Erklärungen statt Mythen

Fakten und Argumente zu Klimaschutz, Kohleausstieg und Strukturwandel

Benedikt Dittrich17. September 2019
Der Kohleausstieg kommt so oder so, erklärt eine neue Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Am Freitag tagt das Klimakabinett. Während in der großen Koalition noch um gute Verhandlungsergebnisse gerungen wird, wird die Klimaschutzdebatte auch an anderer Stelle weitergeführt. Die Friedrich-Ebert-Stiftung will in einer Studie mit Klimamythen aufräumen.

Was kann Deutschland schon tun, um weltweit das Klima zu retten? Wie hilft der Kohleausstieg, wenn ringsum neue Kohlekraftwerke gebaut werden? Welche Gefahren und Risiken bergen Energie- und Verkehrswende tatsächlich? Insgesamt zehn verschiedene Mythen nahmen die Autoren um Christof Arens vom Wuppertal-Institut auf, um die Debatte rund um den Klimaschutz zu versachlichen. Die Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde in dieser Woche veröffentlicht, Arens stellte sie zusammen mit Mitautorin Anja Bierwirth sowie Klimafakten.de-Redakteur Toralf Staud und Germanwatch.de-Teamleiter Oldag Caspar in Berlin vor.

Eines der Beispiele, die Arens dabei aufgriff, sind die Mythen rund um den Ausstieg aus der Braunkohle. Der Strukturwandel in den Kohleregionen werde sowieso kommen, so der Politikwissenschaftler. Denn auch wirtschaftliche Gründe würden dafür sorgen, dass nach und nach der Abbau von Braunkohle beispielsweise in der Lausitz irgendwann gestoppt werde. „Insofern stellt sich die Frage nach dem Strukturwandel in den Braunkohlerevieren in jedem Fall, nicht nur aus Klimaschutzgründen“, schreiben die Autoren dazu in der Studie. 

Strukturwandel statt Strukturbruch im Kohlerevier

Deshalb gehe es eher darum, so Arens weiter, wie der Ausstieg jetzt gestaltet werden könne, damit es nicht zu einem Strukturbruch kommt, der tatsächlich viele Menschen in den Kohelrevieren, unter anderem der Lausitz, treffen würde. Derzeit sind laut Studie rund 18.600 Menschen in der Braunkohleindustrie in Deutschland beschäftigt. Bis zum vereinbarten Ausstieg im Jahr 2038  werde noch rund ein Drittel der Arbeitnehmer in der Kohleindustrie beschäftigt sein – rund zwei Drittel wären dann bereits im Rentenalter, erläuterte Arens.

Christof Arens, Projektleiter internationale Klimapolitik am Wuppertal Institut.

Ganz von der Hand zu weisen sind die Befürchtungen, die es beispielsweise in der Lausitz beispielsweis gibt, allerdings nicht, machte der Politikwissenschaftler klar: Es müssten auch neue Arbeitsplätze für die noch jungen Arbeitnehmer geschaffen werden. Außerdem gelte es, die Infrastruktur vor Ort zu erhalten. Eine Chance könne der Nahverkehr sein, wie Arens als Idee ergänzte: Dort würden schließlich schon jetzt rund 390.000 Menschen in Verkehrsunternehmen und Zulieferer-Betrieben arbeiten. Deren Arbeitsplätze seien obendrein regional gebunden, könnten nicht einfach verlagert werden und würden infolge der Verkehrswende sogar an Bedeutung gewinnen. Ein anderes Positivbeispiel hatte Arens ebenfalls parat: In der Lausitz ist schon ein Windkraft-Pionier ansässig, der vor Ort produziert und so Arbeitsplätze sichert – der Wandel sei also bereits im Gang.

Deutschland ist kein Klimaschutz-Vorreiter

Dass Deutschland eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einnimmt, sei allerdings auch ein Mythos, der sich hartnäckig halte, ergänzte Oldag Caspar von germanwatch.de, der die Themen der Studie mit aufgriff. „Wir haben diese Vorreiterrolle nicht mehr inne.“ Um das wieder zu schaffen, könnte der CO2-Preis das richtige Instrument sein. Zusammen mit Toralf Staud, Redakteur bei Klimafakten.de, bezeichnete er die Idee, den Klimaemissionen in jedem Bereich einen Preis zu geben, als wichtigstes Projekt der aktuellen Regierung. „Das sind externalisierte Kosten“, erklärte Staud. Ob das per Steuer oder Emmissionshandel umgesetzt werde, sei letztendlich aber egal – es gehe schlicht darum, Klimaschäden in die Kalkulation aufzunehmen.

