Arbeit

Digitalisierung der Arbeit: Wie gelingt der Blick in die Zukunft?

Vera Rosigkeit11. Oktober 2018
Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist nicht nur ein technologischer, sondern auch sozialer Prozess
Im Bundesarbeitsministerium wird ab sofort in einer Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft zur Zukunft der Arbeit geforscht. Ziel: Kluge Vorschläge an die Politik.

Den rasanten Wandel der Arbeitswelt abbilden und daraus Aufgaben für die Arbeitspolitik ableiten, das hat sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zum Ziel gesetzt. In einer eigens dafür eingerichteten „Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft“ sollen künftig zwölf Mitarbeiter des Ministeriums zur Zukunft der Arbeit forschen, um Trends schneller überblicken zu können.

Ziel: eine menschenzentrierte Digitalpolitik

Man wolle eine „strategische Vorausschau betreiben“, erklärt der für Digitales zuständige Staatssekretär Björn Böhning am Mittwoch zur Eröffnung der Denkfabrik in Berlin. Erfahrungen aus der Arbeitswelt sollen im Arbeitsministerium in Fallstudien durchgespielt werden, Ziel sei eine „menschenzentrierte Digitalpolitik“, sagt er.

Dabei knüpfe man an die Arbeit der Vorgängerin im Ministerium an, so Böhning. In ihrer Amtszeit hatte Andrea Nahles den „Dialogprozess Arbeiten 4.0“ ins Leben gerufen und in einem Weißbuch Impulse zur gesellschaftlichen Gestaltung der Zukunft der Arbeit zusammengefasst.

Themen wie die Einführung einer Arbeitsversicherung, die Aufwertung sozialer Berufe, neue Regeln für den Arbeitsschutz 4.0 und Fragen zum Beschäftigungsdatenschutz zählten dazu.

Arbeitsrecht und Plattformökonomie

Man habe sich einiges an Themen vorgenommen, sagt Böhning und nennt als Beispiel die Entwicklung der Plattformökonomie. Hier sieht er zwar positive Potenziale, weil ein neuer Arbeitsmarkt entstehe. Doch mit der sozialen Absicherung dieser über das Netz angeworbenen Beschäftigten sei es schlecht bestellt. Ein Arbeitsrecht gelte für sie nicht, da Arbeitgeber keine Verantwortung übernähmen.

Kein Wunder also, dass der Strukturwandel Ängste produziert. Die Digitalisierung sei eben nicht nur ein technologischer, sondern auch ein sozialer Prozess, so Böhning. Gerade deshalb müsse er mit sozialen Rechten verbunden werden. Auch um mehr Akzeptanz zu erreichen, sagt er. „Die Menschen brauchen ein Rüstzeug für die anstehende Transformation.“

Arbeitszeitgestaltung und Ausbeutung

Das betreffe die Bereiche Weiterbildung und Qualifizierung ebenso wie die Fragen rund um die Arbeitszeitgestaltung. Wie lasse sich die Arbeitszeit so gestalten, dass flexibles und mobiles Arbeiten sowie ein Mehr an Zeitsouveränität nicht in die Ausbeutung führt, fragt Böhning. Wie lasse sich Arbeitszeit erfassen, die nicht am Arbeitsplatz, sondern von unterwegs erbracht wird?

Erfahrung und internationale Wissenschaft

Um sich ein „big picture“ von der Zukunft der Arbeitswelt zu machen, sei eine breite Verankerung in der Gesellschaft nötig, sagt auch Heike Zirden, Leiterin der Denkfabrik. Neben Erfahrungen aus der Arbeitswelt werde man sich auch Anregungen von außen holen. Bereits für Freitag sei ein wissenschaftliches Kolloquium geplant. Selbstverständlich wolle man sich international aufstellen.

Und zur Eröffnung am Donnerstag habe man bewusst neben Vertretern aus Wissenschaft und Forschung auch Kulturschaffende eingeladen, fügt Böhning hinzu. Denn die Digitalisierung habe nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitswelt, sondern verändert auch Kultur, Leben und Gesellschaft. Digitalisierung sei allumfassend.

Arbeit 4.0: Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus?

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Kommentare

Björn Böhning

auchso ein JuSo, der es von linksunten nach rechtsoben geschafft hat.
Nun wird schon wieder der Popanz der Digitlisierung/4.0 durchs Dorf getrieben. Die Menschen interessieren aber angemessen bezahlte Arbeit, bezahlbarer Wohnraum, Gesundheitsfürsorge, Bildung, saubere Umwelt.........und Rechtssicherheit. Gerade beim "Dieselskandal" zeigt sich, daß Rechtssicherheit nicht gegeben ist - die "kleinen Leute" werden enteignet, während die Konzern HERREN ungeschoren bleiben. Mit akrobatischen Rechenkünsten (Effizienzklasse) werden SUVs sauber gerechnet und der für viele notwendige Kleinwagen als "Stinker" denunziert.
Digitlisierung und Roboterisierung in der Arbeitwelt haben wir schon seit den 1980er Jahren. Weiterqualifizierung der "freigesetzten" Arbeitskräfte erschöpft sich seither im "Bewerbungstraining".
ARD Aktuell: 15% für die SPD ! Wann kommte denn endlich der Lerneffekt ?

Rationalisierung Version 0.5

Statt die weniger werdende Arbeit breiter zu verteilen (Verringerung der Wochenarbeitszeit) wird weiterhin Desinformation betrieben.

Beispiel: Astlochflickmaschine. Herstellungsaufwand herausgerechnet reduziert so ein Gerät im unteren Preissegment 5 Arbeitsplätze auf Null.
Der Prüfer, die beiden Fräser und die beiden Leimer fallen raus, ersatzlos.
Arbeitsplatzschaffung ? Ebenfalls Null. Maschinenbaubetriebe müssen für solche vergleichbar unkomplexen Geräte keine neuen Arbeitskräfte bereitstellen denn mit zunehmender Größe des Marktes für Softwaremodule reicht statt 3-5 Programmierern einer, der die Subroutinen auswählt und kombiniert, ggf. ein wenig anpasst.
Auch im Segment der "höherwertigen" AN entfallen also mit zunehmendem Datenbestand immer mehr Arbeitsplätze, da ist der "Raubbau" an indischen Programmierern nicht mal eingerechnet.
Sogar traditionell langsame Unternehmen wie Siemens bieten inzwischen eine entsprechende Bibliothek an Modulen an, d.H. sogar die Siemens-Schnarchphase von durchschnittlich 5-10 Jahren bis zur Wahrnehmung von neuen Entwicklungen ist bereits abgelaufen.

Und was hört man hier ? Das Märchen vom "Fachkräftemangel" = Lohndumpingausrede.