Neues Kampfflugzeug

Bundeswehr: „Tornado“-Nachfolger nur ohne Atomwaffen!

Johannes Mikeska13. April 2020
Auslaufmodell Tornado: Das Nachfolgemodell des Bundeswehr-Kampfflugzeugs sollte atomwaffenfrei sein, fordert Johannes Mikeska von ICAN Deutschland.
Auslaufmodell Tornado: Das Nachfolgemodell des Bundeswehr-Kampfflugzeugs sollte atomwaffenfrei sein, fordert Johannes Mikeska von ICAN Deutschland.
Die Bundeswehr will neue Kampfflugzeuge als Nachfolger des „Tornado“ anschaffen. Die Entscheidung darüber muss mit dem Ziel einer atomwaffenfreien Welt in Einklang gebracht werden.

45 F-18 des US-Herstellers Boeing und 90 Eurofighter von Airbus – so lautet der kolportierte Wunschzettel aus dem CDU-geführten Bundesverteidigungsministerium. Damit zeichnen sich eine der teuersten Beschaffungsentscheidungen und ein verheerendes Signal für die Bemühungen um nukleare Abrüstung ab. Für die im Rahmen der nuklearen Teilhabe in Deutschland stationierten US-Atombomben sind bislang Tornado-Kampfjets der Bundeswehr als Trägersysteme vorgesehen. Sie sollen nun durch US-Modelle ersetzt werden.

Donald Trump gefällt das

Gefallen dürfte ein deutscher Einkauf bei Boeing US-Präsideent Donald Trump, der als großer Fan der F-18 gilt. Unverhohlen predigte er, dass Deutschland mehr 'Made in the USA' shoppen solle. Entscheidend beeinflusst wird die Tornado-Nachfolge aber anderweitig. Denn welches Flugzeug im Rahmen der nuklearen Teilhabe für die US-Atombomben zertifiziert wird, entscheiden die US-Verbündeten maßgeblich selbst.

Die Auftragsbücher der europäischen Rüstungsindustrie um Airbus sollen ebenfalls wieder gefüllt werden. Statt wie zunächst angedacht nur die 85 Tornados zu ersetzen, wird der Austausch der erst etwa fünfzehn Jahre alten 38 Eurofighter der ersten Generation gleich mitangegangen. Unter den bündnis- und industriepolitischen Vorgaben versucht die im Verteidigungsministerium erdachte Doppellösung einen schmerzhaften und teuren Spagat.

25 Milliarden für 135 Kampfflugzeuge

Betrachtet man vergangene Beschaffungen, könnte sich der Kaufpreis der 135 Kampfflugzeuge auf knapp 25 Milliarden Euro summieren. Doch jeder Autokäufer weiß, dass über die gesamte Haltedauer der Kaufpreis nur einen Teil der Gesamtrechnung ausmacht. Die tatsächlichen Kosten eines Kampfjets über die angestrebte 30-jährige Nutzung können durch Wartung, Treibstoff, Upgrades, etc. auf mindestens das Vierfache des Beschaffungspreises anwachsen. Allein die Betriebskosten für eine Flugstunde mit dem Eurofighter nähern sich 100.000 Euro. Insgesamt sind 540.000 Stunden Flugzeit mit den 90 Eurofightern möglich.

Durch die Presse ging der Vorschlag dann ausgerechnet zehn Jahre nach dem fraktionsübergreifenden Beschluss des Bundestages, der Schritte für eine Abkehr vom Konzept der nuklearen Teilhabe forderte. Selbst im transatlantischen Bündnis war man sich weitgehend einig. Geändert hat sich aber seit 2010 wenig. Weder die Rolle von Atomwaffen in der NATO-Strategie wurde zurückgefahren noch sub-strategisch abgerüstet. Im Gegenteil: Kurz nachdem sich 122 Staaten im Rahmen der UN auf ein umfassendes völkerrechtliches Verbot von Atomwaffen geeinigt hatten, gab die NATO 2017 das Credo aus, dass sie ein nukleares Bündnis sein werde, solange es Atomwaffen gebe. Die sub-strategischen Atombomben wurden qualitativ weiterentwickelt und haben eine verbesserte Treffergenauigkeit und ein bunkerbrechendes Design bekommen.

