Debatte: Gebt das Hanf frei!?

Arbeitskreis Drogenpolitik: Verbot von Cannabis ist gescheitert

Robert Kiesel10. September 2015
Cannabis legalisieren!?
Momentan sind Konsumenten von Cannabis dem unkontrollierten Schwarzmarkt ausgeliefert. Politiker der SPD-Bundestagsfraktion wollen das nun ändern.
Regulierung statt Repression: Mit diesem Vorstoß reagiert der Arbeitskreis Drogenpolitik der SPD-Bundestagsfraktion auf die gesellschaftliche Realität in Sachen Cannabis. Das Thema dürfte auch auf dem Bundesparteitag Mitte Dezember eine Rolle spielen.

„Die aktuelle Verbotspolitik ist gescheitert, sie hält die Konsument_innen augenscheinlich nicht vom Konsum ab und schadet letztendlich dem Gemeinwohl.“ Viel klarer hätte die Absage an den aktuell praktizierten Umgang mit Cannabis und dessen Konsumenten kaum formuliert werden können. In einem am Mittwoch in der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgestellten Positionspapier brechen die Fachpolitiker der SPD-Bundestagsfraktion eine Lanze für eine Neuordnung der Drogenpolitik insgesamt. Wichtigster Punkt: Die Regulierung des Cannabis-Marktes.

Kriminalisierung von Cannabis hat Ziel verfehlt

„Die Repression hat die Absicht des generalpräventiven Ansatzes klar verfehlt, die Kriminalisierung hat eben gerade nicht zu einer cannabisfreien Gesellschaft geführt“, erklärte Burkhard Blienert, Koordinator des Papiers. Angesichts von 2,3 Millionen Cannabis-Konsumenten in Deutschland, darunter überdurchschnittlich viele junge Erwachsene, könne von einer erfolgreichen Drogenpolitik in Bezug auf Cannabis keine Rede sein. „Wir müssen einen regulierten Markt organisieren, der den Konsumenten entkriminalisiert“, so Blienert weiter.

Von einer Legalisierung von Cannabis, wie etwa von den Jusos gefordert, hält Blienert dagegen nichts: „Drogen sind nicht cool sondern schädlich, ein Recht auf Rausch für alle wird es nicht geben.“ Unter den Bedingungen eines regulierten Marktes soll der Verkauf und die Abgabe an Minderjährige untersagt und sanktioniert werden, genau wie der Konsum. Staatliche Kontrollen sollen die Qualität des Cannabis gewährleisten, einen uneingeschränkten Verkauf oder einen uneingeschränkten Markteintritt von Verkäufern solle es nicht geben. Gleiches gilt für die Produzenten von Cannabis.

Politik der kleinen Schritte

An seiner Seite weiß Burkhard Blienert unter anderem die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hilde Mattheis. „Ich glaube die Zeit ist reif dafür, die Forderung nach einer regulierten Cannabis-Abgabe auch in das Wahlprogramm der SPD einfließen zu lassen“, erklärte Mattheis. Ihrer Ansicht nach könne diese Forderung mit stichhaltigen Argumenten gut in der Öffentlichkeit vertreten werden. Die noch für dieses Jahr vorgesehene Freigabe der Cannabis-Abgabe an Patienten mit bestimmten Krankheiten sei ein erster Schritt hin zu einer liberaleren Cannabis-Politik.

Davon überzeugt zeigte sich auch Thomas Isenberg, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Er lobte das vorgestellte Papier als „wesentlichen Sprung nach vorne, der auf beeindruckende Art und Weise zeigt, dass die Repression gescheitert ist.“ Isenberg zeigte sich davon überzeugt, dass die Debatte innerhalb der SPD weiter an Schwung zunehmen wird und „reformorientierte Vertreter“ ihre Kräfte bündeln werden. Das Thema werde mit Sicherheit auch den Bundesparteitag der SPD im Dezember beschäftigen. „Die Aufnahme der Forderung nach einer Regulierung ins Wahlprogramm ist überfällig“, so Isenberg. Dank des Papiers gebe es nun eine Grundlage dafür, Anträge in diese Richtung zu stellen.

Klar ist: Die Diskussion über eine Neuordnung der Drogenpolitik in Sachen Cannabis innerhalb der SPD ist längst nicht vorüber. Sie fängt gerade erst an.

Gebt das Hanf frei!?

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Kommentare

Positionspapier...

beispielhafte Darstellung!
Das wird schwer zu toppen sein.

Bravo!!!

Legalisierung von Cannabis

Es ist ganz einfach so, dass die Bürger zwar viel machen und hinnehmen MÜSSEN, aber nicht das tun DÜRFEN, was ihnen gut tut. Das ist frustrierend und entmündigend, dazu demütigend, weil sie durch das Verbot irgendwelchen profitgierigen und betrügerischen Händlern ausgeliefert sind.
Dann wieder viel Rauch um Nichts mit dem "Geplapper", dass Cannabis nur an Kranke abgegeben werden soll. Das Bier wird doch auch nicht nur für Kranke ausgeschenkt.
Es gibt viele gute Gründe, es frei zu geben. Einer davon steht sogar in der Bibel: Was die Erde hervorbringt ist für die Menschen. Sie sollen es zu ihrem Wohle nutzen.

Jugendrichter Andreas Müller regt sich auf :)

Ich habe heute mit Freude dieses Interview mit Jugendrichter Andreas Müller gesehen:

http://hanfverband.de/nachrichten/news/video-richter-andreas-mueller-reg...

Die Meinung dieses erfahrenen Juristen, der die Probleme taeglich zu sehen bekommt, welche sich aus der Prohibition erst ergeben, kann ich nur voll und ganz teilen - ebenso wie seinen diesbezueglichen Optimismus, dass sich das bald aendern wird :)!

Andreas Müller

Hallo Cookie,

hoffentlich liest Du auch dieses http://www.vorwaerts.de/node/16757 Interview mit ähnlich großer Freude...

Viele Grüße,
die vorwärts-Redaktion

Re: Andreas Müller

Sehr gut! Und ein grosses Lob an Euch, dass Ihr dieses Thema innerparteilich so offen diskutiert! Ich gehoere zwar Eurer Waehlerschaft schon lange nicht mehr an (was nichts mit Cannabis hin oder her zu tun hat), finde es aber sehr wichtig, dass die SPD als aelteste Volkspartei sich in dieser Frage endlich den sachlichen Argumenten der Legalsisierungsbefuerworter oeffnet.

Ihr sprecht mit diesem Thema uebrigens nicht nur junge Menschen an, sondern es betrifft wirklich jede gesellschaftliche Schicht in allen Altersgruppen. Als 46 jaehriger nie-arbeitslos-gewesener diplomierter Informatik Ingenieur und allein erziehender Vater falle ich sicherlich nicht in das typische Klischee-Bild, aber von meiner "Sorte" gibt es Viele, und das macht deutlich, wie natuerlich Knaster oder Starker Tobak bzw. Hanf uns allen endlich wieder erscheinen sollte. Der Begriff Marihuana wurde im Rahmen der weltweiten Prohibition erst erfunden, damit das Boese Kraut gefaehrlicher klingt als es tatsaechlich ist. Legalize me!

Cannabis entkriminalisieren!

Die bisherige Drogenpolitik der SPD war der Hauptgrund, warum ich meine 38 Jahre lange Mitgliedschaft bei der SPD gekündigt habe.