Migration und Arbeitsmarkt

Besser spät als nie: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz kommt

Lars Haferkamp08. Mai 2019
Die deutsche Wirtschaft dringend ist auf Fachkräfte angewiesen: Hier ein Mechaniker bei der Montage eines Motorrads im BMW-Werk in Berlin.
Die deutsche Wirtschaft dringend ist auf Fachkräfte angewiesen: Hier ein Mechaniker bei der Montage eines Motorrads im BMW-Werk in Berlin.
Gesteuerte Einwanderung von Fachkräften – was die Wirtschaft seit langem fordert, will die große Koalition nun ermöglichen: mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Es soll Fachkräften aus dem nichteuropäischen Ausland den Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtern. Die SPD ist mit dem Gesetz sehr zufrieden.

Es war ein langer Kampf. Zwei Jahrzehnte setzte sich die SPD dafür ein, zwei Jahrzehnte leistete die Union Widerstand. Nun kommt es endlich in den Bundestag: das Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Der Regierungsentwurf, der am Donnerstag in erster Lesung im Bundestag beraten wird, soll die Fachkräfteeinwanderung aus Nicht-EU-Staaten vereinfachen und erhöhen.

Fachkräftemangel bremst Wirtschaft

Das ist auch dringend nötig, denn der Arbeitskräftemangel – darin sind sich die Wirtschaftsexperten einig – ist mittlerweile die Wachstumsbremse Nummer eins in Deutschland. Das schwache Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent in diesem Jahr ist auch eine Folge fehlender Arbeitskräfte.

Dass es überhaupt noch ein Wachstum der deutschen Wirtschaft gibt, ist nach Einschätzung von SPD-Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles eine Folge sozialdemokratischer Politik, die für mehr Geld auf dem Konto der Bürger und damit für eine stärkere Binnennachfrage gesorgt habe. Als Beispiel nennt sie die Entlastung der Arbeitnehmer in der gesetzlichen Krankenversicherung, das Familienentlastungsgesetz, die Kindergelderhöhung und die Abmilderung der kalten Progression.

SPD sorgt für Wirtschaftswachstum

Auch mit dem Gute-Kita-Gesetz oder dem Starke-Familien-Gesetz seien die verfügbaren Einkommen gestiegen. Zusammen mit den staatlichen Investitionen, etwa beim Digitalpakt Schule, habe man so ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent erzeugt. So haben es die Wirtschaftsweisen errechnet. „Wir sorgen mit unserer Politik dafür, dass die Wirtschaft nicht stagniert“, bilanziert Andrea Nahles.

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll hier nun einen weiteren positiven Impuls setzen. Der ist auch bitter nötig, denn nach Schätzungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) sind längerfristig 1,6 Millionen Stellen unbesetzt. „Das gefährdet den Wohlstand in Deutschland“, warnt Nahles.

Nahles: Einwanderung nach unserem Bedarf steuern

Ziel des Gesetzes ist es, Fachkräften aus dem nichteuropäischen Ausland einen besseren Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen. „Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz erhalten wir endlich ein modernes Einwanderungsrecht mit klaren und verlässlichen Regeln, das die Einwanderung von Fachkräften nach unserem Bedarf steuert“, betont Andrea Nahles. „Wir bekommen nun klare nachvollziehbare Regeln für die Zuwanderung von Fachkräften.“ Die SPD-Partei- und Fraktionschefin erwartet, dass dies die Akzeptanz in der Bevölkerung für die dringend nötige Zuwanderung von Fachkräften erhöhen wird.

Das von der Bundesregierung vorgelegte Gesetz soll noch vor der parlamentarischen Sommerpause beschlossen werden. Es geht zurück auf eine entsprechende Vereinbarung im Koalitionsvertrag von SPD und Union, die die sozialdemokratische Seite gegen zähen Widerstand von CDU und CSU in den Verhandlungen durchgesetzt hatte. Damit folgt die Union der Sicht der SPD, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Jahrzehntelang wurde das von CDU und CSU bestritten.

Duldungsgesetz für Geflüchtete

Ebenfalls in dieser Woche wird der Bundestag das Duldungsgesetz in erster Lesung beraten. Dabei geht es um die Duldung von Geflüchteten, die bereits in den deutschen Arbeitsmarkt integriert sind. „Es ist nicht sinnvoll, wenn wir mit viel Aufwand ausländische Fachkräfte anwerben und fit für den deutschen Arbeitsmarkt machen, während gleichzeitig gut integrierte und qualifizierte Geflüchtete unser Land wieder verlassen müssen“, argumentiert die SPD-Chefin. Das Duldungsgesetz soll sichere Perspektiven für diese gut integrierten Geduldeten schaffen, „damit nicht die Falschen abgeschoben werden“, so Andrea Nahles.

