Mobilität

Frei von Stau, Lärm und Stress

Kerstin E. Finkelstein19. Juli 2011

Dem Auto, das dieser Tage seinen 125. Geburtstag feierte, gebührt größter Dank! Denn ohne Auto keine Mobilität. Der Fußweg zum Parkplatz, das Gehirnjogging im Stau, die Koordinationsübungen
von Kupplungs- und Gasfuß - wir verdanken sie dem PKW. Auch von außen betrachtet, sind Autos schön. Sie stehen an jedem Wegesrand, wo sonst allenfalls ein Baum oder eine Parkbank unseren Blick
irritieren würde, sie zeigen uns durch ihren dauerhaften Lärm, dass wir nicht allein auf der Welt sind und bescheren uns eine Luft, die jede Landpartie zum Eldorado werden lässt - schließlich
genießt man doppelt, was man oft entbehrt.

Nun sind 125 Jahre aber ein stolzes Alter, und dem Auto geht es wie jedem Menschen - irgendwann neigen sich die Kräfte dem Ende zu. Unser PKW leidet unter absehbarer Blutarmut: Erdöl ist
endlich. Bald werden wir nicht mehr mobil sein können, uns in unsere Wohnungen und Häuser zurückziehen - so wie unsere Vorfahren, und uns auf ein virtuelles Chat-Leben beschränken. Oder?

Neuer Trend Elektrofahrrad

Oder wir werden einfach wieder im Wortsinne mobil. Bewegen uns selbst und fahren Rad. Wir gewinnen Gesundheit, frische Luft und Platz für Parks statt Parkplätze. Mehr als die Hälfte aller
Deutschen besitzt bereits kein Auto mehr, in Großstädten wie Berlin sind es sogar fast zwei Drittel. In stinkenden Tonnen durch die Gegend rollen, sich von der Umwelt abschirmen, aber sie nicht
respektieren, ist out. In hingegen ist Freiheit: frei zu sein von Staus, von Lärm, von Stress.

Schon heute besitzen Menschen unter 25 lieber ein iPhone, als einen PKW - logisch, das Auto steht durchschnittlich ja ohnehin 23 Stunden am Tag herum, statt einen weiterzubringen. Auch ältere
Menschen setzen wieder mehr aufs Rad, beziehungsweise sich selbst auf den Sattel. Schließlich können seit neuestem selbst graue Locken in heftigem Fahrtwind beben - das Elektrofahrrad Pedelec
macht es möglich, auch mit sanftmütigen Tritten auf 25 km/h zu beschleunigen.

Zu allem Überfluss spart ein schickes Rad sogar noch Geld. Kostet ein Neuwagen im Durchschnitt derzeit kräftige 25 000 Euro, liegt das Fahrrad mit 450 Euro schon eher im Rahmen eines
haushaltsüblichen Einkommens. Nun gut, wird manch einer einwenden: Radeln hält gesund, es schafft Platz für Bäume und Biertische, es ist preiswert, hält jung, schont die Umwelt und macht sie
während der Fahrt überhaupt erst wahrnehmbar, und es ist auf kurzen Wegen in der Stadt das schnellste Verkehrsmittel - aber es muss doch auch Nachteile haben?! Richtig: Wer regelmäßig radelt,
wird vielleicht einen Teil von sich selbst verlieren. Ein paar Kilo Körpergewicht.