Private Seenotrettung

Empörte Reaktionen auf Blockade gegen Rettungsschiff Aquarius

Johanna Schmeller25. September 2018
Dem Flüchtlingsschiff Aquarius 2 ist zum wiederholten Mal die Flagge entzogen worden. Politik und Zivilgesellschaft reagieren teils fassungslos. Derzeit gibt es noch keine Alternative zur privaten Seenotrettung.

Am Wochenende hatte der Flaggenstaat Panama den Prozess eingeleitet, um das Rettungsschiff Aquarius auf Druck der italienischen Regierung aus dem Schiffsregister streichen zu lassen. „Unmenschlich, unverantwortlich, beschämend“, verurteilte der Vorsitzende der Sozialdemokraten im Europaparlament Udo Bullmann den Vorstoß.

Panama plant, zudem ein Verfahren gegen die Aquarius 2 anzustrengen, die derzeit vor der libyschen Küste nach Flüchtlingen sucht. Die Besatzung habe geltendes internationales Recht zur Bergung von Flüchtlingen missachtet.

Europa-SPD-Vorsitzender Bullmann: „Dumpfe Ignoranz“

In einer Mitteilung der italienischen Regierung an den Eigner des Schiffes Jasmund Shipping, die Ärzte ohne Grenzen vorliegt, hieß es: „Leider ist es notwendig, (die Aquarius) aus unserer Registrierung auszuschließen, weil dies ein politisches Problem für die panamaische Regierung und die panamaische Flotte darstellt, wenn diese in europäischen Häfen einläuft."

Bullmann forderte, der Flüchtlingspolitik Italiens, aber auch Ungarns eine europäische Lösung entgegenzusetzen: „Europa darf nicht länger der dumpfen Ignoranz von Salvini und Orbán ausgeliefert bleiben. Wir müssen endlich gemeinsame und wirksame internationale Such- und Rettungsregeln im Mittelmeerraum schaffen – mit dem Beitrag aller Mitgliedsstaaten.“

Humanitäre Krise im Mittelmeerraum

Die Organisation SOS Méditerranée hatte einen Appell an die EU-Regierungen gerichtet, sich für die Aquarius einzusetzen. Nun  verurteilen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée die Aktion als weiteren Beweis dafür, zu welchem Ausmaß die italienische Regierung bereit sei, schutzlose Menschen sterben zu lassen: „In den vergangenen zwei Jahren haben europäische Staats- und Regierungschefs behauptet, dass Menschen nicht auf See sterben dürfen, aber gleichzeitig haben sie gefährliche und schlecht informierte Strategien verfolgt, die die humanitäre Krise im zentralen Mittelmeerraum und in Libyen auf neue Tiefstände gebracht haben", sagt Karline Kleijer von Ärzte ohne Grenzen, Leiterin der Nothilfe im Mittelmeer.  

„Diese Tragödie muss ein Ende haben. Das ist nur möglich, wenn die EU-Regierungen der Aquarius und anderen Such- und Rettungsschiffen erlauben, weiterhin lebensrettende Hilfe zu leisten und dort Zeugen zu sein, wo es so dringend nötig ist."

Kommentare

Die Bananenrepublik Panama muss international isoliert werden!

Die Ausflaggung allein ist schon ein Problem. In der Regel versuchen Schiffeigner oder Reedereien dadurch die Tarifflucht. Hinzu kommt die Vermeidung der betrieblichen Mitbestimmung, geringere oder gar keine Sozialverbeitragung, Besteuerung sowie Anonymität der Schiffeigner. Letzteres war wohl bei der Aquarius 2 nicht das Ziel. Dennoch ist es erstaunlich, dass die Bananenrepublik Panama hier noch einen drauf setzt und die Ausflaggung mit dem Vorwurf betreibt, dass der Kapitän der Aquarius 2 durch die Einhaltung des internationalen Seerechts, eben diese verletzt habe.

Dabei werden in Panama nach earthlink e. V. durch die Ausweisung von regierungskritischen Journalisten, durch Gewalt gegen Frauen und Mädchen und Menschenhandel die Verfassung und die Demokratie Panamas besorgniserregend verletzt. Nicht zu vergessen die Missachtung der Menschenrechte der indigenen Bevölkerungen. Panama ist Hauptumschlagsplatz für harte Drogen, Geldwäsche und dies wir durch Korruption in den Behörden erheblich erleichtert. Die EU und Deutschland müssen hier großen Druck ausüben. Und selbst wenn der Vatikanstadt die Aquarius 2 einflaggen würde. Es braucht dringend eine EU Lösung der Flüchtlingsfrage.

und zu all dem gibt es

dann auch noch die "Panama papers". Nomen est omen

Meines Wissens ist

Meines Wissens ist Afghanistan der größte Drogenproduzent weltweit (90% der Erzeugung weltweit) unter Nato-Aufsicht und die CIA füllt die schwarzen Kassen mit dem Vertrieb, da wo die Gewinne am größten sind. Der Kosovo sei hier noch erwähnt, ein Drogenumschlagplatz mitten in Europa. Panama ist eine Dependance der USA, mehr nicht.

ein guter Aufmacher

gerade ist der Damm gebrochen, die CDU positioniert sich neu nun auch in der Bundestagsfraktion, die Kanzlerschaft Merkels naht sich ihrem schnellen Ende, denn nun muss von Merkel abrücken, wer noch eine persönliche Zukunft in der CDU/ Politik haben will- und die SPD ?

Sie gibt sich nicht betroffen, und setzt weiter auf Nebenkriegsschauplätze. Da wird die Partei nicht folgen, denn was Kauder/Merkel erfahren haben, steht je unserer Parteispitze noch bevor, sollte - wie die CDU- die SPD auch noch leben

Die CDU jedenfalls lebt- wer hätte das gedacht? Und die SPD? Sie stellt sich schlafend. Und der Vorwärts gibt das Sandmännchen

Auch andere Themen wichtig

Lieber Hans im Glück,
vielen Dank für den Hinweis! Es gibt aber tatsächlich auch noch andere Themen als als die Streitigkeiten innerhalb der "Union" – z.B. das täglich Sterben im Mittelmeer. Dies sollte uns allen deutlich wichtiger sein als nur einen "Aufmacher".
Viele Grüße
Ihre Sandmännchen aus der vorwärts-Redaktion

Gibt es,

das ist keine Frage- aber warum dieses Thema so prominent in dieser Stunde. Das weckt den Argwohn, dass muss Ihnen doch klar sein.

Ein Schelm, und so weiter- sie wissen schon und geben sich deshalb ertappt. Immerhin

Man muss auch seinen Gönnern

Man muss auch seinen Gönnern gerecht werden.

Der holde Macron hat ebenso

Der holde Macron hat ebenso entschieden, das Schiff mit dem Migranten an Bord nicht in Marseille einlaufen zu lassen und gleichzeitig Italien geschuldigt, sich der Verantwortung zu entziehen. Soviel zur EU-Einigkeit.
Wer das menschenverachtende Schlepper-Geschäft einstellen will, kommt nicht darum herum auch die s.g. Rettungschiffe der NGO's an die Kette zu legen. Nur so kann es gelingen, dass die Menschen sich nicht mehr auf den gefährlichen Weg übers Mittelmeer machen. Dies sage ich auch mit Blick auf die AWO und die die Sozialinstitutionen der christl. Kirchen, die die s.g. Seenotrettung großzügig finanzieren mit Mitteln der dt. Steuerzahler. Wie wäre es denn damit, Hilfe vor Ort in den Heimatländern zu leisten. Damit lassen sich keine keine Profite generieren wie etwa in der Asylindustrie in Deutschland. Das ist wohl der Knackpunkt.

Verantwiortung ?

Wir können auch Rettungseinsätze auf der Autobahn verbieten in der Hoffnung dass damit die Raserei auf der Autobahn ein Ende hat. Besser wäre es aber die Rettungsdienste weiter zu gestatten, dafür aber wie in Holland und anderswo in Europa ein generelles Tempolimit einzuführen und die Welt damit etwas entspannter zu machen und weniger Tote zu produzieren !
Das Beispiel lässt sich zwar nicht 1 zu 1 auf die Seenotrettung übertragen, aber mit etwas Fantasie weis jeder was gemeint ist.
Auch in Afrika könnten wir die Welt etwas entspannter machen (Wirtschaftspolitik, keine Waffenexporte, intelligente Entwicklungshilfe statt deutsche Wirtschaftsförderung auf afrikanisch, Klimaschutz etc.). Wenn wir die Welt aber mit übermotorisierten Fahrzeugen und Kriegswaffen beliefern und das Weltklima zerstören sind wir auch für die Opfer verantwortlich.
Keine tolle Idee Rettungsdienste zu verbieten oder zu behindern !

