Mittwoch war Streiktag. Das
Bildungsstreikbündnis rief zu bundesweiten Demonstrationen auf und knüpfte damit an den "Heißen Herbst 2009" an. Deutschlandweit unterstützten über
100 Gruppen und Bündnisse das Anliegen. Von Aachen bis Tübingen protestierten junge Leute, Gewerkschaften, unabhängige Initiativen und Parteijugendorganisationen für ein gerechtes
Ausbildungssystem, in Berlin allein an die 2000.
Solidarität trotz Krise
Exzellenzförderung hier, Elite da. "Was ist mit uns?", fragten sich nicht nur die Protestierenden. Es geht ums Ganze. Ausschlussmechanismen gibt es nicht erst seit gestern oder dem
Sparpaket. Zu den "unzumutbaren Zuständen im Bildungssystem" gehöre die gravierende soziale Selektion genauso dazu wie mangelnde Ausgestaltung und Verbesserung der Lernbedingungen. Wenn
Lehrerinnen und Lehrer schlecht bezahlt werden, freie Lehrbeauftragte an den Universitäten gar kein Honorar bekommen und weitere Stellen im Bildungssektor abgebaut werden, wirkt der politische
Ruf nach besser ausgebildeten Fachkräften merkwürdig grotesk.
Der Protest stellt sich breit auf und versucht alle Beteiligten zu erfassen, nicht zuletzt um ein gegenseitiges Problembewusstsein zu schaffen. Solidarität muss auch in Krisenzeiten das
Ziel der Bewegung bleiben.
Wie ihr uns wollt?!
So mag man sich in der gegenwärtigen Regierung den perfekten Studierenden vorstellen: Elitär, Ellenbogen raus und mit einen klaren "Ja" zu Studiengebühren. Scheitern im Ausbildungssystem
wird oftmals als individuelles Versagen betrachtet. Schnell vergessen sind die Zahlen des aktuellen Berichts des Studentenwerks, dass 65 Prozent der Studierenden während ihrer Ausbildung zu ihrem
Lebensunterhalt durch Jobben beitragen. Der Anteil der BaföG-Berechtigten unterhalb der Studierenden ist in den letzten Jahren unverändert bei 29 Prozent geblieben, laut der aktuellen
Sozialerhebung, allerdings sprechen wir hier nicht vom BaföG-Höchstsatz. Eine Forderung bei der Demonstration war ebenfalls, dass es "mehr
Arbeiterkindern möglich sein soll, an einer Uni ein Studium aufzunehmen".
Ausbildung in Armut
Dass das Bildungssystem, wie andere gesellschaftliche Bereiche ebenfalls "nach wettbewerbsorientierten Kriterien ausgerichtet und stärker ökonomisiert wird", ist das zentrale Problem laut
der Bildungsstreikenden. Nicht selten zahlt man dafür. Ein sozialer Brennpunkt bildet für viele junge Leute darüber hinaus in der Ausbildung die Existenzsicherung. Von einem Ausbildungsgehalt
kann man nicht in allen Branchen leben, das BaföG für Schülerinnen und Schüler sowie das für Studierenden bedarf einer umfassenden Nachjustierung.