„Aufstehen statt Wegducken“

Buchautor Heiko Maas: Wie er die Rechten auf den Nerv trifft

Robert Kiesel31. Mai 2017
Bundesjustizminister Heiko Maas: Dem Hass im Internet soll jetzt per Gesetz ein Riegel vorgeschoben werden.
Bundesjustizminister Heiko Maas will dem Hass im Internet jetzt per Gesetz einen Riegel vorschieben.
Kaum ein Bundespolitiker wird von Rechtsextremen und Rechtspopulisten so scharf attackiert wie Heiko Maas. Nun hat der Justizminister ein Buch geschrieben. Die ersten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

Alles begann in Zwickau. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte anlässlich der Feierlichkeiten zum 1. Mai geladen, Heiko Maas war als Redner gekommen. Es folgte ein Auftritt, der im Gedächtnis blieb. Dass als „besorgte Bürger“ getarnte Rechte seine Rede mit Trillerpfeifen und „Volksverräter“-Rufen massiv störten und es nur durch Glück nicht zu körperlichen Attacken kam, stand am Tag danach in allen Zeitungen. Maas verließ Zwickau mit der bitteren Erkenntnis: „Hier geht die Streitkultur unserer Demokratie vor die Hunde.“

Heiko Maas: Lieblingsfeind der extremen Rechten

Das alles geschah vor etwas mehr als zwei Jahren. Mittlerweile steht Maas ganz oben auf der Liste jener Vertreter des „Altparteienkarstells“, gegen die Anhänger von Gruppen wie Pegida oder Mitglieder der AfD besonders massiv hetzen. Insbesondere die jüngst in Gesetzesform gegossenen Vorstöße des Justizministers gegen das Ausufern von Hass und Hetze in Sozialen Netzwerken treiben seine Gegner sprichwörtlich auf die Palme. Es ist kein Zufall, dass sich die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“ ausgerechnet das Justizministerium als Ziel ihrer jüngsten – im Netz mit Hohn und Spott bedachten – „Aktion“ auserkoren hatte.

In „Aufstehen statt wegducken – Eine Strategie gegen Rechts“ analysiert Maas, wo seiner Ansicht nach die Ursachen für das Aufkommen des Rechtspopulismus in Deutschland und Europa liegen und wie sich eine lebhafte Demokratie und ihre Zivilgesellschaft dagegen zur Wehr setzen kann. In 14 Kapiteln widmet er sich verschiedenen Phänomen, die den offenen Streit der Meinungen und damit die Demokratie insgesamt bedrohen. Maas legt dar, warum er in seiner Rolle als Justiz- und Verfassungsminister nicht schweigt, wenn Grundrechte wie die Verbürgung der Menschenwürde in Gefahr sind.

„Politisieren statt Polarisieren“

Den roten Faden von „Aufstehen statt wegducken“ bildet der Aufruf, die Demokratie nicht jenen zu überlassen, die Meinungsfreiheit mit der Freiheit zur Beleidigung und Bürgerbeteiligung mit dem Recht auf Volksabstimmungen gleichsetzen. „Eine Demokratie gerät in Gefahr, wenn Antidemokraten zu großen Einfluss auf das öffentliche Klima gewinnen“, schreibt Maas und dürfte dabei nicht nur, aber eben auch seinen Auftritt in Zwickau im Kopf haben.

Ins Gericht geht der Justizminister auch mit seiner eigenen Partei, der SPD. Die bei vielen als „Basta-Politik“ im Gedächtnis gebliebene Marschroute des Ex-Kanzlers Gerhard Schröder hätte ebensowenig zum Demokratievertrauen der Wähler beigetragen wie die Formulierung einer „alternativlosen“ Politik, wie sie Schröders Amtsnachfolgerin Angela Merkel so häufig verwendet, so Maas. „Gerade in Zeiten der Großen Koalitionen sah die politische Auseinandersetzung in  Deutschland viel zu lange nach Wachkoma aus“, kritisiert er und plädiert dafür, auch innerhalb der eigenen Partei schwelende Konflikte offen auszutragen. „Politisieren statt Polarisieren“, so das Credo des Ministers, der die Streitkultur als „Fundament unserer Demokratie“ bezeichnet.

