vorwärts im Gespräch

Was sich beim Erben in Deutschland ändern muss

Kai Doering18. Januar 2023
Sprachen über das Erben: Yannick Haan (l.) und Norbert Walter-Borjans
Sprachen über das Erben: Yannick Haan (l.) und Norbert Walter-Borjans
Erben ist in Deutschland ein Tabu-Thema. Dabei hat es großen Einfluss auf die Gesellschaft. Was beim Erben schiefläuft und wie es gerechter werden könnte, haben wir mit Buchautor Yannick Haan und Ex-SPD-Chef Norbert Walter-Borjans besprochen.

400 Milliarden Euro werden in Deutschland vererbt – jährlich. Berechnungen zufolge wird diese Summe sogar noch deutlich zunehmen. Doch bei weitem nicht jede*r erbt in Deutschland. Rund die Hälfte geht leer aus. Und: Erbschaften sind regional höchst unterschiedlich verteilt: Während in Ostdeutschland wenig vererbt wird, sind Erb*innen in Süddeutschland überrepräsentiert.

Wie verändert Erben die Gesellschaft? Welche Auswirkungen hat es auf die Demokratie? Und was kann (und muss) der Staat tun, um Vermögen durch Erbschaften gerechter zu verteilen? Darüber haben wir mit Yannick Haan, Autor des Buchs „Enterbt uns doch endlich!“, und Norbert Walter-Borjans, ehemaliger SPD-Vorsitzender und Finanzminister von Nordrhein-Westfalen a.D., gesprochen.

Das Gespräch fand am 17. Januar 2023 in der vorwärts-Buchhandlung in Berlin statt.

weiterführender Artikel

Kommentare

Was sich bei der Vermögensbildung ändern muss!

Durch die katastrophale Politik nach der Wiedervereinigung wurden viele Bürger der neuen Bundesländer in die Armut getrieben.

Grüne&SPD schufen zusammen mit CDU/CSU+FDP in Deutschland dann auch noch den grössten Niedriglohnsektor aller EU-Mitgliedstaaten und verhinderten 2002-2005 einen bundesweiten Mindestlohn.

Mit Niedriglöhnen können Arbeitnehmer kein Vermögen bilden und eben auch nichts vererben. Es bedarf einer vernünftigen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik mit ordentlichen Löhnen als Folge und entsprechend angepassten vermögenswirksamen Leistungen/ Arbeitnehmersparzulagen.

Gleichzeitig muss der schon Ende 1973 über den Familiennachzug einsetzende und 2015 von CDU/CSU+SPD+Grünen erst ermöglichte massenhafte Armutszuzug gestoppt werden.

In noch bürgerlich intakten Gegenden wirtschaftlich gut funktionierender Bundesländer vererben übrigens auch Bürger etwas, die 1990 aus den 'neuen' Bundesländern in 'alte' Bundesländer gingen und dort gut verdienten.

Man muss sich also in der SPD Gedanken darüber machen, wie man Wohlstand erarbeitet und ihn dann auch behalten kann. Mit dem SGB II wurden ja nachweislich Hunderttausende Bürger ihrer Ersparnisse beraubt.

Erbschaftssteuer

Man kann es nicht oft genug erwähnen, dass das Thema Steuergerechtigkeit seit vielen Jahren, leider auch von der SPD, sträflich vernachlässigt wurde.

Es trifft zwar zu, dass "C"DU und "C"SU in den Grokos und nun auch die FDP im Sinne ihrer Klientel stets eine gerechte Steuerpolitik blockiert haben, aber in gleicher Weise hätte auch die SPD Pläne der Union, die nicht einmal sinnvoll und gerecht waren, wie z.B. Maut u.ä., verhindern sollen.

Es wird allerhöchste Zeit, dass die SPD sich, hoffentlich wenigstens mit Unterstützung der Grünen, endlich in dieser Frage durchsetzt, um auch glaubwürdig zu bleiben. Vielfach leidet nämlich die Glaubwürdigkeit an der Abhängigkeit der Politik von der Macht der Lobbyisten.

Deshalb würde eine überfällige gerechte Erbschaftssteuer sowie die Reaktivierung der Vermögenssteuer mit Sicherheit eine Reihe von abgewanderten Wähler*innen zurückbringen.

Abgewanderte Wähler zurückbringen - Bürger vertreiben?

Mit einer 'gerechten' Erbschaftssteuer sowie einer Vermögenssteuer holt die SPD womöglich abgewanderte Wähler zurück, vertreibt aber gleichzeitig Bürger, die es zu Wohlstand gebracht haben, und zwar nicht als Wähler, sondern als Bürger, die Deutschland verlassen bevor man ihnen ihren Wohlstand raubt.

Bürger vertreiben?

Wenn z.B. in der EU gleichermaßen eine gerechte Steuer eingeführt würde, werden die von Ihnen erwähnten Wohlstandsbürger, die ohnehin eher "C"DU/"C"SU oder FDP oder AfD wählen, nicht überall hin auswandern.

Zudem hatten wir früher sowohl eine Vermögenssteuer, die auf Eis gelegt wurde, als auch eine Vermögensabgabe sowie einen höheren Spitzensteuersatz, trotzdem gab es damals auch hier wohlhabende Bürger.

Auch wurde erst vor wenigen Tagen wieder ein Oxfam-Bericht vorgelegt, der eine wachsende Ungleichheit nicht nur weltweit, sondern auch besonders in Deutschland feststellt.

Soll diese Ungleichheit weiter wachsen, indem die Reichen reicher und die Armen ärmer werden?

Die Ungleichheit sinkt, wenn

Arbeitnehmer gut ausgebildet und bezahlt werden, so dass sie selbst Wohlstand schaffen. Dazu gehört auch, dass man Deutschland nicht zum Sozialamt für Bürger anderer Länder macht.

Wohlhabende Bürger gehen übrigens nicht selten in europäische Nicht-EU-Staaten wie bspw. in die Schweiz, nach Norwegen, das UK, oder direkt in die USA, nach Kanada ... .