Auch wenn Deutschland nur für weltweit rund zwei Prozent der Kohlendioxidemissionen direkt verantwortlich sei, wäre das kein Argument, nichts zu tun, war Staud überzeugt. Geteilte Verantwortung würde ja niemanden aus der Verantwortung nehmen. „Es geht darum, dass jetzt die Hausaufgaben gemacht werden“, ergänzte Caspar in Richtung Politik, „wenigstens bis zum Jahresende“. Denn nach der Sitzung des Klimakabinetts steht schon die nächste große Klimasitzung an: Anfang Dezember beginnt der UN-Klimagipfel in Chile.

Die Studie „Die Debatte um den Klimaschutz – Mythen, Fakten, Desinformationen und Gestaltungschancen“ gibt es bei der Friedrich-Ebert-Stiftung zum kostenlosen Download.

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Kommentare

Als Warnung vor grünen

Als Warnung vor grünen Illusionen: http://planetofthehumans.com/

Wirtschaft, Lebensstil und Konsumverhalten ändern !

Schlimm ist, dass die sogenannte "Realpolitik der Mitte" den Menschen nicht allmählich ihr Versagen eingesteht und den Menschen erklärt, dass die Anreize und Werbewahnsinn zum Extremkonsum zur endlosen Ankurbelung des Wirtschaftswachstums die menschliche Existenz gefährdet ! Die Träume von "grünem Wachstum" einer zunehmend dem Neoliberalismus verfallenden grünen Teilbewegung (in Deutschland Kretschmann MP Bad.- Württ. und Cem Özdemir, der an die Spitze der "Grünen" streben will) zeugen von Ignoranz, Lobbyhörigleit (Autoland BW!), Machtstreben und Faktenverleugnung. Die Menschheit kann nur überleben wenn sie nicht nur die Antriebsart des Individual-PKW´s ändert, sondern ihr komplettes Lebens- und Wirtschaftsmodell Richtung Nachhaltigkeit, Genügsamkeit und Gerechtigkeit verändert ! Die Natur und ihre Gesetze interessieren sich nicht dafür ob die Aktienkurse steigen, die Natur schlägt einfach zurück ! Bleibt zu hoffen dass die neue SPD-Spitze hier wichtige Impulse setzt ! Mit der lobbyhörigen, neoliberalen, lahmen Groko-Ente wird das wohl kaum zu realisieren sein !!

Alter Hut

Brüsten wir uns nicht unserer Siege über die Natur, denn für jeden davon rächt sie sich an uns. (Friedrich Engels, Die Dialektik der Natur 1884)

Der Exstremkonsum geht aber

Der Exstremkonsum geht aber doch nicht von der Masse der Bevölkerung aus, sondern nur von einem Teil, der über die finanziellen Mittel verfügt. Der weit aus größere Teil der Bevölkerung richtet ihren Konsum doch an der Notwendigkeit aus.Jedoch sollen hier alle durch Steuern/Verteuerung zur Kasse gebeten werden. Das ist in höchstem Maße unsozial. Müssen denn nicht vordergründig z.B. die spritfressenen Autos höher besteuert werden und nicht der Pendler mit Kleinwagen, der täglich zur Arbeit fahren muss?
Besser wäre es doch, gesetzlich auf die Industrie einzuwirken, nicht nur kurzlebigen Schrott zu produzieren und dafür zu sorgen, dass technisch mit maximalen Emissionswerten produziert wird. Ich höre nur von CO2-Steuer/Emmissionshandel aber nicht, dass sich die Industrie beteiligen muss
Ebenso muss bedacht werden, dass das CO2 maßgeblicher Bestandteil des Pflanzenwachstums ist. Was nützt es der Menschheit wenn CO2-neutrag produziert wird und unser Teller bleibt Leer. Auch an diese Balance muss gedacht werden. Wobei aber darauf zu achten ist, dass die Unkrautgifte stark urückgefahren werden. Mit einer nachhaltigen Feldbewirtschaftung u. einer vernüntigen Tierhaltung wäre das möglich.

Umdenken und Umlenken !

Gerade Menschen mit unteren Einkommen beteiligen sich mglw. tlw. auch wg,Bildungdefiziten (Bsp.Vorurteil
" fleischlose Kost schmeckt nicht " etc.an einer perversen Art von Massenkonsum zu Lasten von Ressourcen,Mensch- u. Tierwohl.Das führt auch zur Avsbeutung ihrer menschlichenUmdenken Artgebossen (s. Fleischindustrie,, Textilindustrie, Paketboten etc.). Natürlich ist es so, dass Menschen mit unteren Einkommen oft gezwungen sind billige, ausbeuterische Lebensmittel zu kaufen. Aber ein Umdenken und der Kauf von nachhaltigen Produkten könnte die geringen Geldmittel auch hier Richtung Nachhaltigleit umlenken. Hier muss der Staat besser unterstützen z. Bsp. mit höheren Mindestlöhnen, besserer Bildung besserer Information und scharfen Rahmenbedingungen gegen Ausbeutung von Mensch, Tier und endlichen Ressourcen !!!

