wir auch nicht beim Arzt in zwei Gruppen unterteilt werden. Das ist ein kaputtes System, in dem Privatversicherte überbehandelt und gesetzlich Versicherte unterbehandelt werden.

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Kommentare

Einmal so, einmal so

jetzt meint der gute Lauterbach, man habe "viel erreicht". Dann wieder sagen andere (Stegner, Dreyer usw) , dass die Sondierungen unverbindlich sind, ein "erreichen" also, wenn überhaupt, erst nach den Koalitionsverhandlungen eintritt.

Ihr müsst euch mal klar und eindeutig äußern und danach auch zu dem stehen, was ihr gesagt habt. Heute so, morgen so, einer so, der andere so! Ein Hühnerhaufen ist besser organisiert- selbst ohne Hahn!

Wundert sich in der Spitze noch jemand über die weiter fallenden Umfragewerte? Meint ihr immer noch, Merkel mit ihrem Stil sei schuld? Macht es euch nur weiter so einfach- alle wissen es: Schuld seit ihr selbst, auch wenn ihr das nicht hören mögt, und ich dies hier vielleicht nicht sagen darf, aber es hilft ja nichts!

Falsche Richtung

Bei einer Testabstimmung der Freiburger SPD Anfang Januar war ich bei der Minderheitsposition Pro Sondierung/Ziel GroKo. Warum? Weil ich der Auffassung war, auch in der CDU ist die Einsicht für "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen - wahre Reformen, statt KleinKlein" vorhanden. Nunmehr bin ich maßlos enttäuscht. Die Sondierungsgespräche zeigen genau das Gegenteil: Kleinster gemeinsamer Nenner! Sorry, das ist nichts. Mögen Sie die Regierung alleine stellen! Die vermeintlichen "Errungenschaften" und Fortschritte dürfen nicht schöngeredet werden. Wir stellen Zustände her, die wir längst hatten und die wir selber zu verantworten haben. Keine Inovation! Vergleiche die Zustände bei den Nachbarländern. Schweiz: Jeder zahlt in Sozialversicherung mit allen Einkommensarten ein bei gleichzeitiger Deckelung des Rentenbezuges. Keine Sonderstellung des Beamtenapparates. Das sind Entwürfe, für die die SPD wohl nicht bereit ist. Streichung der Beitragsbemessungsgrenze ohne Wenn und Aber! Das ist eine klare Aussage. Die CDU hat die Chance gemeinsam mit der SPD das Land voran zu bringen. Sie sollte sie ergreifen. Tut sie es nicht, sollte sich die SPD mit deutlichsten Botschaften zurückziehen.

Interessant

Das zurück zur Parität ist ja richtig. Man sollte aber nicht vergessen wer den bis jetzt existierenden Schwachsinn eingeführt hat. Die GroKo 1. Insofern sollten wir nicht in Triumphgeheul ausbrechen, wenn wir unseren eigenen Fehler endlich wieder beheben. Was die 8000 Pflegestellen angeht; das finde ich auch nicht sonderlich ambitioniert. Hat nicht eine Expertenkommision der jetzigen Regierung irgendwas von 500 000 fehlenden Stellen bis 2030 berichtet? Dann sind das doch nur Trippelschritte. Ausserdem müssen diese Kräfte erst ausgebildet werden. Die stehen doch nicht schon in Scharen auf der Strasse. Das ist alles zu wenig

Parität ja

aber dann bitte auch bei der Entgeltfortzahlung

NoGroKo

Sehr geehrter Herr Rebmann,
als Nicht Parteimitglied der SPD bitte ich Sie nachdrücklich sich nicht durch durchschaubare Manöver wie "Übernahme von staatspolitischer Verantwortung" dazu verleiten zu lassen, auch zum Umfaller zu werden.
In den Sondierungsgesprächen steht verwertbar oder ins Gewicht fallend nichts zu den Themen
" Bezahlbare Mieten" - ein Thema Ihres Wahlkampfes hier in Mannheim. Mit Bau von Eigenheimen für Familien(O-Ton CDU Gemeinderatsfraktion Mannheim) ist dem Thema jedenfalls nicht beizukommen.
Nichts zum Thema Soziale Gerechtigkeit - im Gegenteil ist der wenn auch teilweise Ausstieg aus dem Soli wieder nur Verbesserung für die Reichen.
Klimaschutz? Verschoben!! Ein Kohleausstieg (der kommen wird!) kann auch sozialverträglich gestaltet werden - hier sollte die SPD Vorreiter sein, ncht Bremserin.
Die SPD gibt sich gerade freiwillig geschlagen. Wenn 18% lange Zeit ein Synonym für die FDP war - die SPD ist auf dem besten Weg dorthin!
Warum nicht den wirklich demokratischen Neuanfang in der Opposition mit einer Minderheitsregierung CDU wagen - habt Ihr Angst?
Günter Bergmann, Mannheim

