Rechte Hetze

Warum AfD, Pegida und Co. den Islam im Visier haben

Paul Starzmann07. Juli 2016
Hysterisch, hoch emotional, fast panisch – so lässt sich die Debatte über den Islam in Deutschland beschreiben. Der Grund: Viele Anhänger der Rechtspopulisten leben in einer „erfundenen Realität“, meint der Journalist Mohamed Amjahid. Größter Profiteur ist die AfD.

Wenn es ernst wird, halten die Rechtspopulisten nicht lange durch. Seit knapp vier Monaten sitzt die „Alternative für Deutschland” im Landtag von Baden-Württemberg. Mit Landespolitik sind die AfD-Abgeordneten zurzeit jedoch nur wenig beschäftigt. Vielmehr verstricken sie sich in interne Grabenkämpfe, ihre Landtagsfraktion hat sich in zwei Teile gespalten, auch die Bundesspitze der Partei mischt kräftig mit in der Schlammschlacht.

Wird sich die AfD selbst entzaubern?

Die Rechtspopulisten hätten „eine große Klappe, solange sie nichts kostet”, sagt die Politikwissenschaftlerin Karin Priester bei der Diskussion über „Flucht und Islam als Mobilisierungsthemen des Rechtspopulismus” in Berlin. Deutschland werde sich jedoch an eine Partei rechts der Union gewöhnen müssen, prognostiziert sie bei der Veranstaltung der „Bundeszentrale für politische Bildung“. Grund zur Sorge sieht die emeritierte Politk-Professorin aus Münster aber nicht: Sobald Parteien wie die AfD in politische Verantwortung kämen, würden sie sich schnell selbst „entzaubern“, meint sie.

Der Journalist Mohamed Amjahid ist dagegen „skeptisch“, ob dies so einfach ist. Es werde „viel vermischt“, wenn es etwa um den Islam in Deutschland geht, sagt er. AfD, Pegida und Co. schürten nicht nur Vorurteile, sie bedienten Verschwörungstheorien und lockten ihre Anhänger mit „erfundenen Realitäten“, wie der angeblichen Bedrohung des Abendlandes durch muslimische Migranten.

Flucht und Islam als „gefundenes Fressen“ der AfD

Der Rechtspopulismus lebe von Feindbildern, vom Protest, erklärt Stefanie Beck, Referentin bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Im Februar 2013 als Anti-Euro-Partei gegründet, habe die AfD schließlich die Themen Flucht und Islam für sich entdeckt. Auch wenn  „einmal gerade keine Krise zur Hand“ sei, könnten Rechtspopulisten immer auf weit verbreitete Ressentiments gegen den Islam setzen. Die gesellschaftliche Ausgrenzung von Muslimen werde so zu einem „treibenden Motor“ des Rechtspopulismus.

Die Debatte über den Islam in Deutschland müsse „weg vom hysterischen, emotionalen Ton“, fordert Beck. Geradezu „panisch“ seien manche Autoren rechter Medien, sagt sie. Bei den Lesern von einschlägigen Publikationen wie dem Blog „Politically Incorrect“ ließe dies eine „völlig andere Wahrnehmung der Realität“ entstehen. Vorurteile und Ängste vermischten sich mit einem „stabilen Potential“ an „menschenfeindlichen Einstellungen“.

Differenzieren: leichter gesagt als getan

Von „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, einem Begriff aus der Soziologie, will die Politologin Karin Priester dagegen nichts wissen. Als zu „moralisierend“ empfindet sie die wissenschaftliche Sammelbezeichnung für Rassismus, Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen. „Es ist das Recht jedes Demokraten, gegen den Islam zu sein“, findet Priester und verweist auf die Situation von Frauen und Homosexuellen in vielen islamischen Ländern.