Umdenken

Carlo Du gehst dem neoliberalen Duktus auf den Leim. Natürlich kann jeder seinen Konsum, in Abhängigkeit von Geldbeutel, selbst bestimmen. Aber irrsinniger weltweiter Handel mit Futtermittel -> Fleisch(export), Fleisch gegen Autos (MERCOSUR) .... das ist alles staatliches Handeln. Hanf ist hier verboten, Lein wird auch nicht angebaut -> also Baumwolle. Da sind Lenkungsmöglichkeiten für die Regierung, speziell beim irrsinnigen hin- und her Handel. Also als allerallererstes sämtliche "Investitionsschutzabkommen" ersatzlos streichen ! Güter auf die Bahn (keine AG sondern Gemeinbesitz), KFZ Steuer nach PS und nicht nach "Effizienzklasse". Wo ist denn das 2 L Auto ???? Sondersteuer auf SUV !

Pflanzenwachstum

Klar wird CO2 zur Photosynthese gebraucht, aber das heißt nicht daß mehr CO2 auch mehr Pflanzenwachstum bedingt. Die Pflanzen auf der Erde haben sich auf einen atmosphärischen CO2 Gehalt von ca. 280 ppm eingestellt und zu viel des Guten bringt denen nichts oder hemmt gar das Wachstum. Dabei gibt es natürlich große Unterschiede zwischen den CO2-Fixierungsstrategien der Pflanzen (C3 und C4 Pflanzen).

Und noch ein Mythos

Wer sich ernsthaft damit beschäftigt, WAS in Braunkohlekraftwerken noch so alles verfeuert wird stößt zwangsläufig auf die Firmen des Herrn Tönnies.

Dessen Schlachtereien sind nicht nur führend in von EU und Groko geförderter und geschützter Lohnsklaverei osteuropäischer Arbeitnehmer sondern auch in der Produktion von Schweinegülle (Hurra ans Grundwasser), die in Faultürmen von auf Allgemeinkosten erweiterten kommunalen Kläranlagen zu Klärschlamm umgewandelt wird der dann in die Braunkohlekraftwerke als Brennmaterial geliefert wird .

Das bei Fäkalienprodukten als Brennmaterial nicht nur bei der Faulung sondern auch beim Verbrennen erhebliche Mengen Methan als dem CO2 in Puncto Treibhauseffekt deutlich überlegenen Gas samt zugehörigen Verbrennungsprodukten, die CO2 ebenfalls vergleichsweise harmlos aussehen lassen in die Luft geblasen werden wird mit einer "CO2-Abgabe" keine Änderung erfahren.

Je mehr man von dieser politischen Taschenspielernummer liest und sieht, desto mehr verfestigt sich der Eindruck das es nur um weitere Verteuerung der Lebenshaltungskosten aller Bürger geht - und schei... drauf ob überhaupt ein Effekt für "die Umwelt" dabei rumkommt.

Die Fleischproduktion in den

Die Fleischproduktion in den großen "Schweine-KZ's - nicht nur beim Tönnies - ist zum größten Teil für den Export bestimmt und nicht für die Ernährung der heimischen Bevölkerung. Das macht die Sache irgendwie noch hässlicher - importertes Sojafutter (Regenwaldrodung) - Ablagerung der Gülle in Deutschland - Export des Propukts ins Ausland - Gewinn Tönnies. Das Geschäftsmodell wird sich sicher noch erstärken mit dem neuen Freihandelsabkommen Mercosur.

Da jetzt auch noch Gasheizungsanlagen mittelfristig verboten werden sollen, wie "Die Welt" gestern berichtete, habe ich auch massive Zweifel, dass das ganze Spektakel vordergründig um eine weitere Verteilung von unten nach oben und das Klima/die Umwelt nur am Rande von Interesse ist. Umsetzung mit Unterstützung der UN0, des der politisch handverlesenen Wissenschaftler des IPCC .

