„Großmeister der Ankündigungen“

FFP2-Masken und Homeoffice: BayernSPD kritisiert Söder-Aktionismus

Benedikt Dittrich13. Januar 2021
Bayern Ministerpräsident Markus Söder ist in der Corona-Pandemie omnipräsent, fällt aber inhaltlich vor allem mit Aktionismus auf.
Bayern Ministerpräsident Markus Söder ist in der Corona-Pandemie omnipräsent, fällt aber inhaltlich vor allem mit Aktionismus auf.
Wer in der Coronakrise nach besonders markigen Sprüchen, besonders lauten Appellen und kritischen Vorschlägen sucht, wird immer wieder bei Markus Söder fündig. Doch hinter dem Aktionismus steckt selten Substanz, kritisiert die Bayern-SPD.

Krisenzeit ist Regierungszeit – das gilt auch für die Coronakrise. Seit Monaten dominieren Debatten über Lockerungen oder Verschärfungen und Forderungen nach gemeinsamen Strategien von Bund und Ländern die Nachrichten. Einer, der dabei zumindest rethorisch regelmäßig in der ersten Reihe steht oder sitzt, ist Markus Söder, der CSU-Parteichef und bayerische Ministerpräsident. Zuletzt machte er mit einer Diskussion über die Impfpflicht für Pflegepersonal, eine im Freistaat verordnete FFP2-Maskenpflicht im Nahverkehr und Einzelhandel sowie einem „Homeoffice-Gipfel“ von sich reden – und das alles binnen weniger Tage.

Masken-Ausverkauf nach Söder-Ankündigung?

Hinter den markigen Worten steckt allerdings of wenig durchdachter Inhalt, kritisiert die Bayern-SPD. Das gilt auch für Söders jüngste Äußerungen. So kritisierte die Landesvorsitzende Natascha Kohnen die FFP2-Maskenpflicht: „Ist das alles zu Ende gedacht, bevor es ausgerufen wird? Ich bezweifle es sehr.“ Kohnen warnte vor einem Ausverkauf wie bei Toilettenpapier. FFP2-Masken schützen besser vor dem über die Atemluft übertragbaren Coronavirus. Außerdem erinnerte Kohnen daran, dass es die Masken nicht kostenlos gibt. Einigen Menschen könne das Geld für den teureren Schutz fehlen.

Und die Gesundheitsexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Ruth Waldmann, verwies ebenso auf Versorgungsengpässe nach der Äußerung des CSU-Parteichefs: „So eine Maskenpflicht für FFP2 muss man eben gut vorbereiten, statt alle zu überraschen. Jetzt müssen sich kurzfristig alle zugleich drängeln“, schrieb Waldmann am Dienstag auf Twitter.

Natascha Kohnen

Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch fasst es auf Nachfrage des „vorwärts“ denn auch so zusammen: „Die FFP2-Maskenpflicht ist exemplarisch für die Regierungspolitik von Markus Söder.“ Dass es auch in Bayern arme Menschen gebe, die sich diese Masken nicht leisten könnten, blende Söder aus. „Das passt einfach nicht ins Bild.“ Söder sei „der Großmeister der Ankündigungen“. Dahinter verberge sich aber in Bayern aus Sicht des Bundestagsabgeordneten Chaos an den Schulen, die höchsten Infektionszahlen in einigen Landkreisen sowie ein Zick-Zack-Kurs im Kampf gegen die Pandemie im Einzelhandel. Immerhin: Nach Kritik von SPD und Sozialverbänden verkündete die Staatsregierung in München nun, dass die geforderten Masken kostenlos an Bedürftige verteilt werden sollen.

