
Die Welt blickt im November auf Bonn und erwartet eine starke Rolle der EU bei der diesjährigen Weltklimakonferenz. Die Europäer müssen in Partnerschaft mit anderen Staaten wie China, Indien und Kanada alles daran setzen, dass nach dem Ausfall der USA keine Lücke entsteht. In Bonn darf die Klimaallianz nicht bröckeln, sondern muss Stärke beweisen.
Worauf es in Bonn ankommt
Die COP23-Konferenz in Bonn muss einen klaren Gegenpol zu Klimakritikern wie US-Präsident Trump oder auch der AfD in Deutschland bilden. Ihre Ignoranz gegenüber dringenden Maßnahmen zum Abbau schädlicher Klimagase ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die bereits heute mit den Bedrohungen der Erderwärmung kämpfen.
Der pazifische Inselstaat Fidschi übernimmt offiziell den Vorsitz des Klimagipfels und muss erleben, wie der steigende Meeresspiegel, übermäßige Regenfälle und ein unausgeglichenes Ökosystem den Lebensraum bedrohen. Der diesjährige Klimagipfel wird die Gefahren der Erderwärmung für besonders betroffene Regionen und vor allem Entwicklungsländer in den Mittelpunkt rücken. Diese Staaten brauchen in der deutschen Regierung und der EU-Verhandlungsdelegation dringend Verbündete.
Jetzt geht es um die Umsetzung
Das Pariser Klimaabkommen setzt klare Ziele, jetzt muss es um die Umsetzung gehen. In Bonn sollen dafür die Spielregeln definiert werden. Eine erste Bestandaufnahme wird bei der Klimakonferenz in Polen im Jahr 2018 folgen. Dort wird sichtbar werden, wie weit man von dem Ziel entfernt ist, die Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Vor allem die Industriestaaten müssen dann bei ihren Klimaschutzzielen nachbessern.
Das Europäische Parlament hat im Vorfeld des Bonner Gipfels klare Forderungen gestellt: Die EU-Klimaziele für 2030 müssen noch einmal auf den Prüfstand und eine Langfriststrategie bis 2050 muss den Weg für ein kohlenstoffarmes Europa aufzeigen. Für ein solch anspruchsvolles Projekt ist ein konkreter Plan notwendig.
Europa muss ein Vorbild sein
Deutschland hat diesen Prozess unter Umweltministerin Barbara Hendricks mit dem Klimaschutzplan 2050 vor einem Jahr angestoßen. Nun muss eine Gesamtstrategie auch auf EU-Ebene folgen. Der Wandel in allen Branchen ist vorprogrammiert. Aber nicht nur Industrie und Wirtschaft müssen agieren, auch Verbraucherinnen und Verbraucher werden sich umstellen müssen. Ein EU-Klimaschutzplan kann diesen Prozess steuern, den Weg für Investitionen in neue Technologien weisen und Impulse für moderne Wirtschaftszweige setzen.
Europa muss den anderen Industrieregionen und vor allem den Schwellenländen wie China, Brasilien und Mexiko vorleben, wie Wirtschaftskraft und Klimaschutz einhergehen können. Ein gut vorbereiteter Wandel wird dabei mehr Arbeitsplätze sichern als das Prinzip „Aufschub“.
Die EU ist in der Verantwortung
Das Thema Klimaschutz darf nicht in Parteikämpfen zerrieben werden. In Deutschland wie in Europa muss es einen Konsens geben zwischen den politischen Spektren. Auflagen zum Abbau von klimaschädlichen Emissionen im Verkehr, in der Landwirtschaft, in der Industrie müssen über die kommenden drei Jahrzehnte verabredet werden und von aktiver Arbeits- und Sozialpolitik begleitet werden. Alternativkonzepte für besonders betroffene Regionen müssen zur Selbstverständlichkeit werden.
Die EU muss das Zepter beim Klimaschutz in die Hand nehmen und das gleich in zweifacher Hinsicht. Sie muss in Bonn Partner für eine ehrgeizige Umsetzung des Klimavertrages gewinnen, für neue Zusagen beim Ausstieg aus fossilen Energien und für Finanzmittel an besonders betroffene Staaten. Sie muss aber auch den Wandel hier vor Ort aktiv gestalten, statt aufzuschieben oder die Erneuerung halbherzig zu betreiben.
Aus langfristigen Klimazielen müssen konkrete Pläne für die Anpassung aller gesellschaftlichen Bereiche werden. Europa war Vorreiter bei der Industrialisierung der Welt, nun muss es Vorreiter für ein erfolgreiches klimaschonendes Wirtschaftsmodell werden.