Diskussion der Spitzenkandidat*innen

Energiepolitik: Die nächste Mondlandung

Kai Doering17. Juni 2021
Die neuen Kennedys: Christian Lindner, Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet bei der Diskussion des BDEW
Die neuen Kennedys: Christian Lindner, Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet bei der Diskussion des BDEW
Energie- und Klimapolitik dürften das Thema für die vier Jahre nach der Bundestagswahl werden. Am Mittwochabend diskutierten die Spitzenkandidaten von SPD, CDU, Grünen und FDP über ihre Vorstellungen. Olaf Scholz drückte dabei aufs Tempo.

Es war der 25. Mai 1961 als der damalige US-Präsident John F. Kennedy ankündigte, binnen eines Jahrzehnts werde ein Amerikaner den Mond betreten. Kurz darauf wurde das Apollo-Projekt ins Leben gerufen, das Budget der NASA um 400 Prozent erhöht. Zeitweise arbeiteten rund 400.000 direkt oder indirekt an „Apollo“ mit. Am 20. Juli 1969 war es schließlich so weit: Mit Neil Armstrong und Buzz Aldrin betraten die ersten Menschen den Mond – acht Jahre nach Kennedys Ankündigung.

Behutsamer Weg bei der CO2-Bepreisung

„Wir müssen uns alle benehmen wie Kennedys“, fordert Marie Luise Wolff am Mittwochabend. Sie ist Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und steht mit den Spitzenkandidat*innen von SPD, CDU, Grünen und FDP vor der Kamera. 102 Tage vor dem 26. September geht es um „Energiepolitik zur Bundestagswahl“ und Wolff fühlt Olaf Scholz, Armin Laschet, Annalena Baerbock und Christian Lindner auf den Zahn.

Zuletzt waren die Emotionen beim Thema Benzinpreise hochgekocht: Die Grünen wollen die vorgesehene Erhöhung des CO2-Preises vorziehen, sodass Benzin schon sehr bald teurer würde. „Wir brauchen einen behutsamen, moderaten Weg bei der CO2-Bepreisung. Von heute auf morgen die Preise zu ändern, fällt zu Lasten der Gesellschaft aus“, betont erneut SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Das könne niemand wollen. Von Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock fängt sich Scholz damit den Vorwurf ein, „Angstpolitik“ zu betreiben. Scholz kontert das, indem er sagt, alles nur teurer zu machen, sei „Ideologie“.

Große Einigkeit bei Nordstream II

Denn auch wenn der CO2-Preis ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel sei, komme es vor allem darauf an, die Versorgung mit Strom aus Erneuerbaren Energien so schnell wie möglich auszubauen. „Da brauchen wir ein Tempo wie wir es bisher nicht hatten“, sagt Scholz. Die Ausbauziele werde er daher gleich zu Beginn der neuen Legislatur deutlich erhöhen. Auch müssten Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden.

In diesem Punkt sind sich die vier Diskussionspartner*innen einig. „Ich halte es für richtig, was Olaf Scholz gesagt hat“, meint FDP-Chef Christian Lindner. Und auch in einer weiteren Frage stimmen Lindner und Scholz überein: „Wir sollten Nordstream II weiterbauen“, sagt Lindner. Erdgas sei wichtig auf dem Weg zur Klimaneutralität. Einen weiteren wichtigen Aspekt der Ostsee-Pipeline betont der aus Düsseldorf zugeschaltete CDU-Vorsitzende Armin Laschet: „Nordstream II ist so angelegt, dass auch Wasserstoff transportiert werden kann.“ Und dass das Gas zentral für die Energiewende ist, darin sind sich die vier Diskutant*innen ebenfalls einig.

Scholz fordert Kehrtwende der CDU

Für Irritation sorgt Annalena Baerbock als sie behauptet, die Grünen hätten den Kohleausstieg vorangetrieben – und das, obwohl sie der Bundesregierung gar nicht angehören. „Der Kohleausstieg ist die größte CO2-Reduktion, die die große Koalition auf den Weg gebracht hat“, stellt deshalb rasch Armin Laschet klar. Die Grünen hätten damit nichts zu tun.

Und doch stellt Olaf Scholz dem Koalitionspartner kein gutes Zeugnis aus. Auf die Frage, was das Beste sei, das er der CDU in der kommenden Legislatur in der Energiepolitik zutraue, antwortet der SPD-Kanzlerkandidat kurz und bündig: „eine komplette Kehrtwende“.

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Kommentare

Mondlandung?

nein, Bruchlandung, immer mehr Elektriziätsbedarf, E Mobilität,Datenverarbeitung, BitCoins als Stromfresser. Also beantrage ich Änderung des Titels in Bruchlandung

Bloß nicht technisch argumentieren....

Der Mehrbedarf an Elektrizität wird ja auch durch Irrwege wie "Smart Citys" noch befeuert. Überwachungsfetischismus im Gewand von "irgendwie Umwelt".

Ich kenne kein einziges politisches "Konzept" für "Umwelt" oder "Energiewende" das auch nur ansatzweise technisch umsetzbar, sinnvoll, funktionsfähig oder sonstwie realistisch ist. Abkassiermodelle wie "Co2-Bepreisung", also das erzeugen von immer mehr "Umwelt"abgaben, die ohne jede Motivation, "Lenkung" oder anderweitige Folgen für die Hersteller und Konzerne einfach direkt an die Verbraucher durchgereicht werden sind die Norm.

Der unsägliche Dummfug mit der "E-Mobilität" ist auch immer dabei. Abgesehen von den nicht vorhandenen Ladestationen und der Ladezeit (außer man erhöht den Ladestrom und verkürzt damit die Lebenszeit der Akkus drastisch) kommen die nicht vorhandene Recyclingmöglichkeit der E-Autos sowie die erheblichen Umweltschäden bei der Herstellung aller Rohstoffe hinzu. Woher der Ladestrom dann kommt, wird ebenfalls nie bedacht. Wer die E-Autos überhaupt erwerben kann, weiß auch keiner.

wenn Sie

Gumpert googlen, kommen Sie auf eine Alternativlösung zur E Mobilität. Die aber fällt durch die Förderpriorisierung unserer allzuklugen Regierung, wird also wohl in Japan , Südkorea oder China zum Durchbruch gebracht werden. Methanol wird als stoffliche Quelle für eine Brennstoffzelle genutzt, die dann im Auto die Elektritzität herstellt. Tanken an der Tankstelle, den Rest macht die Technik im Auto-

Genial, aber halt außerhalb dessen, was unsere Regierung vorsieht. Die Vorsehung machts mal wieder kaputt, fürchte ich. Wir fördern den Ausbau von Zapfstellen, wissen aber doch, dass das nicht für all die Autos funktionieren kann, die hier zugelassen sind oder umherfahren, die also dem Bedarf entsprechen

Methanol ? DMFC

Klar, diese Technik funktioniert und würde auch in die vorhandene Tankinfrastruktur passen. Die Frage ist nur: Woher bekommen wir das Methanol ? Zur Zeit wird es nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren aus Synthesesgas (CO + 2H2) gemacht, und dieses Synthesegas macht man seinerseits aus fossilen Energieträgern !!!!!
Wir sollten uns nicht erlauben so kurz zu denken wie die "Grünen".