Deutliche Kritik auch außerhalb Bayerns

Auch über die Landesgrenzen hinaus werden die Äußerungen von Söder und die Debatten, die er damit anstößt, kritisch gesehen. In einer Generaldebatte zum Impfstart im Bundestag mahnte die SPD-Bundestagsfraktionsvize Bäbel Bas am Mittwoch: „Es ist absolut katastrophal eine Berufsgruppe unter Generalverdacht zu stellen, dass sie sich nicht impfen lassen will.“ Das sei vor Ort, in ihrem Wahlkreis nicht so, schickte Bas hinterher. Stattdessen plädierte sie dafür, die guten Beispiele bei der Impfkampagne in den Vordergrund zu rücken, auch um Verschwörungsmythen entgegenzuwirken: „Die Aufklärung muss jetzt beginnen.“ Denn gravierende Nebenwirkungen des verfügbaren Impfstoffs gebe es schließlich kaum, die Akzeptanz steige.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil warnte davor, die Impf-Akzeptanz mit einer Diskussion über eine Impfpflicht aufs Spiel zu setzen. „Im Moment über eine Impfpflicht zu spekulieren, verbietet sich“, sagte Heil gegenüber dem Fernsehsender „n-tv“. Auf seiner Seite hat der Sozialdemokrat dabei auch den Bundesverband für Pflegeberufe sowie den deutschen Städtetag, die ebenfalls Skepsis äußerten. Selbst der Ethikrat, den Söder aufgefordert hatte, Vorschläge zu machen, steuert derzeit nicht in Richtung Impfpflicht. Gemeinsam mit der Leopoldina und der Ständigen Impfkommission plädieren die Wissenschaftler*innen vor allem für einen gerechten und geregelten Zugang zu Covid-19-Impfstoffen. Eine Impfpflicht sehen sie dabei nur als allerletztes Mittel und wenn überhaupt auch nur dann, wenn klar sei, dass eine Impfung die Weitergabe des Coronavirus unterbinde.

„Homeoffice-Gipfel“: Es bleibt bei Appellen

Auch bei einem weiteren Bundesthema scheint Markus Söder rethorisch zu punkten, inhaltlich dann aber wenig vorweisen zu können: Am Mittwoch wurde in Bayern ein „Homeoffice-Gipfel“ mit Unternehmen und Gewerkschaften einberufen. Letztere plädieren, wie auch die SPD im Bund und in Bayern, schon länger für eine verpflichtende Homeoffice-Regelung, um das Infektionsrisiko weiter zu reduzieren. Doch Unternehmen wehren sich gegen feste Regeln, CDU und CSU mauern sowohl in Berlin als auch in München.

Und so blieb es dann auch nach dem groß angekündigten „Homeoffice-Gipfel“ im Freistaat bei Appellen: Homeoffice wo möglich, aber ohne ein Bekenntnis zu einer Regel, Quote oder Verordnung. „Dabei liegt beim Arbeitsminister Hubertus Heil schon ein Entwurf dafür in der Schublade“, so Uli Grötsch.

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Kommentare

Zu Söder fällt einem wirklich

Zu Söder fällt einem wirklich nicht mehr viel ein! Aber nicht nur Söder ist ein Problem, auch die nun hochgelobten FFP2-Masken sind ein Problem:
https://www.bild.de/regional/muenchen/muenchen-aktuell/kaum-zusaetzliche...

Und vergessen wir nicht, daß es in Schweden keine Maskenpflicht gibt!

Kein Unterschied zur Bundespolitik

Nun wird die angeblich nicht gewollte Impfpflicht also schon mal in der Diskussion vorbereitet "wenn es keine anderen Alternativen gibt" und es verbietet sich nur "zur Zeit" über diesen WEITEREN schwerwiegenden Grundrechts"eingriff" zu sprechen.

Das wird besorgte Menschen, die sich schon jetzt durch "vereinfachte Testverfahren" und die wie üblich überzogene und "alternativlose" "Förderung" des Amerikanisch/Deutschen Pfizer-Stoffes zu Recht beunruhigen nicht gerade ruhig schlafen lassen.

Pflegekräfte und Fachpersonal können mit Sicherheit besser abschätzen, was sie von den vollmundigen Versprechungen und den angeblich "geringen Nebenwirkungen" zu halten haben und immer wieder die nächste Grundgesetz-Menschenrechts-Todsünde - die staatlich erzwungene Verletzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit in der Diskussion zu halten ohne dieser Unsäglichkeit final abzuschwören zeichnet ein wenig attraktives Bild.