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Kommentare

Duldungsgesetz für Geflüchtete

Das Duldungsgesetz für Geflüchtete und Immigranten, die sich als ehemalige Asylbewerber bereits hier gut integriert und von staatlichen Leistungen unabhängig gemacht haben, ist lange überfällig. Als ehrenamtlicher Asyl- und Integrationsbegleiter habe ich mehrfach erlebt, dass Menschen und vor allem Kinder, die sich hier bereits sehr gut integriert und eine neue Heimat gefunden hatten, abgeschoben wurden. Da bin ich auch Zeuge herzzerreißender Szenen geworden wenn Kinder, die die Heimat ihrer Eltern gar nicht oder kaum kannten und Deutsch aber die Sprache der Eltern kaum sprachen, in ein ihnen völlig fremdes Land abgeschoben wurden.

1,6 Millionen Stellen sind unbesetzt

1,6 Millionen Stellen sind unbesetzt bei 2,3 Millionen Arbeitslosen. Der größte Teil der Arbeitslosen hat nur eine geringe Qualifikation und oft auch nur geringe Motivation sich weiter zu bilden und zu qualifizieren. Die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen sind nach meiner Erfahrung weder von der Kapazität noch von der Ausbildung her in der Lage problematische Arbeitslose in Arbeit zu bringen. Für Facharbeiterstellen dürften sich nur wenige Arbeitslose mit größerem Aufwand qualifizieren lassen. Hier rächt sich auch, dass in den letzten 50 Jahren die Eigenverantwortung für die persönliche Entwicklung in der SPD immer weniger betont und dafür die Verantwortung des Staates in den Vorgrund gestellt wurde. Wo es für meinen Vater und meinen Großvater als Sozis alten Schlages noch unvorstellbar war Sozialleistungen des Staates in Anspruch zu nehmen solange man gerade stehen konnte, wird heute nach dem Staat gerufen. Und der Jusovorsitzende Kühnert, der mit 30 Jahren immer noch keine Berufsausbildung abgeschlossen und keinen Cent verdient hat, schwadroniert von Enteignung. Gut, dass mein Vater und Großvater nicht mehr erleben müssen was aus ihrer SPD geworden ist.

Jusovorsitzende Kühnert "schwadroniert von Enteignung"

Sie haben vollkommen Recht Herr Frey !

Wenn Jungsozialisten anfangen über Mitarbeiterbeteiligung oder Grossgrundbesitz zu fantasieren, sollte die SPD schnellstens reagieren und diese Delinquenten in ihre Schranken verweisen.
Andernfalls käme der geneigte Wähler noch auf die Idee - die SPD stünde für solch abwegiges Gedankengut.
Eine schreckliche Vorstellung !

Glück auf
Herr Frey

über Mitarbeiterbeteiligung oder Grossgrundbesitz zu fantasieren

In dem Interview von Kühnert in "DIE ZEIT" und dem Beitrag im "Handelsblatt" kommt der Begriff "Mitarbeiterbeteiligung" gar nicht vor. Ich bin Abonnent beider Zeitungen. Sie haben diese Beiträge also gar nicht gelesen. Statt dessen spricht er von Kollektivierung, einem Begriff, den wir vom Realsozialismus in schlechter Erinnerung haben. Ich dagegen halte sehr viel von Mitarbeiterbeteiligung und Mitverantwortung, ich halte sie sogar für notwendig. Bei der Kollektivierung entscheidet am Ende wieder so etwas wie die "Partei der Arbeiterklasse" und deren Funktionäre mit "Bonbon" am Revers. Kühnerts unausgegorene und substanzlose Auslassungen lassen mich verstehen, dass Betriebsräte von BMW meinen, man könnte nun nicht mehr SPD wählen. Ich hoffe, Sie wählen trotz Kühnert die SPD, denn er ist nur ein junger Mann, der bisher noch keinen Berufsabschluss geschafft und durch ehrliche Arbeit noch keinen Cent verdient und Steuern gezahlt hat und daher auch nicht für die alte Arbeiterpartei SPD sprechen kann. Wenn Sie die Artikel erst lesen würden über die Sie schreiben wäre das doch eine gute Vorstellung, nicht wahr?

"Schreckliche Vorstellung"

- vielleicht darf ich die Ironie noch ergänzen:
"Das Denken in sozialistischen Theorien ist tiet in der SPD verankert" (M. Weber, EVP-Spitzenkandidat).