Schon seit Wochen hatte es Gerüchte über einen möglichen Putsch der Dortmunder SPD gegen ihren OB Gerhard Langemeyer gegeben. Langemeyer, 64, früher Kulturdezernent und seit 1999 im Amt, gilt
manchen Genossen laut "WAZ" als "beratungsresistent" und "Mann ohne Mannschaft". Ein Freund des früheren OB-Kandidaten und jetzigen Parteivorsitzenden Franz-Josef Drabig war Langemeyer nie. Doch
noch im Sommer hatte der Vorstand den OB einstimmig als Kandidat nominiert. Auch mangels Alternative, hieß es. Stadtdirektor Ulrich Sierau hatte eine (Gegen-)kandidatur abgelehnt. Dann spitzte sich
die Ereignisse zu: Langemeyer hatte im Gefolge der sogenannten "Bargeld-Affäre" - einem Unterschlagungsfall im Umfeld des OB, zwei Mitarbeiterinnen der Stadtkasse fristlos gekündigt. Daraufhin
hatten über 1000 Mitarbeiter/innen der Stadtverwaltung gegen den OB demonstriert - ein einmaliger Vorgang in der roten Traditionshochburg im östlichen Ruhrgebiet. Gestern stellten dann Parteichef
Franz-Josef Drabig und Fraktionschef Ernst Prüsse den Kulturdezernenten Jörg Stüdemann als Gegenkandidat vor. Langemeyer wurde erst kurz zuvor eingeweiht, SPD-Landeschefin Hannelore Kraft soll
dagegen seit längerem informiert gewesen sein. Stüdemann, Sozialwissenschaftler, drei Kinder, war 1994 bis 2000 Kulturbürgermeister in Dresden, seither in Dortmund, als Nachfolger Langemeyers. Die
Begründung lieferte Drabig unumwunden: "Mit Gerhard Langemeyer sind keine Wahlen mehr zu gewinnen." SPD-Fraktionschef Prüsse hoffte, der OB möge die Zeichen verstehen und sich zurückziehen: "Mit
wäre es lieber, wir hätten nur über einen Kandidaten zu entscheiden. Und der heißt Jörg Stüdemann." Langemeyer wirkte kalt erwischt und erbat sich einen Tag Bedenkzeit für seine Reaktion.
Dortmunder SPD macht OB Konkurrenz
Stefan Grönebaum 24. September 2008