Rede in der Generalversammlung

50 Jahre Mitgliedschaft: Wie Scholz die UN reformieren will

Jonas Jordan20. September 2023
Bundeskanzler Olaf Scholz spricht in der UN-Generalversammlung in New York.
Bundeskanzler Olaf Scholz spricht in der UN-Generalversammlung in New York.
In der Nacht zum Mittwoch hat Bundeskanzler Olaf Scholz in der UN-Generalversammlung in New York gesprochen. Er warb in seiner Rede für eine Reform des UN-Sicherheitsrates und eine stärkere Rolle von Asien, Afrika und Lateinamerika.

Genau 50 Jahre ist es her, dass die Bundesrepublik Deutschland unter dem damaligem Bundeskanzler Willy Brandt als Ergebnis dessen Entspannungspolitik gemeinsam mit der damaligen DDR den Vereinten Nationen beitrat. 50 Jahre später hat in der Nacht zum Mittwoch erneut ein sozialdemokratischer Bundeskanzler in der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York gesprochen. Olaf Scholz warnte vor „Schein-Lösungen“ bei der Suche nach Frieden in der Ukraine und mahnte die Einhaltung der Prinzipien der UN-Charta an.

Mehr Gewicht für Afrika, Asien und Lateinamerika

Zugleich sprach er sich für eine Reform des UN-Sicherheitsrates aus, die inzwischen seit mehr als 20 Jahren diskutiert wird. Dieser hat derzeit zehn nicht-ständige Mitglieder, die jeweils für zwei Jahre in das Gremium gewählt werden, sowie in den USA, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Russland und China fünf ständige Mitglieder mit Veto-Recht. Bisher bildeten die Vereinten Nationen selbst die Realitäten einer multipolaren Welt nicht ausreichend ab, kritisierte Scholz.

Daher freue er sich, dass immer mehr Partner – darunter drei ständige Mitglieder des Sicherheitsrates – in der Reformfrage vorankommen zu wollen. „Klar ist doch: Afrika gebührt mehr Gewicht, so wie auch Asien und Lateinamerika.“ Unter dieser Prämisse müsse ergebnisoffen über eine Reform des Sicherheitsrates verhandelt werden. Diese Verhandlungen dürften dabei von keinem Land mit Maximalforderungen blockiert werden, sagte der Bundeskanzler und nannte in diesem Kontext auch den Wunsch nach einem ständigen Sitz Deutschlands im Sicherheitsrat nicht.

Bitte um Unterstützung für deutsche Kandidatur

Die Entscheidung über eine Reform dieses Gremiums müsse letztlich die Generalversammlung treffen, in der alle UN-Mitgliedsstaaten vertreten sind. Bis dahin wolle Deutschland als nicht-ständiges Mitglied im Sicherheitsrat Verantwortung übernehmen. Scholz bat daher um Unterstützung für die deutsche Kandidatur in den Jahren 2027 und 2028. Deutschland ist aktuell der zweitgrößter Finanzier der Vereinten Nationen.

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Kommentare

Zeitenwende ?

Die Forderung nach mehr Representanz der "Länder des Südens" kann ich nur befürworten. Aber glauben die Vertreter dieser Länder unserem Olaf ? Mitglieder seiner Regierung, besonders von den "Grünen" reisen durch die Welt und erheben, in paternalistischer Art und Weise, den moralinsauren Zeigefinger - da entstehen dort Zweifel ob gleichberechtigte Teilhabe auch wirklich gewünscht ist.

Das Elend der deutschen Außenpolitik!

Olaf Scholz hielt eine Rede vor der UNO-Hauptversammlung – und keiner ging hin. Lag das an der späten Stunde, oder wollte ihm keiner zuhören? Dass China die deutsche Außenministerin nur noch vom Hausmeister empfangen lässt, ist wohl klar. Dass Lula nicht viel von Deutschlands Vorstellungen hält, war seit den jüngsten Verhandlungen über das Mercosur-Abkommen zu erwarten. Dass aber Macron nicht einmal zur jüngsten UN-Vollversammlung angereist ist, wirft ein völlig neues Licht auf die Differenz zwischen der realen Bedeutung Deutschlands und deren Einschätzung durch Scholz, Klingbeil und dem KIP-Papier (20.1.23), das „Deutschland - Aufgrund seiner Größe - eine ganz zentrale Rolle ... (für) eine regelbasierte internationale Ordnung“ (S. 1) zuschreibt.

Dabei hielt Scholz eine gute Rede. Z. B. schmeichelte er dem Globalen Süden: „Afrika gebührt mehr Gewicht, so wie auch Asien und Lateinamerika“. Dem aber wird die USA so pauschal mit Blick auf eine „Reform des UN-Sicherheitsrates“, werden selbst Frankreich und England nicht zustimmen - wie sich auch China einer relativen Schlechterstellung im Sicherheitsrat entgegenstellen wird. Ich denke, darauf können wir uns verlassen.

ja, Sie sagen es, irgendwie peinlich der Auftritt,

dabei hat Scholz selbst ja nichts falsch gemacht. Nur das Interesse außerhalb Deutschlands ist für das , was wir gerade veranstalten, sehr gering.
Es gab dann in NYC auch noch eine PK auf Englisch, die auch "keinen Hund hinter dem Ofen hervorlockte". Die 7 anwesenden Journalisten kamen ausschließlich aus Deutschland und gehörten zum Tross des Bundeskanzlers und der separat angereisten Außenministerin. Peinlich, wenn man soviel zu sagen hat, und niemand hört zu, dabei wollen wir doch Vorbild sein, moralisch, bei der Klimarettung usw.