
„Einsteigen, fahren, aussteigen“, so bringt Dorothee Martin den aus ihrer Sicht größten Vorteil des 9-Euro-Tickets auf den Punkt. Keine Gedanken machen über andere Tarifsysteme, andere Preise – und natürlich seien „neun Euro ein unschlagbarer Preis“. Aber das sei eben nicht das einzige Argument für das millionenfach verkaufte Nahverkehrs-Ticket gewesen, dass in wenigen Tagen ausläuft. Beschlossen wurde das drei Monate laufende 9-Euro-Ticket ursprünglich als Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung.
An die Erfahrungen und Erfolge dieser drei Monate will Martin nun anknüpfen. Dabei nimmt sie zunächst vor allem die FDP-Minister Christian Lindner (Finanzen) und Volker Wissing (Verkehr) in die Pflicht und fordert eine Sonder-Verkehrsministerkonfernz. Und zwar möglichst bald. Denn ein einfaches, bezahlberes Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr, das bundesweit in allen Tarifverbünden nutzbar ist, das sei eine „Herkulesaufgabe“. Neben dem Bund müssten auch die Länder und die 80 Verkehrsunternehmen dabei mit im Boot sein.
(Ob 9 oder 69 Euro: SPD-Fraktionsviz Detlef Müller fordert gut finanzierten ÖPNV)
Martin: „Müssen jetzt damit anfangen!“
Im Gespräch mit dem „vorwärts“ mahnt die verkehrspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion deswegen zur Eile: „Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich über Anschlusslösungen zu unterhalten.“ Sie könne sich vorstellen, zu Beginn des kommenden Jahres, also im Januar 2023, ein solches Anschlussticket einzuführen. Dafür müssten aber diverse Gesetze geändert werden, das Vorhaben müsse mit der EU abgestimmt sein. „Wir sehen einen großen Willen, auch bei den Verkehrsverbünden“, erklärt sie, „aber wir müssen jetzt damit anfangen“. Das Programm sei „sportlich“, gibt Martin zu.
Welchen Preis der Nachfolger des 9-Euro-Tickets haben könnte oder sollte, wie sie den Ausbau der Infrastruktur fördern möchte – und warum der „Tarif-Dschungel“ so eine große Hürde ist, darüber hat Dorothee Martin mit dem „vorwärts“ gesprochen. Eine persönliche Präferenz beim Ticketpreis verrät die Hamburgerin auch, einem Vorschlag erteilt sie aber rundweg eine Absage, genauso wie die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken.