EU-Schuldenkrise

Elke Ferner: Chance für Griechenland nicht kaputt reden

Elke Ferner19. August 2015
griechisches Parlament
Kein Ort für Klientilismus: das griechische Parlament in Athen
Anlässlich der Abstimmung über ein drittes Hilfspaket für Griechenland tobt die Debatte über Sinn oder Unsinn weiterer Zuweisungen. Elke Ferner bezieht klar Stellung und erinnert an die schmerzvollen Einschnitte für die griechische Bevölkerung.

Bei den letzten Parlamentswahlen in Griechenland ist der Klientelismus von der griechischen Bevölkerung abgewählt worden. Sowohl der konservativen Nea Demokratia als auch der sozialistischen PASOK haben die Wählerinnen und Wähler das Vertrauen entzogen. Syriza ist nicht gewählt worden, um den Klientelismus fortzusetzen, sondern um ein tragfähiges Hilfspaket mit den Geldgebern zu verhandeln und vor allem dem Land und der Bevölkerung wieder eine Zukunftsperspektive zu geben.

Schwer verdauliche Kost für Griechenland

Das dritte Hilfspaket liegt nun auf dem Tisch. Die griechische Regierung und das Parlament haben es bereits akzeptiert. Die Oppositionsparteien haben der Versuchung widerstanden, das Paket abzulehnen, obwohl die Regierung Tsipras keine eigene Parlamentsmehrheit zustande gebracht hat. Das gibt Anlass zur Hoffnung. Auch die ND und die PASOK haben verstanden, dass es um nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunftsfähigkeit ihres Landes geht. Sie haben zugestimmt, obwohl auch dieses Hilfspaket in der Bevölkerung alles andere als beliebt ist.

Das 36-seitige Memorandum of Understanding enthält für viele Griechinnen und Griechen schwer verdauliche Kost, insbesondere im sozialen Bereich. Es beinhaltet aber auch Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption, Verbesserung des Steuervollzugs, Verschlankung der Verwaltung, Privatisierung von Staatsunternehmen u.v.a.m. Das dritte Programm wird von den Institutionen überwacht werden und die griechische Regierung wird technische Hilfe insbesondere bei der Modernisierung der Verwaltung erhalten. Man muss sich nur vorstellen, was es bedeuten würde, wenn die Maßnahmen des dritten Hilfsprogramms bei uns in Deutschland umgesetzt werden müssten, so wie es Werner Kolhoff vor einigen Wochen in der Saarbrücker Zeitung getan hat.

Klientelismus sieht wahrlich anders aus

Griechenland und insbesondere die griechische Bevölkerung haben noch schwere Jahre vor sich. Jetzt kommt es darauf an, dass die griechische Regierung die -endlich!- im dritten Hilfspaket enthaltenen Wachstumsimpulse nutzt, um Wirtschaftswachstum zu generieren, damit die Krise überwunden werden kann. Insbesondere die junge Generation braucht endlich eine Perspektive im eigenen Land.

Zu suggerieren, die Gelder aus dem Hilfspaket stünden der griechischen Regierung zur freien Verfügung, führt in die Irre. Der Löwenanteil ist für die Refinanzierung laufender Kredite und zur Rekapitalisierung der Banken vorgesehen. Für den Rest müssen erst konkrete Maßnahmen entwickelt werden, mit denen die griechische Wirtschaft angekurbelt wird und gezielt in zukunftsträchtige Bereiche investiert werden kann.

Diese Chance sollte jetzt genutzt und nicht kaputt geredet werden.

Einen kritischen Beitrag zum dritten Hilfspaket lesen Sie hier

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Kommentare

Der Begriff "Hilfspaket" - leicht zu entlarvende Manipulation

Warum benutzen Sie hier eigentlich den Propagandabegriff "Hilfspaket"?

Das ist sachlich und auch bildlich vollkommener Quatsch, denn weder handelt es sich um eine selbstlose Hilfe, noch fällt da irgendein Paket vom Himmel, das Menschen vor dem Verhungern rettet - das ist ja vermutlich die beabsichtigte Assoziation hinter diesem Begriff.

Es handelt sich hier im Gegenteil um ein für die Geberseite sehr attraktives Kreditgeschäft, die Bevölkerung profitiert davon gar nicht oder nur minimal.

Das permanente, gebetsmühlenartige und unreflektierte Wiederholen der propagandistischen Begriffsvorgaben hilft nicht beim Erkenntnisgewinn.
Beschämend wird es, wenn "professionelle Schreiber" sich an dieser Verbeitung bewusst fehlerhafter Begriffe beteiligen.

Der Begriff "Hilfspaket" - leicht zu entlarvende Manipulation

Liebe(r) Freiwilliger Ze...,

Ihre Kritik mag an anderer Stelle möglicherweise gerechtfertigt sein, je nach Sichtweise, in diesem Fall läuft er aber vollkommen ins Leere. Ein kurzer Blick auf die Angabe zur Autorin des Beitrags hätte geholfen. Schade!

Herzliche Grüße,

Ihre "professionellen Schreiber" aus der Vorwärts-Redaktion