Seenotretter in Not !

Wie es privaten Seenotrettungsdiensten unmöglich gemacht wird ihre Schiffe in deutschen Schiffsregistern registrieren zu lassen, damit sie unter deutscher Flagge fahren können zeigt diese Auskunft des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundes (insbes. letzter Abschnitt !!)
Hier besteht dringender Handlungsbedarf, damit dieses Schauspiel der Kriminalisierung und die behördliche Behinderung von Seenotretter/inne/n endlich ein Ende hat !
https://www.bundestag.de/blob/570268/80d4cf54d18c1a041506e66ef941b489/wd...

Verantwortung ?

Wir können auch Rettungseinsätze auf der Autobahn verbieten in der Hoffnung dass damit die Raserei auf der Autobahn ein Ende hat. Besser wäre es aber die Rettungsdienste weiter zu gestatten, dafür aber wie in Holland und anderswo in Europa ein generelles Tempolimit einzuführen und die Welt damit etwas entspannter zu machen und weniger Tote zu produzieren !
Das Beispiel lässt sich zwar nicht 1 zu 1 auf die Seenotrettung übertragen, aber mit etwas Fantasie weis jeder was gemeint ist.
Auch in Afrika könnten wir die Welt etwas entspannter machen (Wirtschaftspolitik, keine Waffenexporte, intelligente Entwicklungshilfe statt deutsche Wirtschaftsförderung auf afrikanisch, Klimaschutz etc.). Wenn wir die Welt aber mit übermotorisierten Fahrzeugen und Kriegswaffen beliefern und das Weltklima zerstören sind wir auch für die Opfer verantwortlich.
Keine tolle Idee Rettungsdienste zu verbieten oder zu behindern !

Handlungsbedarf !

Wie es privaten Seenotrettungsdiensten unmöglich gemacht wird ihre Schiffe in deutschen Schiffsregistern registrieren zu lassen, damit sie unter deutscher Flagge fahren können zeigt diese Auskunft des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundes (insbes. letzter Abschnitt !!)
Hier besteht dringender Handlungsbedarf, damit dieses Schauspiel der Kriminalisierung und die behördliche Behinderung von Seenotretter/inne/n endlich ein Ende hat !

https://www.bundestag.de/blob/570268/80d4cf54d18c1a041506e66ef941b489/wd...

Die Schiffe können durchaus

Die Schiffe können durchaus im dt. Seeschiffsregister eingetragen werden, die Kosten sowie die Anforderungen an Personal, Ausstattung und Sicherheit sind ungleich höher. Da reicht kein Sportbootführerschein See mehr für den Skipper.
Im übrigen habe ich nichts gegen Seenotrettung im klassischen Sinne einzuwenden, diese ist unverzichtbar. Ich habe aber etwas dagegen, wenn die Schleppermafia die Marschrichtung bestimmt, Staaten unter Druck setzt und Entscheidungen trifft wer, in die "EU fliehen" darf und wer nicht.
Die Frage, was aus den Menschen antut, die in die EU geschleppt werden, stellt sich kaum jemand. Was für ein Leben erwartet die denn hier? Sprache, Schul- und Berufsausbildung müssen zumeist nachgeholt werden und das im Erwachsenenalter. Ist es nicht so, dass die dort landen wo die unterste Schicht der Einheimischen auch angekommen ist - ein Leben mit Hartz IV?

Blockade gegen Rettungsschiiff Aquarius

Beim Genossen Bullmann habe ich Hoffnung für die SPD. Ihr Einsatz für in Not geratene Menschen aus Afrika verdient Respekt. Keine Familie flieht aus Afrika, weil sie Langeweile hat und einen spannemden Familienausflug nach Europa plant! Bitte unbedingt weiter so, auch in der Bundesregierung - liebe SPD!