„Es gibt nicht ‚den Islam’ oder ‚die islamische Welt’“, widerspricht Mohamed Amjahid mit Blick auf die vielen Strömungen im Islam und die unzähligen individuellen Auslegungen des Koran. Es dürfe nicht immer pauschalisiert werden, fordert der Berliner Journalist, „auch nicht in Hinblick auf den arabisch-islamischen Raum“. Sein Appell: „Es tut uns gut in der Debatte, wenn wir differenzieren.“

Es geht nicht mit simplen Antworten

Die Diskussion über den Islam wird die deutsche Politik wohl noch eine Weil begleiten – ebenso wie der Rechtspopulismus womöglich auch in den Parlamenten langfristig Fuß fassen wird. Die aktuellen Grabenkämpfe in der AfD seien „nicht der Anfang vom Ende“ der Partei, sagt Stefanie Beck. Das Verhalten der Rechtspopulisten zeige jedoch eins, erklärt Mohamed Amjahid: „Dass es dann doch nicht so leicht geht mit den simplen Antworten.“

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Kommentare

Linke bestellten und bestellen den Rechten das Feld. I

"Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. [...] . Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen." - Karl Marx 1854

„Die öffentlichen Einrichtungen für Erziehung, Schulung, Bildung und Forschung sind weltlich. Jede öffentlich-rechtliche Einflußnahme von Kirche, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften auf diese Einrichtungen ist zu bekämpfen ...“ Heidelberger Programm der SPD.

„Die Linke hat die durch den Populismus artikulierte Unzufriedenheit niemals wirklich ernst genommen, sondern mit pädagogisierender Arroganz bei Seite gewischt. [...]In einer bitteren Ironie der Geschichte präsentieren sie [die Populisten] sich als Verteidiger der [...] Gesellschaften, die alltagskulturell von religiös-kulturellen Normen vor allem des Islam in Frage gestellt werden.“ Dr. Ernst Hillebrand, SPD.

Eine indirekte Definitionsfrage, dass es „den Islam“ nicht gäbe, ist der denkbar billigste rhetorische Trick, um vom Thema abzulenken.

Linke bestellten und bestellen den Rechten das Feld. II

Eine Leugnung der historischen wie aktuellen Ausbreitung des Islam in den Ländern des Islambogens [Pakistan, Afghanistan, Iran, Somalia, Kongo, Nigeria, Marokko, Syrien, Saudi-Arabien] und eben auch in Deutschland ist grotesk.

In Deutschland gab es 1950 genau eine Moschee und eine sprichwörtliche Handvoll Muslime, heute sind es 206 Moscheen sowie ca. 2600 islamische Beethäuser und ca. 5 Mio. Muslime.

Der Einfluss des Islam ist nahezu in der ganzen deutschen Gesellschaft auf vielfältige Weise merkbar.

Man gucke einfach in die Länder, die in den letzten 30 Jahren zunehmend islamisiert und regelrecht islamisch umgewandelt wurden, um zu verstehen, was das für die Menschen für Folgen hatte und hat.

Getan hatte das der Literaturnobelpreisträger V.S. Naipaul. Seine beiden im Abstand von 16 Jahren geschriebenen Reiseberichte bezeugen die auch in europäischen Ländern seit gut 30 Jahren sich deutlich zeigenden Folgen dieser Islamisierung.

Among the Believers: An Islamic Journey (1981); Eine islamische Reise (1982).

Beyond Belief: Islamic Excursions Among the Converted Peoples (1998); Jenseits des Glaubens: Eine Reise in den anderen Islam.

Linke bestellten und bestellen den Rechten das Feld. III

Die Organisation für islamische Zusammenarbeit [OIC] ist der politische Arm des Islam und besteht aus 56 Staaten, die Islamische Republik sind [5 Staaten, 3 davon mit dem Islam als Staatsreligion], die keine Islamische Republik sind, aber den Islam als Staatsreligion haben [11 Staaten], in denen der Islam die vorherrschende Religion ist [30 Staaten mit einem Anteil des Islams von 50-100%] , oder in denen eine mehr oder minder starke muslimische Gemeinde besteht [10 Staaten mit einem Anteil des Islams von 5-45%].