AfD veröffentlicht gefälschten Buch-Titel

Den Beleg dafür, wie unsauber die Auseinandersetzung um die politische Deutungshoheit mittlerweile geführt wird, lieferte wenige Tage nach der Premiere von „Aufstehen statt wegducken“ die AfD. Deren Thüringer Landeschef Björn Höcke veröffentlichte auf seinem Facebook-Profil eine Bildmontage, in deren Hintergrund der Buchtitel „Eine Strategie gegen Rechts“ in den Slogan „Eine Strategie gegen das Recht“ verfälscht wurde. In dem mehr als 300 Mal geteilten Beitrag wertete Rechtsausleger Höcke die Buchveröffentlichung als „Wahlkampf direkt aus dem Justizministerium“, warf Maas die Aufweichung der Grenzen der Gewaltenteilung vor und zog den Vergleich zu „totalitären Staaten“.

Der Piper-Verlag, in dem das Buch „Aufstehen statt wegducken“ erschienen ist, legte umgehend rechtliche Schritte gegen die offenkundige Fälschung ein und forderte die AfD Thüringen sowie Björn Höcke dazu auf, eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung abzugeben. Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg erklärte: „Wenn es eines Relevanznachweises für das wichtige Buch von Heiko Maas bedurft hätte, so liefern ihn solche Aktionen wie die der AfD sowie die tendenziösen und hasserfüllten Bewertungen des Buches im Netz.“

Info: „Aufstehen statt Wegducken - Eine Strategie gegen Rechts“ ist im Piper-Verlag erschienen und kostet 20 Euro. S. 231, ISBN 978-3-492-05841-4

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Kommentare

Trotzdem ein schlechtes Buch!

Erst verwischt das Buch die Grenzen zwischen konservativen Ansichten, der Neuen Rechten und Rechtsextremen...und bietet dann Konzepte an, um alle diese nun als "rechts" verklärte Strömungen zu bekämpfen.

Seine Unfähigkeit hier klarer zu differenzieren lässt an seiner Kompetenz zu diesem Thema zweifeln. Man nimmt sich als Katzenliebhaber keine Tierhaltung-Tipps von jemandem zum Herzen, der Katzen nicht von Hunden unterscheiden kann...

Das der Verlag nun die vielen sehr kritischen Bewertungen als "Bedrohung der Demokratie" stigmatisiert, um mit diesem an die Wand gemalten Teufel den Umsatz zu steigern...werden viele dann noch als Bestätigung ihrer Zweifel an der Aufrichtigkeit dieses Verlages empfinden.

Maas Buch

Mit großem Interesse habe ich auf das Erscheinen des Buches von Heiko Maas gewartet.Da ich nicht gern die Katze im Sack kaufe, habe ich die Rezensionen zuvor gelesen. Ohne Worte--- es spricht wohl für sich, dass ein großer Sortimenter nach den katastrophalen Kritiken sein Rezensions-Portal geschlossen hat.

Heiko Maas Buch

Das Herr Maas ein Buch gegen Rechte Poitik schreibt ist schon beinahe erwartet worden , bekämpft er doch alles was nicht mit der Politik von ihm einverstanden ist. Das er ein überzeugter Linker ist, konnte man erkennen als er der Linsexrtemen Band "Feine Sahne, Fischfilet"(Textzeile ; Deutschland verrecke) zu ihrem Auftritt gratulierte spricht wohl für sich selbst. Auch das er bisher nicht wirklich etwas gegen die Kinderschänderischen "Kinderehen" unternimmt zeigt das er als Justitzminister unfähig ist.Hier wäre es notwendig etwas zu unternehmen, statt sich nur auf den Kampf gegen Rechts zu stürzen. Und bei dem was ich bisher über das Buch gehört hab, besteht der Inhalt wohl überwiegend aus Hetze gegen alles was nicht links ist.
Schade um die 20 € die es kostet !