Fleischproduktion

Die obige Bilanz ist richtig, denn 35% des Schweinefleischs, das unter fragwürdigen Bedingungen produziert wird geht in den Export (Weltmeister). Aber die gleiche Bilanz gilt auch für Geflügelfleisch. Diese ganzen Überschüsse werden produziert mit importierter Soja (4 Millionen Tonnen/Jahr) und noch mehr importierten Mais und sonstigem Getreide. Das Fertigfütter für Geflügel enthält Hirse - wo bitte wird die in D angebaut.
Und dann sei noch die Frage erlaubt: Wieviel Klimagas wird durch den Hin- und Hertransport freigesetzt ? Politik !: Erst mal bei diesem Unsinn ansetzten bevor funktionierende Heizungen dämonsiert werden, die vor ein paar Jahren noch subventioniert wurden.
Ausreden wie Freihandel, internationale Verträge, Investitionsschutzabkommen lasse ich nicht gelten, denn unser Mitwelt und die unseres Nachwuchses ist wichtiger.

Das nicht die Frage der

Das nicht die Frage der sozialen Verträglichkeit das Tempo beim Klimaschutz bestimmen darf, sondern schlicht die Massivität des Fortschreitens der Klimakatastrophe und ihrer Folgen (die Unsicherheitsspanne liegt momentan zwischen 5 und 15 % Erwärmung mit in jedem Fall katastrophalen Folgen!!!) wird besonders deutlich im Interview mit Wissenschaftlern wie Markus Rex (Klimaforscher und Expeditionsleiter) und Ottmar Edenhofer (Institut f. Klimafolgenforschung):

https://www.deutschlandfunk.de/klimaforscher-markus-rex-wir-muessen-die-...

https://www.deutschlandfunk.de/co2-bepreisung-die-preise-muessen-bis-zum...

Das Tempo von einzuleitenden Klimaschutzmaßnahmen sollte die etablierte Klimawissenschaft vorgeben und zusammen mit der Frydays-For Future-Bewegung massiv Druck auf die momentan noch regierende Groko machen, Strukturwandel zu CO2-Neutralität muss auch zum Schutz der kommenden Generationen so schnell wie irgendmöglich stattfinden ! Die Politik sollte die Aufgabe übernehmen die dafür notwendigen Mittel bereitzustellen und die Folgen durch gezielten Ausgleich zu mildern !

Und wer soll die

Und wer soll die Weltenrettung in Deutschland bezahlen? Die Reiche und Schönen werden's bestimmt nicht tun! Und wer sorgt sich um die Versorgungssicherheit? Die Blackout-Gefahr in einem Land ohne Atom und Kohle ist sehr wahrscheinlich. Gibt es in der Klimapolitik wirklich nur dieses merkwürdige "Alles oder Nichts"-Denken? Und warum hört man in anderen Ländern nicht so schrille Töne, also in Ländern, wo die verwöhnten Wohlstandskinder nicht so lauthals radikal sind ...

In Gagaland kommt doch der

In Gagaland kommt doch der Strom aus der Steckdose und wird im Netz gespeichert. Im Juni d.J. so war zu lesen, ist DE so gerade an einem Blackout vorbeigeschrammt - unsere Nachbarn konnten uns noch retten. Die Gefahr ist allgegenwärtig.

In anderen EU-Ländern, die Elektrizität auch mit Kernkraftwerken erzeugen, ist das Problem nicht so aktuell. Merkel hat nach Fukushima die Energiewende eingeläutet und komplett vergeigt und schickt jetzt die Zopf-Gretels auf die Straße. Bezahlen dürfen es die Bürger.

Klimapolitik

Es gibt auch viele kleine Projekte, die angegangen werden könnten und eigentlich der normalen Bevölkerung nicht wehtun.

So könnte man den gesamten Plastikmüll von Mc Donald's u.a. wie auch die To Go-Becher entweder verbieten, die Verkäufer zur klmafreundlichen Entsorgung verpflichten oder hoch besteuern.

Ähnlich sollte man mit dem gesamten Silvester-Müll, der auch die Luft verpestet und mehr Schadstoffe ausstößt als viele Autos, verfahren: nämlich die oft lebensgefährlichen Knaller verbieten oder hoch besteuern. Dies würde manche abschrecken oder zumindest den Umfang verringern; mit dem Steuergeld könnte man die Entsorgung des oft wochenlang herumliegenden Silvestermülls finanzieren.

Ebenso unnötig ist es, vorwiegend tonnenschwere Fahrzeuge produzieren zu lassen, die einen hohen Verbrauch haben, die durch Raserei viele Unfälle verursachen, die mehr Schadstoffe ausstoßen und mehr Parkraum benötigen. Kleinere Fahrzeuge erfüllen auch ihren Zweck.

Schließlich ist unverständlich, dass immer mehr Gigaliner zugelassen werden, die nicht nur häufig Unfälle produzieren, sondern auch Straßen verstopfen, Gehwege und Brücken zerstören, die Reparaturen aber von uns zu zahlen sind.