Die OIC hat insbesondere in einigen westlichen Ländern wie bspw. in Frankreich „Nationale Beobachtungsstellen für Islamophobie“ eingerichtet, um jeden Widerstand gegen die Ausbreitung des Islam zu skandalisieren, zu brechen und niederzumachen.

Mit dem reaktionären Islam und seinen Vertretern verbündet man sich als Linker nicht, um im Namen der Religionsfreiheit rechte Populisten zu bekämpfen. Denn der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund.

Der Islam war und ist für die von ihm eroberten Länder nie ein Fortschritt: überall, wo der Islam sich ausbreitete, zerstörte er Jahrtausende alte Kulturen [Mesopotamien, Babylon, Altägypten, Persien, Indien ...].

Betelgeuze

Meine Anerkennung - klar - fundiert und auf den Punkt gebracht . Ich hoffe das es Viele lesen -- und begreifen !

Die erfundene Realität

Manche Menschen erfinden Realität, kann man in diesem Artikel lesen. Bei dem Islam müsse man differenzieren. Völlig richtig! Es gibt beispielsweise nicht in allen islamischen Ländern die Todesstrafe für Homosexuelle, nur in einigen! Oder die Einstufung von Atheisten als Terroristen, in Saudi-Arabien seit 2014. Auch wenn es einen Terroranschlag gegen Atheisten wie in Paris gegen Charlie Hebdo gibt, weil dort Karikaturen von Mohammed gezeigt wurden, ist Differenzierung angesagt. Denn nur ein Teil der hierzu befragten muslimischen Schulkinder fand diesen Massenmord richtig, zwar die Mehrheit, aber nicht alle Schulkinder. Der "Islamische Staat" brüstet sich, Homosexuelle in aller Öffentlichkeit von Gebäuden zu werfen. Köpfe abhacken, Hände abhacken, Menschen steinigen, wir sehen es im Internet. Aber nun ist wieder Differenzieren angesagt. Bei der Menge, die ohne Protest zusieht: Sind einige innerlich dagegen? Vollverschleierte Personen, nur noch ein Gesichtsschlitz, Alltag in Deutschland. Wir lächeln sie an. Kein Lächeln kommt zurück. Menschen, die gar kein sichtbares Lächeln haben können. Aber bitte wieder nachdenken. Das ist doch nicht "der Islam". Es sind Muslime!

Robert , komm in die

Robert , komm in die Realität - Es ist der Islam , der den Moslimen das Lächeln gegenüber den "Ungläubigen" verbietet !

Erfundene Realität und selektive Wahrnehmung

Wenn Menschen erst einmal ein Feindbild haben, dann ist es leicht "reale" Fehler bei "den anderen" zu finden. Man muss nur gezielt nach ihnen suchen. Es ist eigentlich gar nicht mehr nötig, Fehler, die "die anderen" haben, zu erfinden, obwohl das als Addendum auch gemacht werden kann.

Solch ein Verhalten ist der Feind einer jeden Deeskalationsstrategie. Wer den Fehler allerdings nur bei den Populisten sucht, der lebt meines Erachtens auch in einer erfundenen Realität. Damit sich Feindbilder aufschaukeln bedarf es in aller Regel zweier Parteien, die in einer "erfundenen Realität" leben.

Also es ist schon interessant: Entweder man liest Artikel, die den Anhängern der AfD und Pegida Pauschalisierung vorwerfen, die zwar noch erwähnen, dass es den Islam nicht gibt, aber verschwiegen, dass es gefährliche totalitäre Strömungen im Islam gibt.

Oder man liest Artikel über den Islamismus.

Wie wäre ein Artikel zum Thema: "Wie Menschen Feindbilder konstruieren und sich gegenseitig Feindbilder aufschaukeln." "Wie Deeskalation funktionieren kann."

Zur "Differenzierung" reicht es, darauf hinzuweisen, dass nicht alle Europäer und nicht alle Muslime unfähig sind, zu differenzieren.