Schade, das man sich weiterhin weigert, Konzepte zu entwickeln und im typisch "alternativlosen" Kaninchen-auf-Schlange-Blickwinkel auf die politisch gewünschte "Wirksamkeit" und "Harmlosigkeit" eines Impfstoffes hofft.

Die GroKo "södert" selber.

Aktionismus kritisieren,

warum das denn? Aktionismus ist doch bislang alles, was unsere Regierung hat liefern können. Von wirklich Lösungen oder auch nur Lösungsansätzen sind wir so weit entfernt wie bei Ausbruch der Seuche. Zum einen wird auch der letzte Ansatz vom Datenschutz minimalisiert. Wir wissen nichts über die Infektionsgefährdenden Orte- hin und wieder nimmt mal eine Grupppe (Einzelhandel z.B.) für sich in Anspruch, wegen guter Sicherheitskonzepte nicht zu den Infektionstreibern zu gehören, aber wirkliche Kenntnis wäre- bei Ertüchtigung der Corona APP möglich, ist aber erkennbar nicht gewollt. Diesen Vorwurf muss ich an alle richten, die mitwirken- da ist Spahn einer von vielen. Auch die Vergabe vom Impfterminen - Internet oder Telefon, bringt die Berechtigten zur Verzweiflung- Einladen darf der Staat sie nicht, denn die Nutzung der Meldedaten ist ja nicht zulässig- soll wohl so sein. Angesichts des nicht funktionierenden Impfens der Willigen ist es ein Akt der Hoffnungslosigkeit, die Verpflichtung der Unwilligen zu thematisieren, oder wie der geniale Steinmeier, die Versorgung der Welt mit Impfstoff zu priorisieren. Lächerlich das Ganze- und das vor den vielen Wahlen- da schwant mir Böses.

Die App kann es nicht

Selbst auf CDU-freundlichen Seiten wie Web.de/GMX finden sich regelmäßig Berichte über Funktionsausfälle der App.
Überhaupt haben die eklatanten Mängel der "Warn App" wenig mit Datenschutz und sehr viel mit Organisations- und Konzeptfehlern zu tun wie zum Beispiel der Tatsache das es bis heute keine einheitlichen (und damit funktionssicheren) QR-Codes für alle Labore gibt, damit ein positiv Getesteter sich in der App als Seuchenherd eintragen kann. Weitere Auffälligkeiten, wie zum Beispiel die Tatsache das trotz Schuldschieberei auf den Handelskrieg die entgooglete Warn App Version im F-Store, eine Variante die ehrenamtlich gepflegt wird, auch auf exotischen Handys funktioniert, die von den Embargos betroffen sind kommen hinzu.

Die App kann keine Infektion des Nutzers feststellen, ihr Kleinkrieg gegen die kümmerlichen Reste des fiktiven Datenschutzes entbehrt jeder sachlichen Grundlage. Die von Ihnen gewünschte umfassende Totalüberwachung ist ganz ohne App allein aus den GSM-Daten möglich, die jedes Mobiltelefon automatisch generieren muss, weil es sonst nicht erreichbar ist. Wenn schon sinnloser Corona-Überwachungsstaat "nötig" sein soll wäre bei den Netzanbietern abzugreifen.

willkommen

im Mittelalter.

Allein Informationen sind es, die ein zielgerichtetes Handeln ermöglichen. Wer das nicht will, erlebt, was die Altvorderen in Zeiten der pest durchlebt haben. Wunderbar, solche Ignoranz

Wozu führt denn die FFP2

Wozu führt denn die FFP2-Maskenpflicht in letzter Konseqenz? Doch dazu, dass eine solche Makse, entweder weil diese nicht ausreichend zur Verfügung stehen bzw. schlicht für eine größere Anzahl von Bürgern nicht erschwinglich sind, noch schlampiger gehandhabt werden (müssen). Da wird dann ein und dieselbe Maske über eine Woche lang wieder getragen werden (müssen) und das Gegenteil von dem erreicht, was beabsichtigt ist. Söder's Aktionismus ist schon grenzwertig.