Der FC Ingolstadt spielt in der dritten Liga. 2 000 Fans schauen durchschnittlich die Heimspiele des Clubs an und hoffen auf einen Aufstieg in die zweite Liga. Doch der ist alles andere als
sicher. Dennoch leistet sich die Audi-Metropole ein neues Stadion für 15 000 Zuschauer. Und das in Zeiten, in denen die städtischen Kassen aufgrund ausbleibender Gewerbesteuereinnahmen leer sind
und Ingolstadts Kämmerer den Haushalt auf Kante nähen muss.
Mangelnde Bonität bei Banken
Ganze 108 Millionen Euro Einnahmen aus der Gewerbesteuer standen in der Finanzplanung für 2010 der Stadt. 35 Millionen werden es wohl werden. Deshalb muss Ingolstadt seine Rücklagen in Höhe
von 114 Millionen Euro auflösen und einen Kredit über 20 Millionen Euro aufnehmen. Letzterer wir jedoch nicht für die Aufrechterhaltung von sozialen Einrichtungen benötigt, sondern für den Bau
des Stadtions. Denn der Fußballverein hat selbst bei Banken keinen Kredit für das Bauvorhaben bekommen, so dass die Stadt einspringen musste. Oberbürgermeister Lehmann ist ja auch
Aufsichtsratsmitglied des Drittligisten. Öffentliche Gelder für einen Verein, der bei Finanzinstituten eine schlechte Bonität genießt, das ist nicht frei von Risiken.
Zockerei bei der Haushaltsplanung
So wie auch der Haushalt. Der CSU-Rathauschef selbst bezeichnet ihn als "Risikostrategie". Damit umschreibt man heutzutage wohl eher den Begriff "Zockerei". Denn der nunmehr von CSU und
Freien Wähler verabschiedete Haushalt spekuliert auf eine Verdoppelung der Gewerbesteuereinnahmen ab 2011. Springt die Wirtschaft nicht an, steigt die Gewerbesteuer nicht, könnte Ingolstadt zum
Vorbild einer insolventen Stadt werden, die für Kindergärten und soziale Einrichtungen kein Geld mehr hat, aber mit dem Stadion dann immerhin noch auf eine Zukunftsinvestition verweisen
kann.