Zum geplanten „Trauermarsch“ der Pegida-Anhänger

Fahimi: „Schäbig, pietätlos, geschmacklos und ekelhaft“

Sarah Schönewolf12. Januar 2015
Als würde man die Kollegen von Charlie Hebdo ein zweites Mal töten: So empfinden französischen Karikaturisten die Instrumentalisierung des Attentats durch die Pegida-Demonstranten. In einem Flugblatt wehren sie sich gegen den geplanten ‚Trauermarsch’ der Rechtspopulisten am Montag und fordern: „Pegida verschwinde!“

„Wir, die französischen und frankophonen Zeichner, sind entsetzt über die Ermordung unserer Freunde. Und wir sind angewidert, dass rechte Kräfte versuchen, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren“, heißt es in dem Aufruf, den sowohl Kollegen der Ermordeten als auch Karikaturisten aus der ganzen Welt unterzeichnet haben.

Den geplanten „Trauermarsch“ der Pegida-Anhänger, die im vermeintlichen Gedenken an die Opfer des Terroranschlags mit Trauerflor durch Dresden ziehen wollen, gleiche einer Grabschändung. Pegida stehe für all das, was die Kollegen von „Charlie Hebdo“ durch ihr Werk und ihr Leben bekämpften. „Unsere Freunde waren gegen Ausgrenzung. Sie bekämpften Rassismus und die Eingeschränktheit des Geistes. Mit ihrem Bleistift führten sie den Kampf gegen neue Mauern und gegen die Herrschaft der Angst.“

In ihrem Aufruf für Toleranz, Weltoffenheit und gegen Hass und Islamfeindlichkeit  fordern die Unterzeichner die Dresdener auf, sich gegen die Instrumentalisierung von Pegida zu wehren. Ein Appell, dem sich auch Justizminister Heiko Maas und Yasmin Fahimi am Montag anschlossen. „Hätten Organisatoren Rest von Anstand, würden sie #PEGIDA Demo absagen. Opfer haben nicht verdient, von Hetzern missbraucht zu werden.“ twitterte Maas. Die Instrumentalisierung durch Pegida sei „schäbig, pietätlos, geschmacklos und ekelhaft“, sagte die SPD-Generalsekretärin.

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Kommentare

Pegida

Durch das Demo-Verbot heute Abend ist Pegida am Ende, sie wurden ruhiggestellt. Genossin Fahimi braucht sich diesbezüglich nicht mehr zu echauffieren. Die Tage las ich einen Kommentar, der sich mit dem Vergleich zwischen 68ern und Pegida beschäftigte. Sehr bemüht, darf man wohl sagen. Aber dennoch: Bei den Bemühungen, in der Chronologie der Ereignisse Ähnlichkeiten zu entdecken, ergeben sich zweifelsohne Berührungspunkte; es sind dies die , wie ich sie nennen möchte, konstanten Parallelen. Denn letzten Endes geht es schließlich immer, da sich seither im Kern durchaus wenig verändert hat, um das Aufbegehren gegen soziale Ungleichheiten; diese jedoch sind systemisch bedingt und lassen sich daher ohne Veränderung nicht beseitigen.
Setzten wir „seither“ hier als 1939. Damals wurde die Welt vom Establishment, jedenfalls nicht vom gemeinen Volk, in einen schrecklichen Krieg gestürzt.(19)68 ließ man die Aufarbeitung nicht zu, im Gegenteil, mit massiver Gewalt wurde jegliche Veränderung unterbunden , untermauert von der geistig-moralischen Wende.
1989 dann kam die Wiedervereinigung mit solcher ökonomischen Wucht, dass der Bevölkerung das Wort im Halse stecken blieb, eine ganze Volkswirtschaft wurde quasi enteignet ( s. Google, dort Diverses über den >Ausverkauf der DDR u. >Das Tal der Ahnungslosen Nun, zwar anders gelagert als 68, doch irgendwie mit vergleichbarem Impetus, wird durch Pegida, mit neuer Hoffnung auf Veränderung, die Sprachlosigkeit beendet und der Wunsch nach Aufarbeitung vorgetragen.
Allein, es geschieht dasselbe wie 68, die Parteien sind nicht am Dialog interessiert; wie die 68er in die linke , stellt man Pegida kurzum in die rechte Schmuddelecke. (>Das ist rechtsextrem. Punkt, Schluss, Basta. Das Aufbegehren gegen systemisch bedingte Ungerechtigkeit wird erneut abgebügelt. Warum auch nicht? Unser Wohlstand hat sich vermehrt und die Etablierten haben ihren Reichtum sogar um ein Vielfaches vermehren können. Übersehen, globaler gesehen, werden allzu leicht die Armen in aller Welt (woher kommen sonst die ganzen Flüchtlinge?) und die Parallelwelten in den Gettos der Großstädte. Vorherrschend in den Gettos sind Not, Elend, Kriminalität und Gewalt; die Attentäter von Paris sind in solchen Verhältnissen aufgewachsen. Schluss mit diesen Verhältnissen, her mit n o t w e n d i g e n Veränderungen, nur mit notwendigen. Dafür., liebe Genossin Fahimi, darf ich Sie bitten, Ihre Kraft einzusetzen.
Und wenn Sie gestatten ein Hinweis: Gen. Thierse sagte bei Günther Jauch, dass die demokratische Diskussion Zeit braucht. Allerdings. Das Problem ist nur, dass die freie Wirtschaft als tragendes Element unseres Gemeinwesens diese Zeit nicht hat, sie steht in rasendem Wettbewerb und hat einfach keine Zeit. Trotzdem müsste hier irgendwie angesetzt werden.
msg