Eine atomwaffenfreie Welt muss das Ziel bleiben

Die geplante Beschaffung atomwaffenfähiger US-Kampfflugzeuge und die anstehende Stationierung der modernisierten Atombomben stellen die weitreichendste (qualitative) nukleare Aufrüstung in Deutschland seit der Nachrüstung in Folge des NATO-Doppelbeschlusses dar.

Mit Ausnahme des fehlenden Engagements für den UN-Atomwaffenverbotsvertrag bekennt sich die Bundesregierung seit Jahren zum Ziel einer atomwaffenfreien Welt und zeigt diplomatischen Einsatz im Bereich der nuklearen Abrüstung. Die bisherigen Bemühungen könnten jetzt durch eine falsche Weichenstellung bei der Tornado-Nachfolge konterkariert werden. Selbst viele Befürworter der nuklearen Teilhabe gestehen ihr nur noch einen symbolischen Wert für das transatlantische Bündnis zu. Eine Symbolpolitik mit derart hohen Kosten und zu Lasten der politischen Glaubwürdigkeit darf nicht fortgesetzt werden.

Was aber könnten die Alternativen sein? Die aktuelle Krise, in der z.B. Bundeswehr-Sanitätsflugzeuge dabei helfen, die Behandlung von Corona-Patienten sicherzustellen, zeigt uns, wie gelebte Solidarität im Bündnis aussehen kann. Wir brauchen eine umfassende politische und gesellschaftliche Debatte darüber, wie die Bundeswehraufgaben und der Zusammenhalt im NATO-Bündnis mit dem Ziel einer atomwaffenfreien Welt zusammengebracht werden können. Eine vorschnelle Entscheidung bei der Tornado-Nachfolge, die das Ergebnis der Debatte für eine Generation vorwegnimmt, darf es nicht geben.

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Kommentare

Tornado

Wir brauchen den ganzen militärischen Unfug nicht ! Das ganze Geld zuerst mal im Gesundheitsbereich, bei der Pflege und der Bildung unterbringen ! Die Rüstungs- und Waffenexportindustrie konvertieren: die sollen ihre Produktion auf medizinische Gerät, klimafreundliche Technik etc. umstellen.
Der satz: "........ in der z.B. Bundeswehr-Sanitätsflugzeuge dabei helfen, die Behandlung von Corona-Patienten sicherzustellen ........ " ist nichts als Propaganda für diese Menschenverachtende Institution.

Verstoß gegen Netiquette

Der Kommentar wurde gelöscht, da er gegen Punkt 6 unserer Netiquette verstieß.

https://www.vorwaerts.de/seite/netiquette

DE sollte das Steuergeld erst

DE sollte das Steuergeld erst mal für andere Sachen ausgeben als zur Aufrüstung und ebenso die Finger von Auslandseinsätzen der Bundeswehr lassen. In Anbetracht der derzeitigen Lage und nicht nur, wird jeder EURO für sinnvollere Sachen gebraucht.

Tornado-Nachfolger

Nein, die Bundesrepublik braucht dieAbstützung in einem militärischen Bündnis. Einseitige Abrüstungsschritt verringern das Potential für notwendige Verhandlungen. Die SPD verdammt zu Recht die Aufkündigung von Abrüstungsverträgen!

Militarismus

Weder Mali, noch Afghanistan, noch Irak, noch Syrien, noch ......... irgendein Land in dem sich die Bundeswehr, natürlich wegen Bündnis, zu Zeit rumtreibt hat die BRD jemals angegriffen. Die Aufgabe der Bundeswehr ist die Landesverteidigung (!) und nicht das Führen imperialistischer Kriege (Mädchenschulen und Brunnenbau hat sich ja längst als FAKE erwiesen). Wenn jetzt in der Coronakrise die Verflechtung mit der chinesischen Wirtschaft sichtbar wird, dann denke ich, daß auch China oder Russland und nicht angreifen wollen. Wenn Kriegsgefahr, dann geht sie von unseren "Verbündeten" aus (Washington und Visegrad). Karl Liebknecht wusste wo der Hauptfeind steht.