8000 neue Stellen in der

8000 neue Stellen in der Altenpflege in ganz Deutschland, das das Erfolg zu verkaufen, ist einfach naiv.
In den meisten Einrichtungen, das sind private, gibt es gar keine Tarifverträge, allenfalls s.g. Haustarife. Die Pflegekräfte, die Schwerstarbeit leisten müssen, stehen dort am Ende der Nahrungskrette. Abschöpfen tun andere. Eine Erhöhung der Pflegesätze wird in erster Linie den Betreibern und deren Schachtelfirmen zu Gute kommen, die Versicherten zahlen die Zeche.

Pflaster und weiße Salbe!

Viel erreicht? Sicher nicht! Einige Reparaturen durchgeführt, das schon. Im Übrigen war man an der Schieflage, deren angekündigte Beseitigung jetzt als großer Erfolg verkauft wird, nicht ganz unschuldig. Und 8000 zusätzliche Pflegestellen? Wer soll die besetzen? Die Fachkräfte fehlen.

„Die SPD hat deutliche Verbesserungen erreicht“

Mit der Wiedereinführung der Parität wird lediglich versucht, einen dummen Fehler der Schröder-Regierung wieder gutzumachen. Aber selbst wenn die Parität in den Koalitionsvertrag gelangt, ist sie noch lange nicht in trockenen Tüchern.

Denn zum Einen werden die Arbeitgeber ein Wörtchen mitreden und ihre Helfershelfer in der Union in ihrem Sinne zurechtbiegen, zum Anderen ist die Union bekanntlich völlig unzuverlässig, was Koalitionsvereinbarungen anbetrifft. Deshalb sollten sich Gen. Lauterbach u.a. nicht zu früh freuen.

Und wenn die Parität nicht wieder eingeführt wird, oder andere Zusagen nicht von der Union eingehalten werden, wird - wie immer - die SPD dafür abgestraft.

die " völlige Unzuverlässigkeit"

der CDU sollte Einstweilen im Umfeld der SPD nicht thematisiert werden. Wer in Glashaus sitzt, usw..

die Parität ist

auch so eine Monstranz der SPD.
Was ist mit der Parität bei der Entgeltfortzahlung (die doch auch eine Leistung bei Krankheit ist, die es früher gar nicht gab und daher den sofortigen , paritätisch finanzierten Krankengeldbezug auslöste) ?

Und wenn...

... die Parität eingeführt wird, lässt sich Frau Merkel dafür feiern!

Gesine Schwaan

hat sich jetzt auch eingeklinkt, und fordert zunächst das Finanzministerium für die SPD-. Also erstmal die personellen Fragen regeln, aus den Personen resultiert dann der Inhalt. So geht es ja auch- und den Posteninteressen wird man so auch gleich gerecht.

Ich denke, das ganze Führungspersonal muss ausgetauscht werden. Schwaan redet sich um Kopf und Kragen, mal reinhören- läuft gerade im DLF Kultur

Bürgerversicherung

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Interesse habe ich die Diskussion zur Bürgerversicherung verfolgt! Was ich nicht verstehe, warum die Politiker Ihrer Partei sich nicht in der GKV versichern? Das wäre doch jetzt einfach nur konsequent, oder?

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Kühnemann

stimmt

ich bin zwar als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker nur ein kleines Licht. Ich bleibe dennoch freiwillig in der GKV. Das sollten unsere Vorturner konsquenterweise auch tun. Das gilt übrigens auch in anderen Bereichen, zB bei öffentl oder privater Schule/Uni etc